Nicolas Kopitsis, Managing Director bei BNY Mellon.
Im Interview mit fondstrends.ch erläutert Nicolas Kopitsis, Managing Director bei BNY Mellon in der Schweiz, den Multi-Boutique-Ansatz des erfolgreichen Asset Managers.
14.01.2014, 10:47 Uhr
Redaktion: dab
Der Multi-Boutique-Ansatz, den auch BNY Mellon verfolgt, wird immer beliebter. Was sind die Vorteile dieses Modells? Gibt es auch Nachteile, die daraus erwachsen? Nicolas Kopitsis: Der Vorteil des Multi-Boutique-Ansatzes bei BNY Mellon liegt klar in der Bündelung ganz unterschiedlicher Asset Manager und entsprechender Kompetenzen unter einem Dach. Bei uns finden sich Experten in jedem Bereich, z.B. Standish, die sich seit 80 Jahren auf Fixed Income spezialisieren. Oder Newton, das in England entstanden ist und unter anderem High Dividend Investing mit thematischem Ansatz verfolgt. Insight z.B. entstand aus dem Liability Driven Investing. Oder Walter Scott, die sich ausschliesslich auf das Management von Global Equity Portfolios fokussiert haben. Wir als Distributionskanal der BNY Mellon in der Schweiz können unseren Kunden also eine breite Palette an Expertise offerieren. Ein normaler Trade-Off hiervon ist hingegen die Brand Awareness des Hauses BNY Mellon. Es besteht dem Kunden gegenüber manchmal Erklärungsbedarf, weil nicht klar ist, ob er gerade mit BNY Mellon oder einer Boutique von BNY Mellon in Kontakt steht. Das gehen wir aber als Country Representatives zusammen mit dem Marketing aktiv an. Ziel ist es, die Corporate Identity sowohl nach innen als auch nach aussen zu stärken.
BNY Mellon sind 15 ganz unterschiedliche Vermögensverwaltungsfirmen angeschlossen. Wie unterscheiden sich die einzelnen Boutiquen? Gibt es Bereiche, die nicht abgedeckt werden? Sind neue Boutiquen geplant? Erstens unterscheiden sich die Boutiquen von ihren geografischen Ansiedlungen, sie sind ja auf der ganzen Welt verteilt. Ausserdem weisen sie in der Asset-Class unterschiedliche Fokussierungen auf. Durch die unterschiedlichen Investmentphilosophien gibt es für den Endinvestor erhebliche Optionen der Diversifikation. BNY Mellon kann dem Kunden also unterschiedliche Strategien unabhängig voneinander anbieten.
Wir schauen immer auch nach neuen Boutiquen, die zu der overall-Strategie von BNY Mellon passen könnten. Expansion steht aber im Moment nicht auf der Agenda. Im European Equity Bereich, in gewissen Alternativen Bereichen oder bei den Rohstoffanlagen gibt es sicherlich noch einen Product Gap. Hier wollen wir selektiv weiterhin ausbauen, vorwiegend aus den bestehenden Boutiquen heraus.
Die beiden Large-Scale-Boutiquen Standish und Newton bieten beide Active Fixed Income an. Läuft man sich dann nicht gegenseitig den Rang ab? Newton bietet ja eher einen thematischen Ansatz. Der thematische Ansatz definiert hier die Bondselektion. Standish hingegen verfolgt eher einen traditionellen Stock-Picking- Ansatz und stützt sich auf Fundamentaldaten. Die beiden Boutiquen stehen ergo nicht in direkter Konkurrenz zueinander, weil sie unterschiedlich positioniert sind. Zudem haben Investoren unterschiedliche Präferenzen, manche bevorzugen zum Beispiel einen thematischen Ansatz. Für uns als Distributor ist es ein Vorteil, dem Kunden zwei verschiedene Ansätze anbieten zu können.
Die Boutiquen sind mit wenigen Ausnahmen 100-prozentige Tochtergesellschaften des BNY-Mellon-Konzerns. Gibt es dann einen CIO, der die Strategie top-down vorgibt? Nein, jede Boutique hat ihren eigenen CIO. Es gibt keinen von oben vorgegebenen House-View, den dann alle 15 Boutiquen einhalten müssten. Das würde nämlich bedeuten: Wenn der CIO falsch liegt, leidet die Performance aller 15 Boutiquen. Stattdessen kann man sich diversifizieren. Die Strategien werden unabhängig voneinander und eigenständig gebildet.
Plant BNY Mellon zu expandieren? Wenn ja, in welchen Bereichen? BNY Mellon hat schon in den wichtigen Märkten expandiert. Die Schweiz wurde als wichtiger Markt identifiziert und folglich ist BNY Mellon hier am Expandieren. Aber wir expandieren auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Asien. Es gilt natürlich auch zu unterscheiden, ob die Expansion auf der Produktionsseite oder der Distributionsseite stattfindet. Auf der Produktionsseite sehen wir derzeit keinen Handlungsbedarf. Auf der Distributionsseite sind wir am Suchen. Ich würde es aber eher als Hinzufügen von Expertise, denn als Expansion bezeichnen.
Ziehen Sie bei Fragen von Kunden jeweils Spezialisten der Boutiquen zur Rate? Bis zu einem gewissen Detaillierungsgrad kann ich Fragen selbst beantworten. Wenn es aber um Einzelheiten der Portfolios geht, über die wir nicht die kompletten Informationen haben, ziehen wir den Produktspezialisten oder Portfoliomanager der entsprechenden Boutique bei.
Welche Investment-Empfehlungen geben Sie in einem von niedrigen Zinsen und geringem Wachstum gekennzeichneten Umfeld? Das ist natürlich ein Thema, das die Investoren schon seit längerer Zeit beschäftigt. Wir bieten hier verschiedene Lösungsansätze. Beispielsweise Absolute-Return-Produkte. Auf der Bond-Seite ist Duration sicher eine wichtige Kennzahl, also Credit with no Duration. Man kann hierbei die Duration raushedgen. Absolute-Return wird angeboten von Newton oder Insight Investments oder jetzt neu auch von Standish. Im Bereich Diversified Growth haben wir auch die Multi-Asset-Solution, z.B. Newton mit dem Global Real Return. Im Emerging-Market-Debt-Bereich haben wir mit Standish einen Marktführer. In der letzten Zeit war es aufgrund der Marktsituation in dieser Anlagekategorie schwierig, einen positiven Return zu erzielen. Für solche Phasen haben wir eine passende Absolute-Return-Strategie von Insight Investments. Wir haben also eine ganze Reihe von guten Lösungen, die wir je nach Kundenbedürfnis anbieten können.
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