02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
«Pekings Ankündigung fiskalpolitischer Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft führten zu einer anfänglichen Euphorie. Doch der Gesamtumfang des Konjunkturpakets ist weiterhin unklar. Damit wächst die Unsicherheit unter den Anlegern wieder», schreibt Luca Castoldi, Senior Portfolio Manager, REYL Intesa Sanpaolo Singapore.
In den vergangenen Monaten wurden eine Reihe von schwachen Wirtschaftsindikatoren inmitten eines anhaltenden Immobilienabschwungs veröffentlicht, die ein zunehmend düsteres Bild für Chinas Aussichten zeichneten. Auch die internationalen Banken zeigten sich zunehmend skeptisch gegenüber den Wirtschafts- und Investitionsaussichten Chinas, wie die zahlreichen Herabstufungen zeigen.
Als Folge verkauften die Anleger ihre Bestände weiter. Zum Vergleich: Chinesische Inlandsaktien (CSI 300) und der Hongkong-Index (Hang Seng China Enterprise HSCEI) haben seit ihrem Höchststand 2021 (Peak-to-Through) aufgrund zusätzlicher Regulierung, Covid-19 und Handelsspannungen zwischen den USA und China erstaunliche 48 beziehungsweise 60 Prozent an Wert verloren.
Ende September griff die chinesische Regierung ein, um die Wirtschaft durch eine Fülle von Stützungsmassnahmen zu stützen. Das von den Anlegern als «Stimulus-Bazooka» bezeichnete weitreichende Paket umfasste eine Vielzahl von Massnahmen. Dazu gehören geldpolitische Instrumente und Unterstützung für den Immobilien- und Aktienmarkt. Darüber hinaus haben die chinesischen Entscheidungsträger weitere fiskalische Erleichterungen in Aussicht gestellt, die im Laufe der Woche bekannt gegeben werden dürften.
Beginnend mit den geldpolitischen Handlungen führte die People's Bank of China eine Reihe von Zinssenkungen ein, das betrifft 7D-Reverse-Repo, mittelfristiger Kreditzinssatz und Leitzins. Den Mindestreservesatz für Banken senkte sie um 50 Basispunkte und stellte für den Rest des Jahres eine weitere Senkung von 25 bis 50 Basispunkten in Aussicht.
Obwohl der Umfang der Senkung des Leitzinses und des Mindestreservesatzes im Vergleich zu den letzten Jahren grösser ist als üblich, sind ihre unmittelbaren Auswirkungen auf die Wirtschaft laut Castoldi unklar. «So dürfte die Senkung des Leitzinses die Kreditvergabe nicht nennenswert ankurbeln, da das derzeitige gedämpfte Kreditumfeld weniger auf ein mangelndes Kreditangebot als vielmehr auf eine unzureichende Nachfrage zurückzuführen ist. Dies wird durch eine gedrückte Stimmung untermauert.»
Der Gouverneur Pan stellte auch mehrere innovative und interessante neue Massnahmen zur Unterstützung der Finanzmärkte vor:
1) Einrichtung einer Swap-Fazilität in Höhe von 500 Milliarden RMB zur Erleichterung der Finanzierung für Makler, Versicherungen oder Fonds für Aktienkäufe, die um das drei- bis vierfache erhöht werden kann
2) eine Wiederverleihungsfazilität in Höhe von 300 Milliarden RMB für Unternehmen und Grossaktionäre zum Rückkauf von Aktien und zur Erhöhung des Aktienbesitzes
3) Einführung eines möglichen Stabilisierungsfonds
Diese Massnahmen zur Stimulierung des Aktienmarktes erzielten fast sofort die beabsichtigte Wirkung: Die chinesischen Aktien legten in den folgenden Wochen um mehr als 30 Prozent zu - die grösste Rallye seit 2008, die China zu einem der Märkte mit der besten Performance seit Jahresbeginn machte.
In den Medien wurden verschiedene steuerliche Handlungen diskutiert. Die chinesische Führung hatte nämlich deutliche Signale für eine stärkere fiskalische Unterstützung gegeben, die höchstwahrscheinlich bald bekannt gegeben werden. Zu den bemerkenswerteren Massnahmen gehören die Kapitalspritze für Banken in Höhe von 1 Milliarde RMB und ein Steuerpaket in Höhe von mindestens 2 Milliarden RMB, mit dem sowohl die Verschuldung der lokalen Gebietskörperschaften als auch der Konsum angegangen werden sollen. Da es keine offiziellen Details gebe, bleibe abzuwarten, wie sich diese Massnahmen auf die Ersparnisse der Verbraucher auswirken werden.
In nächster Zeit werden die Anleger die näheren Einzelheiten eines offiziellen steuerlichen Stimulus genau beobachten, zumal das Finanzministerium noch keine Ankündigung gemacht hat.
Das Fazit von Castoldi: «Das Stimulus-Bazooka ist ein positiver erster Schritt in die richtige Richtung, Langfristig sind jedoch verbesserte strukturelle Trends wie die Stabilisierung des Immobilienmarktes, steigende Löhne und Beschäftigungszuwächse und vor allem eine konsequente Politik am wichtigsten.»