03.12.2024, 10:52 Uhr
Die auf Private-Equity Investments spezialisierte Partners Group übernimmt mit der Empira Group eine grosse Immobilien-Plattform. Empira verfügt über ein Portfolio von Wohnimmobilien in Europa und den USA mit einem...
Die technologischen Megatrends der jüngsten Zeit gehen auch an der Finanzbranche nicht spurlos vorbei. Die Umsetzung allerdings gestaltet sich bei Schweizer Banken noch eher schwerfällig.
Analysiert man die einzelnen technologischen Entwicklungsfelder etwas genauer, stellt man rasch fest, dass noch nie eine derart grosse Menge von technologischen Neuerungen von derartigem Ausmass in so kurzer Zeit aufgetreten sind. Die Herausforderungen sind über alle Branchen hinweg riesig. Noch nie war die Menschheit von der technologischen Veränderung derart gefordert worden. Da kommt auch die Finanzbranche nicht darum herum. Zu den aktuellen technologischen Megatrends gehören gemäss Banking Trend-Map 2019 des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ):
Doch schon allein aus ökonomischer Sicht betrachtet zeigt sich ein ernüchterndes Bild, wie Urs Blattmann, Bankberater und Dozent am IFZ, schreibt: "Schon die Digitalisierung einzelner Produkte und Dienstleistungen erfordert Investitionen in gewaltiger Höhe. Wie sollen Banken da gleichzeitig noch Investitionen in ähnlichem oder gar noch grösseren Umfang beispielsweise in Data Analytics und künstliche Intelligenz leisten, wo doch gerade die Margen am Schrumpfen sind? Es liegt auf der Hand, dass Schweizer Banken mit herkömmlichen Lösungsansätzen bei den aktuellen technologischen Herausforderungen nicht erfolgreich sein können. Während andere Unternehmen, insbesondere die Tech-Giganten und FinTechs, welche erfolgreich grosse Mittel akquiriert haben, in kurzer Zeit grosse Summen investieren können, sind den hiesigen Finanzinstituten in der Regel enge ökonomische Grenzen gesetzt."
Die Bankkunden würden allerdings sehr rasch schon bequeme Lösungen erwarten, so Blattmann. Kunden sind sich gewohnt, dass sie auf ihrem Smartphone alle Informationen jederzeit und überall zur Verfügung haben. Sie erwarten dies auch im Finanzbereich: "Jederzeit den finanziellen Status – am liebsten gleich über alle Bankkonten auch bei verschiedenen Instituten konsolidiert – abrufen, Rechnungen mit einem «wisch» bezahlen oder Freunden so Geld senden und Anlagen mit wenigen Klicks tätigen zu können, wird schon bald als Minimalanforderung daherkommen. Dazu sollten gleich noch die Informationen der Versicherungen und der Krankenkasse in derselben App verfügbar sein," bringt Blattmann die Forderungen auf den Punkt.
Der Finanzmarktspezialist macht deutlich, dass nicht nur kleine, sondern auch mittlere und grössere Banken in der Schweiz, ja selbst die Grossbanken, in Zukunft aufgrund der hohen Erwartungen und der enormen technischen Herausforderung nicht mehr in der Lage sein werden, sämtliche Herausforderungen allein zu meistern. Hier den Alleingang zu wagen, scheint für Blattmann wenig zielführend, denn selbst Tech-Giganten wie Google oder Facebook ziehen für gewisse Bereiche Spezialisten von aussen hinzu.
"Schweizer Banken sollten angesichts der von aussen getriebenen Veränderungen von den Besten lernen und erkennen, dass die Lösung der bevorstehenden Herkulesaufgabe nur mit Sourcing, Kooperationen und Plattformen möglich sein wird. Dies erfordert jedoch bei den meisten Instituten ein fundamentales Umdenken: Denn obschon jede Bank behauptet, kundenzentriert zu sein, handelt man nach wie vor unternehmenszentriert. Grundsätzlich wird alles in der Bank selbst gemacht, weil man so auch die direkte Kontrolle hat", meint Blattmann. Als Beispiel nennt er Hypothekarprozesse, die mit hohem Aufwand digitalisiert werden, meist ohne zu prüfen, ob die Auslagerung der Kreditverarbeitung die bessere Option wäre. Dabei sind die wenigsten Hypothekarkunden interessiert, wer die Abwicklung erledigt, so lange alles einwandfrei funktioniert.
Auch bei Diskussionen rund um neue Plattformen sei laut Blattmann der «not invented here» Gedanke bei Banken omnipräsent: "Man begrüsst zwar die Idee einer Plattform durchaus, aber nur wenn es diejenige ist, die man gerade selbst entwickelt. Solange Banken das Denken nicht verändern und offen für Lösungen von Dritten werden, behindern sie sich selbst auf dem Weg in eine erfolgreich Zukunft." Mit der Veränderung des Denkens ist es aber noch lange nicht getan. Wenn Banken davon überzeugt sind, dass der Wandel nur mit Sourcing, Kooperationen und Plattformen erfolgreich bewältigt werden kann, dann müssen sie einerseits rasch solche Handlungsoptionen erarbeiten und realisieren. Andererseits müssen sie auch dafür sorgen, dass sie über die nötigen Kompetenzen verfügen.
Blattmann ist der Meinung, dass Banken sich stärker auf ihr Kerngeschäft fokussieren und in vielen Bereichen Spezialisten hinzuziehen müssen, welche in ihrem Kerngebiet ein ausgezeichnetes Know-how und eine hervorragende Effizienz in die Zusammenarbeit einbringen können. Ohne die richtige mentale Einstellung und die entsprechenden bankinternen Anpassungen werde daraus aber nichts werden. So fasst er seine Empfehlungen an die Banken in drei Punkten zusammen: