23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Stefan Kreuzkamp von DWS blickt skeptisch auf die Anlageaussichten für das vierte Quartal. Doch viele der marktbelastenden Probleme dürften nur vorübergehender Natur sein. "Das Gesamtumfeld bleibt unseres Erachtens weiter recht positiv", fasst er zusammen.
So schwach, wie das dritte Quartal endete, fing das vierte an. Man müsse nicht gleich das hässliche Wort Stagflation bemühen, so Stefan Kreuzkamp, CIO von DWS, aber die Kombination aus steigenden Energiepreisen, angebotsseitigen Störungen, der Aussicht auf eine langsam straffer werdende Geldpolitik, der Wachstumsverlangsamung in Asien und dem andauernden US-Haushaltsstreit sei nicht der Mix, aus dem Anlegerträume gemacht sind. Zumal einige von ihnen auch angesichts der Jahreszeit zusätzlich nervös werden könnten, da die Anzahl der Covid-Neuansteckungen wieder steigen könnte, nachdem sie global seit über einem Monat wieder rückläufig ist.
Die gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunkenen Todeszahlen dürften jedoch zu einer positiveren Einschätzung führen, auch wenn die Kombination aus Delta-Variante und nachlassender Impfdynamik die ursprünglichen Erwartungen etwas gedämpft hat. Gleichzeitig sind aber die klinischen Studienergebnisse der antiviralen Pille von Merck Co auf der positiven Überraschungsseite zu verbuchen. Die Pille verspricht, schwere Krankheitsverläufe eindämmen zu können, und zeigte bisher keine schweren Nebenwirkungen. Es wird auf eine schnelle Marktzulassung gedrängt. Insgesamt gehen wir jedoch davon aus, dass Covid die Schlagzeilen diesen Winter weniger dominieren wird als noch vor einem Jahr.
Nach längeren Seitwärtsbewegungen haben die Staatsanleiherenditen in den vergangenen Wochen an Fahrt aufgenommen und sich nach oben bewegt. Wir erwarten, dass diese Bewegung voranschreitet, aber nicht mehr in grossen Schritten. Die Zentralbanken haben ihre Karten auf den Tisch gelegt, so dass ihre leicht straffere Haltung dem Markt jetzt bekannt sein dürfte. Wir haben unsere Short-Position bei deutschen 2- und 10-jährigen Staatsanleihen geschlossen und sind zurück auf Neutral gegangen. Wir denken nicht, dass Staatsanleihen selbst bei weiter volatilen Aktienmärkten als sichere Häfen gesucht sein werden, insbesondere in einem Umfeld mit andauerndem Wirtschaftswachstum und Inflationssorgen.
Wo sich unseres Erachtens die im Vergleich zum Sommer höhere Unsicherheit und Volatilität bemerkbar machen könnte, ist im Hochzinssegment der Unternehmensanleihen. An ihnen ist die Marktkorrektur bisher fast gänzlich vorbeigegangen, ihre Risikoprämien sind also immer noch sehr gering. Doch neben idiosynkratischen Risiken, die sich aus der Energiepreisspitzen oder den Lieferkettenproblemen ergeben könnten, erwarten wir auch eine rege Emissionstätigkeit, welche die Nachfrage teils strapazieren könnte. Wir reduzieren daher von positiv auf neutral. Gleiches gilt für Unternehmensanleihen aus Asien, bei denen die Volten um Evergrande herum zwar bereits deutliche Spuren hinterlassen haben, bei denen wir aber nicht ausschließen können, dass weitere Massnahmen Pekings diese Anlageklasse erneut unter Druck setzen.
Die überfällige Korrektur im Aktienbereich hat begonnen, wie lange sie andauern wird, bleibt abzuwarten. Das Gesamtumfeld ist weiterhin positiv mit niedrigen Zinsen und Wirtschafts- und Gewinnwachstum. Trotz einer sehr starken Berichtssaison zum zweiten Quartal haben die Analysten auch für das dritte Quartal ihre Gewinnschätzungen nochmals erhöht. Doch für das vierte Quartal könnte es enger werden, nachdem zahlreiche Firmen einen vorsichtigen Ausblick aufs Jahresende gegeben haben. Die Verteuerung der Materialkosten, wie auch der Arbeitskräftemangel gehen nicht mehr spurlos an den Firmen vorbei, die sich nun entscheiden müssen, die Marge durch höhere Verkaufspreise oder das Umsatzvolumen durch gleichbleibende Preise retten zu wollen.
Auch die Ausgabenfreude der Konsumenten könnte sich eintrüben, wenn sich die Auswirkungen der Energiepreiserhöhungen, das Ende der Lohnhilfen oder aber auch das vorläufige Ende aus Kapitalmarktgewinnen im Portemonnaie bemerkbar machen. Wir behalten unsere ausgewogene Positionierung aus einerseits margen- und wachstumsstarken Technologiewerten und andererseits zyklischen Qualitätstiteln weiter bei.
Die Nervosität beim Thema Energie ist hoch und dürfte es auch weiterhin bleiben. Wenn der Tenor vieler Marktteilnehmer ist, man hoffe auf einen milden Winter, wird klar, wie ernst die Lage ist. Die Gaslager sind relativ leer und im regenerativen Bereich fehlt es an Wind. Kohle und Öl erleben einen Nachfrageschub, der ESG-Verfechtern die Tränen in die Augen treibt. Aus unserer Sicht spricht erst einmal wenig für eine Erholung der Preise in diesem Bereich. Bei Metallen erwarten wir weiter sehr heterogene Märkte. Die Geschehnisse um Evergrande hinterlassen Spuren in der chinesischen Bauwirtschaft und werden auch auf baunahen Rohstoffen lasten, während andererseits die Energieknappheit in China zu Produktionsengpässen und somit Unterstützung beim Aluminiumpreis führen dürfte. Die Edelmetalle, insbesondere Gold, können von der höheren Marktvolatilität nicht profitieren, da steigende Realrenditen und ein festerer Dollarkurs auf ihnen lasten