21.11.2024, 10:45 Uhr
In seinem wirtschaftlichen Ausblick für 2025 prognostiziert Robeco ein weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft. Die US-Wirtschaft zeige sich trotz einer Abkühlung des Verbrauchs weiterhin...
Angesichts der konjunkturellen Ungewissheit lohne es sich in Szenarien zu denken. Risiken müssen erkannt und mögliche Renditen kalkuliert werden, schreibt Shamik Dhar von BNY Mellon Investment Management in seinem vierteljährlichen Marktausblick.
Der Krieg in der Ukraine ist eine humanitäre Katastrophe. Da die Tragödie unmittelbar auf Corona folgt, sei die ohnehin fragile Weltwirtschaft auf unvorhersehbare Weise gefordert. "Steigende Energie- und Rohstoffpreise werden die Importländer hart treffen und gleichzeitig den Handlungsspielraum der Notenbanken einschränken, weil die Geldpolitik mit hoher Inflation und einer stagnierenden Konjunktur konfrontiert ist", sagt Shamik Dhar, Chief Economist von BNY Mellon Investment Management.
Die internationalen Sanktionen würden für die russische Wirtschaft verheerende Auswirkungen haben. Da aber Russland auf den Energie-, Rohstoff- und Finanzmärkten eng mit dem Rest der Welt verbunden ist, dürften die Sanktionen auch unbeabsichtigte Folgen für die Handelspartner haben. "Kein Wunder, sind die Märkte nervös", so Dhar.
Was bedeutet das für die Finanzmärkte? BNY Mellon IM weist zwei Szenarien eine Wahrscheinlichkeit von 35% zu.
Szenario 1: Im Best Case wird der Krieg in der Ukraine von kurzer Dauer sein und lokal begrenzt bleiben. Als Folge normalisiert sich der Energietransport in Europa und die Engpässe der Metall- und Agrarproduzenten werden beseitigt. Die Energie- und Rohstoffpreise sinken. Davon unabhängig sollten sich die Probleme in den weltweiten Lieferketten lösen. Asien scheint die Pandemie langsam zu überwinden, die Nachfrage kann wieder bedient werden. In China bleibt die Situation unübersichtlich, deshalb verzichtet BNY Mellon IM aktuell auf eine Einschätzung. Die Zentralbanken reagieren auf diese Entwicklungen mit einer kontinuierlichen Straffung der Geldpolitik. Die Finanzierungsbedingungen verbessern sich und risikoreichere Finanzmarktanlagen wie Aktien erholen sich deutlich..
Szenario 2: Der Krieg in der Ukraine wird andauern, da die Vermittlungsbemühungen scheitern. Die Energiekonzerne sind nicht in der Lage, die russischen Ausfälle zu kompensieren. Die Störung dürfte länger anhalten und auf andere Rohwarenmärkte übergreifen. Die Rohöl- und Gaspreise steigen weiter, was sich auf die Kaufkraft der Menschen in den Importländern auswirkt. Die Zentralbanken halten zunächst an der Straffung der Geldpolitik fest. Als Folge bricht die Nachfrage ein und lässt die Kerninflation sinken. Das wiederum veranlasst die Zentralbanken, die Geldpolitik wieder zu lockern. Eine weltweite Rezession kann 2022 allerdings nicht verhindert werden. Finanzmarktanlagen erholen sich frühestens in einem Jahr.
"Die unmittelbaren Aussichten für Aktien sind durchzogen", betont der Chefökonom. Die Märkte dürften volatil und die Risikoprämien hoch bleiben. Wegen der anhaltenden Inflation haben die Zentralbanken weniger Möglichkeiten, auf unerwartete Marktentwicklungen zu reagieren. Anlagen mit kurzen Laufzeiten dürften sich besser entwickeln als solche mit Langen.
Qualitätsaktien mit Dividendenzahlungen, die vor einer Geldentwertung schützen, dürften am besten abschneiden. Der nordamerikanische und aussereuropäische Aktienmarkt dürfte sich besser halten als der europäische. Unter den Schwellenländern werden wohl Rohstoffexporteure wie Mexiko, Indonesien, Südafrika und Brasilien profitieren.