Öl - Verhältnismässig günstig?

17.03.2008, 15:14 Uhr

Der Ölpreis steigt und

kaum jemand mag vorhersagen in welche Höhen. Getrieben wird er vor allem von

einer starken Nachfrage aus den Emerging Markets. Zudem stützt das knappe Angebot an Öl den Preisanstieg. Und es könnte sich hierbei durchaus um eine langfristige

Entwicklung handeln, denn ein Abschwächen der Nachfrage ist derzeit nicht absehbar, meint Steve Thornber, Fondsmanager des Threadneedle Global Equity Income Fund and Head

of Global Oil Sector Team.

Der Verbrauch der

Schwellenländer nimmt bislang nur einen Bruchteil dessen ein, was in den

Industrienationen nachgefragt wird und da diese Länder ein starkes Wachstum

vorweisen, wird sich der Verbrauch noch deutlich steigern. Selbst wenn die Nachfrage

nach Öl in den Schwellenländern niemals das Niveau der Industrienationen

erreichen wird, muss dennoch das Angebot signifikant steigen, um der wachsenden

Nachfrage Herr zu werden.

Und gerade dieser

Angebotsschub wird wohl ausbleiben. Die leicht zu erschliessenden Ölfelder wie

in Alaska, Texas oder dem Golf von Mexiko, die das Wachstum der

Industrienationen in den 50ern, 60ern und 70ern unterstützt haben, haben ihre

produktiven Glanzzeiten längst hinter sich gelassen.

Neue Ölvorkommen sind indes

schwieriger zu erschliessen. In den 70ern waren Bohrungen in 200 Metern unter

dem Meeresspiegel eine technische Sensation. Heute wird vor der Westküste

Afrikas oder in Brasilien bereits in 2000 Metern unter dem Meeresspiegel

gebohrt.

Die nationalen Produktionszahlen

unterstreichen den Engpass. Die Produktion in den USA hatte ihren Höhepunkt

bereits 1969 erreicht. Das gleiche gilt für Venezuela 1998, Grossbritannien

1999 und Norwegen 2001. Die Ölförderung in den USA beträgt heute nur noch 40

Prozent von dem, was 1969 gefördert wurde. 1975 wurden in Grossbritannien 1,5

Millionen Barrel pro Tag von sieben Ölfeldern gefördert. Heute werden 100

Felder benötigt, um diese Menge zu produzieren (Source: Weeden & Co.).

Die starke Nachfrage und das

knappe Angebot sind der Grund, warum man annehmen muss, dass der Ölpreis weiter

steigen wird. Der Markt wird eng bleiben, da der Preis der einzige

Balancemechanismus ist. Kurzfristig kann es zu einer Entspannung kommen, wenn

sich die Nachfrage abschwächt oder es auf Produktionsseite kurzfristig zu einer

Überraschung kommt. Aber das sind dann auch wirklich nur kurzfristige

Entspannungen.

Auswirkungen auf die

Weltwirtschaft

Die Auswirkungen auf die

globale Wirtschaft werden bereits deutlich: Zwar ist die Nachfrage der OECD

leicht gefallen und auch die Verbaucher haben sich an den höheren Ölpreis

angepasst. Aber die Emerging Markets konsumieren fleissig, weshalb der Ölpreis

weiter steigt. Die Nachfrage nach Energie ist nicht elastisch. Das heisst, der

Nutzen einer Einheit Energie ist sehr hoch und es gibt keine vergleichbaren

Alternativen. Aus diesem Grund sind Verbraucher eher geneigt, auf andere Dinge

zu verzichten als auf Energie.

Es ist schwer vorherzusagen,

wann der Ölpreis die Wirtschaft direkt beeinflussen wird. Es mag eine Punkt

geben, an dem die Situation kippt und die Nachfrage explodiert. Aber wann das

sein wird, ist schwer zu bestimmen. Auf der anderen Seite kann man

argumentieren, dass der Ölpreis noch immer relativ günstig ist. Denn der Anteil

von Energie an den Verbraucherausgaben bleibt niedrig – niedriger als in den

70er und 80ern als es zu einem regelrechten Run des Ölpreises kam. Ein

Beispiel: der Ölpreis liegt derzeit bei rund 100 US-Dollar pro Barrel. Vergleicht

man dies mit dem Preis derselben Menge anderer Güter erhält man folgende

Zahlen: 140 US-Dollar pro Barrel Benzin in den USA, 320 US-Dollar pro Barrel

Benzin in Grossbritannien, 500 US-Dollar pro Barrel Coca Cola, 1250 US-Dollar

pro Barrel Starbucks Kaffee und 2400 US-Dollar pro Barrel Premium Lager. Es

wird deutlich, dass im Vergleich ein so kostbares Gut wie Energie dann doch

noch relativ günstig erscheint.

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