04.10.2024, 15:09 Uhr
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Mit den "Basel IV"-Richtlinien werden neue Standards bei Marktrisiken im Handelsbuch sowie bei Kreditrisiken im Bankenbuch gesetzt. Laut Patrick Loepfe von Gentwo wirkt Verbriefung einer Verteuerung des Kreditgeschäfts von Banken entgegen. Sie helfe zudem, neue Investitionsmöglichkeiten zu schaffen.
Am 1. Januar 2023 werden die Richtlinien zu "Basel IV" inkraft treten. Es ist der letzte Schritt zur Änderung von Anforderungen hin zu einem internationalen Bankenstandard, wie er in den Jahren 2016 und 2017 vereinbart wurde. Der Basler Ausschuss bezeichnet die anstehenden Modifikationen als Abschluss von "Basel III". Während es bisher darum ging, die Risikofähigkeit von Banken durch üppigere Kapitalpuffer und verbesserte Kapitalqualität zu stärken, steht nun die Risikomessung im Vordergrund. In der Folge wird "Basel IV" die Freiheitsgrade bei der regulatorischen Risikomessung einschränken, den Standardisierungsgrad erhöhen und damit auch den Einfluss individueller Risikomodelle auf die regulatorischen Kapitalanforderungen reduzieren. Besonders betroffen: die Ermittlungen von Marktrisiken im Handelsbuch sowie von Kreditrisiken im Bankenbuch.
So verteuert sich das Halten von Kreditrisiken in der Bankenbilanz. Einerseits steigen im Zuge von "Basel IV" die Anforderungen an die Datenlage, die Datenverarbeitung und das Meldewesen – was mit entsprechend höheren "Unterhaltskosten" verbunden ist. Andererseits werden auch jene Banken die neuen Standardansätze einführen müssen, die bereits über interne Modelle verfügen. Hinzu kommen aufsichtsrechtliche "Floors", die mögliche Einsparungen durch interne Modelle begrenzen. "Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für Banken dar. Die anstehende Verteuerung von Krediten gefährdet voraussichtlich auch die Kreditversorgung der gesamten Volkswirtschaft", sagt Patrick Loepfe, Chairman und Mitgründer des Schweizer Fintech-Unternehmens Gentwo.
So haben viele Banken begonnen, über eine Auslagerung von Kreditrisiken (aus ihrer Bilanz in den Aussenbilanzteil) nachzudenken. Eine Lösung hierzu bieten laut Loepfe innovative Verbriefungsplattformen. Die voneinander getrennten (segregierten) Emissions-Setups stellen eine Art "One Stop Shop" dar, eine Lösung zur Verbriefung von jeglichen Vermögenswerten – inklusive Kreditpositionen. Insbesondere mittelgrossen Banken können die ausserbilanziellen Emissions-Setups helfen, Kreditportfolios und strukturierte Anlageprodukte aus ihren Bilanzen herauszuhalten.
"Im Kontext von 'Basel IV' handelt es sich für Banken also um eine interessante Alternative zum traditionellen Bilanz- und Emissionsgeschäft. Denn eine derartige Infrastruktur ist viel mehr als nur ein Instrument zur Entlastung der Bankenbilanz oder zur Einsparung von Eigenmitteln. Sie gibt professionellen Investoren auch Zugang zu neuen Anlagewerten und liefert damit dem Kundengeschäft entscheidende, neue Impulse – ohne regulatorische Nachteile. Und werden neue Anlageprodukte emittiert, werden Bilanzen aufgrund des ausserbilanziellen Konzepts auch nicht belastet" erklärt der Chairman von Gentwo.
Die innovativen Verbriefungslösungen seien längst nicht mehr nur Grossbanken vorbehalten. Kleinere Insitute könnten sie heute schon wirtschaftlich in Anspruch nehmen, um Kapitalkosten und Belastungen aus Kredit- und Zinsänderungsrisiken in der Bilanz zu vermeiden. Dank neuer Investitionsmöglichkeiten könnten professionelle Anleger gleichzeitig von einem höheren Diversifikationspotenzial profitieren. "Die Zukunft liegt in einem rein zweckorientierten Ansatz: Jeder Finanzintermediär – ob klein oder gross – sollte heute schon über seine eigene, ausserbilanzielle Verbriefungseinheit verfügen", rät Loepfe.