23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Degroof Petercam Asset Management hält die derzeitige Schwäche des Wachstums und der Unternehmensgewinne lediglich für eine Delle im langfristigen Aufwärtstrend. Trotz Spannungsfeld zwischen zyklischem Abschwung und lockerer Geldpolitik der Zentralbanken sei eine zu negative Einstellung gegenüber Aktien unangebracht.
Das Wirtschaftswachstum – vor allem im Industriesektor – ist weiterhin von einer negativen Dynamik geprägt und politische Auseinandersetzungen auf europäischer und globaler Ebene sorgen zusätzlich für Unsicherheit. Daher stellen sich viele Investoren die Frage, wie es mit dem Geschäftsklima bzw. den Investitionen der Unternehmen und dementsprechend an den Aktienmärkten weitergeht.
Die Konsensschätzungen für das Wachstum der Gewinne pro Aktie wurden zuletzt in allen Regionen erneut leicht nach unten korrigiert. In Europa liegen die Erwartungen demnach bei 2,3 Prozent für 2019 und 9,7 Prozent für 2020. "Wir halten diese Annahmen für unrealistisch und gehen davon aus, dass der Gewinn pro Aktie für 2019 etwa bei null liegen dürfte", sagt Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM). "Allerdings rechnen wir nicht mit rückläufigen Gewinnen, da sich die Wirtschaft insgesamt recht gut hält."
Der Asset Allocation-Stratege nimmt an, dass die Volatilität in den kommenden Monaten weiterhin eine bedeutende Rolle an den Aktienmärkten spielen wird. Als Gründe hierfür nennt er auf globaler Ebene die Wachstumsprobleme (vor allem in China), die Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie die Spannungen im Nahen Osten. Europa bleibe ein Pulverfass – zum einen durch den Risikofaktor Italien, zum anderen durch den mit Boris Johnson als neuer Premier wieder wahrscheinlicher gewordenen "harten" Ausstieg Grossbritanniens aus der EU.
"Die Gesamtsituation spricht dafür, diversifizierende Komponenten im Portfolio nicht ausser Acht zu lassen. Insgesamt bleiben wir für Aktien bei einer leicht untergewichteten bis neutralen Positionierung", sagt Ceelen. "Obwohl sich die Märkte in einem Spannungsfeld zwischen zyklischem Abschwung und lockerer Geldpolitik der Zentralbanken befinden, halten wir eine zu negative Einstellung für unangebracht."
Er begründet seine Einschätzung vor allem mit der Bereitschaft der Zentralbanken, Wachstum und Bewertungen durch weitere Anreize zu unterstützen, so dass geringere Gewinne durch höhere Kennzahlen ausgeglichen werden sollten. Gleichzeitig werde auch China neue Anreize über geld- und haushaltspolitische Massnahmen schaffen. Daher ist der DPAM-Experte der Auffassung, dass die derzeitige Schwäche des Wachstums und der Gewinne lediglich eine Delle in einem langfristigen Aufwärtstrend bilden.
Die Bewertungen in Europa zeigen sich laut Ceelen weiterhin attraktiv, während die allgemeinen Gewinnerwartungen zu optimistisch seien. Politische Probleme (Brexit, Italien) belasteten nach wie vor die Stimmung. "Wir erkennen daher keinen Impuls, der diese Bewertungslücke schliessen könnte. Aus der Bottom-up-Perspektive kennzeichnet sich der europäische Aktienmarkt weniger durch Qualität als vielmehr eine starke Abhängigkeit von Finanzwerten und durch Disruption beeinträchtigte Branchen. Wir sind jedoch weiterhin fest vom Potenzial des aktiven Managements überzeugt, mit dem sich in Europa eine Outperformance erzielen lässt", so der Experte.
Die Bewertungen im US-Aktienmarkt sind nach Ansicht des DPAM-Experten im Vergleich zu Obligationen und europäischen Aktien weniger attraktiv, während das Gewinnwachstum mit dem in Europa vergleichbar sei. Allerdings unterstützten Aktienrückkäufe weiterhin das Wachstum der Gewinne pro Aktie. Im US-Aktienmarkt hätten vor allem disruptive Unternehmen ein hohes Gewicht. Hinzu komme, dass man im Vergleich zu anderen globalen Aktienmärkten höherwertige Unternehmen finde und der Markt robuster sei.
"Japanische Aktien gehören mit einem hohen Anteil von Investitionsgüter- und Automobilherstellern nach wie vor zu den konjunkturempfindlichsten Märkten. Wir gehen davon aus, dass die für Oktober geplante Umsatzsteuererhöhung kurzfristig eine bremsende Wirkung auf die Wirtschaft haben wird", sagt Ceelen. "Die Erwartungen für das Gewinnwachstum in 2019 sinken weiter und liegen derzeit bei -7 Prozent. Massive Aktienrückkäufe könnten jedoch einen Ausgleich zu den negativen Schlagzeilen schaffen. Mittelfristig bleiben die Bewertungen attraktiv, und die Geldpolitik ist weiterhin extrem akkommodierend." Der Yen behalte seine Funktion einer Fluchtwährung, mit möglicherweise negativem Einfluss auf die Entwicklung japanischer Aktien in Euro gerechnet.
"Aktien der Schwellenländer beurteilen wir neutral und sind überzeugt, dass es China gelingen kann, seine Wachstumsschwäche durch geld- und haushaltspolitische Massnahmen in den Griff zu bekommen - auch trotz der weiteren Eskalation im Handelsstreit mit den USA", führt Ceelen weiter aus. Mässige Kapitalabflüsse hätten zuletzt wieder Kapitalzuflüssen Platz gemacht. Die Bewertungen liegen unter ihrem langfristigen Durchschnitt, und die Risikoaufschläge sind die höchsten im Universum der Schwellenländeraktienmärkte. "Ein sich stabilisierender oder etwas schwächerer Dollar hätte unterstützende Wirkung für die Emerging Markets", meint der DPAM-Experte.