Aktienmärkte im unaufhaltsamen Höhenflug

Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy bei ING Investment Management
Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy bei ING Investment Management

Die Aktienmärkte haben auch in dieser Woche ihren unaufhaltsamen Höhenflug fortgesetzt – immer neue zyklische Höchststände und Allzeithochs werden erklommen, so ING.

16.05.2013, 16:47 Uhr

Redaktion: dab

Man mag sich fragen, ob der Markt sich von den volkswirtschaftlichen Realitäten abgekoppelt hat, doch es wäre verfrüht, seine Positionen bereits dementsprechend anzupassen. In jedem Fall scheint es schwierig, Faktoren ausfindig zu machen, die in den nächsten Wochen oder sogar Monaten eine Marktumkehr auslösen könnten. Die technischen Widerstandslinien wurden bereits nach oben durchbrochen, die politischen und zyklischen Risiken sind rückläufig und der Drang, um null rentierende Barmittel wieder gewinnbringend anzulegen, steigt ständig.

Desgleichen zeichnet sich bereits eine neue Phase bei der Normalisierung des Asset-Allokationsprozesses institutioneller Vermögensverwalter (Pensionsfonds, Versicherer, Staatsfonds) ab. Steigende Renditen auf Staatsanleihen, boomende Aktienmärkte, nachlassende Kreditperformance und die Outperformance zyklischer Aktientitel könnten die Anleger motivieren, auf der Risikokurve immer höher zu klettern. Vergangenes Jahr ging es Investoren vor allem um Renditen, daher standen Festverzinsliche im Fokus. In den ersten vier Monaten 2013 hat sich der Fokus auf Einkommen ausgeweitet: Anleiheähnliche Aktien (zuverlässige Dividendenzahler) und Immobilien erfreuten sich zunehmender Beliebtheit, um frische Gelder anzulegen. Doch auch Festverzinsliche sind weiter populär. Die ersten Schritte hin zu einer Umschichtung von Renten zu Aktien finden bereits statt, da der Markt sich zunehmend an Wachstum und weniger an Einkommen orientiert und Festverzinsliche auf breiter Front allmählich nachlassen.

Noch ist Umschichtung zwar kein Thema, doch wir dürfen die sich wandelnden Marktdynamiken nicht aus den Augen verlieren. Daher haben wir unsere Risikoausrichtung verstärkt und unsere Aktiengewichtung moderat ausgeweitet. Neben den oben angedeuteten verhaltensbezogenen Argumenten sprechen vor allem zweierlei Gründe dafür.

Erstens ist die konjunkturelle Unsicherheit in den letzten zwei, drei Wochen etwas zurückgegangen. Die Wirtschaftsmeldungen aus den USA, Deutschland und Japan deuteten im Zeitraum Februar bis April lediglich auf eine leichte Schwäche hin und nicht etwa auf einen erneuten Abwärtstrend. So fielen die Beschäftigungszahlen in den USA, die Auftragseingänge in Deutschland und die Konsumdaten in Japan ermutigend aus. Ausserdem erreichten die Surprise-Indikatoren Ende April die Talsohle. Im Übrigen steuern niedrigere Energiepreise und höhere Aktienkurse wichtige Impulse für Kaufkraft und Zuversicht der Verbraucher bei.

Zweitens stützen die Massnahmen der geldpolitischen Instanzen (EZB-Zinssenkung, flexible QE der Fed) das Wachstum und signalisieren eine weniger wachstumsschädliche Fiskalpolitik. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die EU Spanien und den Niederlanden mehr Zeit zum Erreichen der Defizitziele zugestanden hat. Zugleich besteht in Frankreich und Italien wenig Neigung, strikte Sparmassnahmen umzusetzen.

Festverzinsliche
Bei Spreadprodukten setzen wir jetzt wieder auf eine moderate Übergewichtung von High Yield (HY) und Senior Loans (SL). Auch lokale Schwellenländer-Anleihen gewichten wir über, da sie von hoher globaler Liquidität, stagnierendem Wachstum und rückläufiger Inflation profitieren. Unternehmensanleihen mit hoher Exponierung gegenüber Europa bzw. Sensitivität gegenüber der Wachstumsentwicklung an den Emerging Markets bleiben dagegen untergewichtet. Das gilt für europäische Investment-Grade-Titel und auf Hartwährung lautende Emerging Markets Debt.

Aktien
Unsere Aktienposition ist jetzt etwas zyklischer ausgerichtet, da wir uns lediglich in einer vorübergehenden Schwächephase befinden. Nach dem massiven Kursrutsch in diesem Segment haben wir unser Exposure gegenüber zyklischen Rohstoffen ausgeweitet. Wir favorisieren allerdings zyklische Sektoren ausserhalb des Rohstoffsegments. Grund sind die Erholung am US-Wohnimmobilien- und Arbeitsmarkt sowie der erwartete Anstieg der Investitionstätigkeit. Unser Engagement in den Wachstumssektoren haben wir zurückgefahren, da es zu teuer wurde. Was geografische Regionen betrifft, bevorzugen wir Japan. Hier sind Geldpolitik, Bewertung, Gewinndynamik und Kapitalflüsse günstig. Bei EM bleiben wir untergewichtet.

Immobilien
Wir halten an unserer moderaten Übergewichtung von Immobilien fest. Marktdynamik und Bewertungen sind weiter ausgesprochen günstig. Die im Vergleich zu anderen Assetklassen hohen Dividendenrenditen sowie bessere Wohnimmobiliendaten in den USA und China liefern ebenfalls positive Impulse.

Rohstoffe

Bei Rohstoffen bleiben wir neutral. Im Prinzip ist das Umfeld für eine weltweite Erholung zwar weiterhin günstig, doch schwächere Daten aus China machen die weiteren Aussichten etwas ungewisser. Daneben wird die Performance im Rohstoffsektor durch schwache Marktdynamik und nachlassendes Anlegerinteresse gedämpft. Damit halten wir uns momentan etwas im Hintergrund, doch sobald sich eine greifbarere Endnachfrage abzeichnet, könnten auch die Preise wieder anziehen.

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