09.10.2024, 16:07 Uhr
Die deutsche Industrieproduktion stieg im August um 2,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit deutlich stärker als die von den Ökonomen im Durchschnitt prognostizierten 0,8 Prozent. Dies ist das Ergebnis eines...
Eine Studie von T. Rowe Price untersucht das Verhalten von US-Aktienkursen bei steigenden Zinsen. Die Studie zeigt, dass zwar keine direkte Beziehung zwischen steigenden Zinssätzen und den Erträgen von US-Aktien besteht, der breite US-Aktienmarkt aber seit 1970 in Zwölfmonatsperioden, in welchen die Renditen der zehnjährigen US-Schatzanweisungen relativ stark angestiegen sind, durchschnittlich 12,7 % Aktienrendite abgeworfen hat. Fondstrends führte hierzu ein Interview mit Rich Whitney, Leiter des für Portfolio-Strukturierung zuständigen Teams von T. Rowe Price und Toby Thompson, Analyst im Bereich Portfolio-Strukturierung von T. Rowe Price, der die Studie durchführte.
Steigende Zinsen können sich negativ auf die Gesamterträge von Anleihen auswirken. Doch wie wirkten sich steigende Zinsen in der Vergangenheit auf Aktieninvestitionen aus?
Rich Whitney: Steigende Zinsen beeinflussen die Anleihenpreise negativ, auf Aktien müssen sie jedoch nicht notwendigerweise die gleichen Auswirkungen haben. Es hängt vor allem stark davon ab, aus welchem Grund die Zinssätze ansteigen. Als Zeichen der Stärke ist es zu bewerten, wenn die Zinsen aufgrund einer erstarkenden Wirtschaft ansteigen und mehr Nachfrage nach Krediten und nach Endprodukten besteht. Weil sich eine solche Konstellation in steigenden Erträgen widerspiegeln dürfte, könnte dies natürlich auch für die Aktienrenditen positiv sein. In der Vergangenheit wurden steigende Zinssätze meistens von steigenden Aktienkursen begleitet.
Aber kann es nicht auch Situationen geben, in denen steigende Zinssätze die Aktienkurse drücken?
Rich Whitney: Wenn weitere Faktoren ins Spiel kommen, kann es durchaus zu diesem Effekt kommen. Wenn beispielsweise Aktien zu dem Zeitpunkt, an dem die Zinssätze zu steigen beginnen, bereits ziemlich hoch bewertet sind und die Zinserhöhungen bedeuteten, dass künftige Anleihenerträge besser mit Aktienerträgen konkurrieren. Dann besteht in der Tat die Möglichkeit, dass die Investoren beginnen, von Aktien auf Anleihen umzusteigen, was die Aktienerträge senken würde. Und während einige Finanzunternehmen steigende Zinsen oft weitergeben und so von ihnen profitieren können, könnten höhere Kreditkosten auf die Margen und die Profitabilität anderer Unternehmen und damit auch auf den Wert ihrer Aktien drücken.
Gibt es einen Schwellenwert bei den Zinsen, ab dem steigende Zinsen eher zu Kursverlusten bei Aktien führen?
Toby Thompson: In Perioden mit steigenden Zinssätzen zeigen die Bewertungen für den S&P 500-Index der grosskapitalisierten Titel erst dann die Tendenz, unter Druck zu geraten, wenn die Renditen der zehnjährigen US-Schatzanweisungen gegen 6 % anstiegen. Wenn ein Übergang von tiefen oder mässigen Zinsen zu nur leicht steigenden Zinsen stattfindet, dürfte dies die Wirtschaft, zumindest solange das Wachstum intakt bleibt, nicht unmittelbar belasten weshalb man nicht erwarten würde, dass dies für die Aktien negativ wäre.
Welche konkreten Daten stützen diese Behauptung?
Toby Thompson: Laut der Studie wurden nur in 21 % aller rollierenden Zwölfmonatsperioden mit steigenden Zinssätzen seit Januar 1970 negative Aktienrenditen beobachtet. Die negativen Renditen in einigen dieser Perioden könnten einer steigenden Inflation, einem geringen Wachstum, einem bereits hohen Zinsniveau zu Beginn des Zinsanstiegs oder einer Kombination dieser Faktoren zugeschrieben werden wie beispielsweise in den Perioden der Stagflation der Jahre 197374, in denen bei zunehmender Inflation das Wachstum rückläufig war. Im Gegensatz dazu scheint das derzeitige ungewöhnliche Umfeld in seinen Augen für Aktien relativ günstig zu sein, sollten die Zinssätze zu steigen beginnen. Die Zinssätze, die Inflation und die Inflationserwartungen sind ziemlich tief. Aktien sind in den Portfolios generell unterrepräsentiert und nicht allzu hoch bewertet. Der beispiellose Liquiditätsgrad, bewirkt durch die Politik der geldpolitischen Lockerung der Zentralbanken, bleibt bestehen. Und die Federal Reserve beginnt nun eher damit, ihre Anleihenkäufe zurückzufahren, als die Zinssätze zu erhöhen.