20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
2022 werden die Aktienmärkte steigen, wenn auch mit geringerem Tempo als 2021. Trotzdem lohne es sich, Risiken zu minimieren, denn unter anderem drohe ein schneller als erwartetes Tapering der Fed, sagt Shamik Dhar von BNY Mellon Investment Management in seinem vierteljährlichen Marktausblick.
Seit beinahe zwei Jahren werden die Marktprognosen von Corona beherrscht. Zweifellos stelle Covid-19 nach wie vor eine grosse Bedrohung dar. Die erneuten Lockdowns in Nordeuropa, die Abriegelungen in Teilen Chinas sowie die neue Omikron-Variante rufen das deutlich in Erinnerung. Aber zum ersten Mal seit zwei Jahren können sich die Marktteilnehmenden mit anderen Themen beschäftigen, die das Wirtschaftsgeschehen beeinflussen – und die nichts oder nur indirekt mit dem Virus zu tun haben.
"Zunächst wäre da die weltweite Störung der Lieferketten und der damit verbundene Mangel auf der Angebotsseite", sagt Shamik Dhar, Chief Economist von BNY Mellon Investment Management. Fabrikschliessungen in Asien und anderen Teilen der Welt während des Sommers 2021 hätten zu einer Knappheit von Schlüsselkomponenten wie zum Beispiel Halbleitern geführt. Die Lieferzeiten hätten sich verlängert, die Lagerbestände seien gesunken und die Preise für wichtige Produkte stark gestiegen.
Zweitens, und das werde weniger häufig erwähnt, gebe es nach wie vor eine angestaute Nachfrage, die zu höheren Sparbeständen auf Bankkonten führte. Eine Analyse von BNY Mellon IM deutet darauf hin, dass die Haushalte in mehreren Ländern während der Pandemie zwischen 10 bis 15% des verfügbaren Einkommens gespart haben. "Wenn das Vertrauen zurückkehrt und die Haushalte beschliessen, auch nur einen Teil dieser Bargeldbestände auszugeben, könnte das die Gesamtnachfrage enorm ankurbeln", betont der Chefökonom.
Was bedeutet das für die Finanzmärkte? BNY Mellon Investment Management geht im Basisszenario (40% Wahrscheinlichkeit) davon aus, dass sich die Versorgungsunterbrechungen als vorübergehend erweisen. Die internationalen Warenmärkte beginnen sich wohl im Laufe des Jahres wieder zu entspannen. Die Lieferzeiten dürften sich verkürzen, der Lagerbestand wieder aufgebaut und die Arbeitsplätze in den am stärksten belasteten Sektoren besetzt werden. "Das Wachstum könnte dank der hohen Nachfrage und des wiedererstarkenden Angebots robust bleiben", so Dhar. Ausserdem: "Die Produktion wird einen zusätzlichen Schub erhalten, da der Lagerbestand wieder aufgebaut werden muss."
Da sich Angebot und Nachfrage erholen werden, werde sich auch der Inflationsdruck in Grenzen halten. Die Teuerung könnte ab dem zweiten Quartal relativ schnell sinken und sich so als vorübergehend erweisen. Ende 2022 dürfte die Inflation in den grossen Volkswirtschaften einschliesslich der USA, des Euroraums und Chinas nahe an den Zielwerten liegen. Die Geldpolitik werde sich in etwa so entwickeln, wie es die grossen Zentralbanken angekündigt haben. Die US-Notenbank dürfte die Zinsen im ersten und zweiten Quartal 2022 auf dem jetzigen Niveau halten und dann allmählich anheben.
China werde wohl seine "Null-Covid"-Strategie lockern, indem die Intensität der Lockdowns und der Quarantäneauflagen schrittweise verringert werden. Die chinesischen Behörden werden wohl zudem die Geld- und auch die Steuerpolitik lockern. Das dürfte Privatanlegerinnen und -anleger im Immobiliensektor entschädigen, die durch bezahlte, aber nicht gebaute Immobilien Verluste erlitten haben. Das Verbrauchervertrauen werde sich als Folge stabilisieren und die chinesische Wirtschaft dürfte erneut rund 4 bis 5% wachsen, erwartet Dhar.
Insgesamt bleiben seiner Meinung nach Aktien die attraktivste Anlageklasse. Die Börsen dürften auch dieses Jahr steigen, wenn auch mit geringerem Tempo als 2021. "Allerdings veranlassen uns die aktuellen Unsicherheiten – zum Beispiel das Risiko eines schnelleren Tapering mit Blick auf die hartnäckige Inflation und die angebotsseitigen Engpässe – dazu, Risiken zu minimieren. Die Hausse ist reif und somit wird es immer schwieriger, hohe Renditen zu erzielen", sagt Dahr. Es bleibe aber nach wie vor ein gutes Umfeld für eine Bottom-up-Aktienauswahl und eine aktive Vermögensallokation.
"Wir bevorzugen weiterhin Value-Aktien aus den Sektoren zyklische Konsumgüter, Grundstoffe, Industriewerte, Energie und Finanzwerte", so der Chefökonom. Während Growth-Titel zu kämpfen haben dürften, können sich qualitativ hochwertige Unternehmen mit hohem Cashflow und geringer Verschuldung gegen eine höhere Volatilität absichern, sollten die Zinsen steigen und variabler werden. Viele der positiven Faktoren bleiben für internationale Aktien bestehen, einschliesslich der attraktiveren Bewertungen im Vergleich zu US-Aktien.