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Spekulationen um mögliche US-Rezession

21.04.2008, 09:40 Uhr

Wie Swiss Life Funds Business in ihrem aktuellen Quartalsbericht schreibt, sorgten Rezessionsängste an den Aktienmärkten für einen schlechten Start in das neue Jahr. An den führenden Börsenplätzen waren in den ersten Januarwochen Verluste im zweistelligen Prozentbereich zu beobachten.

Vor diesem Hintergrund trat die US-Notenbank am 22. Januar mit einer ausserterminlichen Zinssenkung um 75 Basispunkte auf den Plan. Die Massnahmen der Zentralbanken trugen im Berichtsquartal allerdings noch nicht die erwünschten Früchte, bestenfalls kann für die Zeit nach dem 22. Januar von einer allmählichen Stabilisierung gesprochen werden. Die Marktentwicklung war über das gesamte Quartal von erhöhter Volatilität geprägt. So verlor der SMI am 22. Januar zum Vortagesendstand vorübergehend 4.6%, um schliesslich 2.8% höher als am Vortag aus dem Handel zu gehen. Am 17. März erfuhr der SMI dann tatsächlich einen Tagesverlust von 5% und per Quartalsende notierte er um rund 16% unter dem Anfangsstand.

Angespannte Lage an den Kreditmärkten

Trotz weit über traditionelle Zinssenkungen hinausgehenden Massnahmen der führenden Notenbanken blieb die Lage an den Kreditmärkten angespannt. In den USA musste das Fed am 17. März die geregelte Übernahme der Bear Stearns durch JP Morgan mit einer weiteren Liquiditätszufuhr orchestrieren. Insgesamt senkte das Fed den Leitzins in drei Schritten um zwei Prozentpunkte von 4.25% auf nunmehr 2.25%. Die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank sahen nach wie vor von einer Zinssenkung ab. Beide Institute waren jedoch mit gezielten Liquiditätsspritzen an den Märkten präsent. Über das Quartal betrachtet war bei den Renditen auf Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ein Rückgang zu beobachten. Dieser fiel als Folge der aggressiven Politik der dortigen Notenbank in den USA weit stärker aus als in Europa. Die Zinsspannen für Unternehmensanleihen weiteten sich im ersten Quartal 2008 weiter aus.

Einbruch des US-Dollars

Besonders im letzten Monat der Berichtsperiode geriet das internationale Wechselkursgefüge ins Schwanken. Trotz der bis dahin bereits vollzogenen Zinssenkungen durch die US-Notenbank hielt sich die Abschwächung des amerikanischen Dollars gegenüber den anderen Leitwährungen bis Ende Februar noch in Grenzen. Eine erneute Welle der Liquiditätskrise zu Beginn des Monats März sorgte dann für einen entscheidenden Einbruch des Greenbacks. Gegenüber dem Schweizer Franken fiel der Dollar am 14. März erstmals auf Parität. Im Quartalsverlauf wertete sich der Schweizer auch zum Euro markant auf.

Schlittern die USA in eine Rezession?

Die kommenden Wochen werden Gewissheit darüber bringen, ob die Immobilienkrise in den USA tatsächlich in eine Rezession mündete und auch darüber, wie stark die übrigen Regionen von der Verlangsamung betroffen sind. Man kann die aktuelle Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten dahingehend interpretieren, dass das Schlimmste nun hinter uns liege. Dazu beigetragen haben auch die jüngsten Massnahmen der amerikanischen Notenbank. Es scheint klar, dass die Zentralbanken selbst zu unorthodoxen Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems bereit sind. Trotz nach wie vor negativen Meldungen aus dem amerikanischen Immobilienmarkt war in den jüngsten Wochen unter den Geschäftsbanken eine Zunahme der Kreditvergabe an die Privathaushalte zu beobachten. Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten bleibt die Rückkehr des Vertrauens der Geschäftsbanken untereinander. Eine solche Entwicklung liesse sich in den USA an einem Rückgang des sogenannten Ted-Spread, also der zurzeit unüblich hohen Differenz zwischen dem Zinssatz im Verkehr der Geschäftsbanken und jenem auf risikofreien kurzfristigen Schuldverschreibungen des amerikanischen Schatzamtes, ablesen. Dies wäre ein Hinweis darauf, dass die Abschreibungswelle zu einem Ende kommt.

Die Binnennachfrage in den USA wird im Verlaufe der kommenden Monate durch das verabschiedete Konjunkturpaket willkommene Impulse erfahren. Die Steuergeschenke an die Privathaushalte sind um so wichtiger, als dass die hohen Energiepreise deren verfügbares Einkommen zusätzlich belasten. Die Energiepreise stehen auch hinter dem markanten Anstieg der Teuerung auf Konsumentenstufe. Zusammen mit der Einschätzung, dass die geldpolitischen Massnahmen in der Tendenz inflationär wirken könnten, dürfte die Angst um einen weiteren Inflationsschub die Märkte in den nächsten Monaten zunehmend beherrschen. Unter diesen Annahmen könnte der Anstieg der Langfristzinsen in den kommenden Wochen zwischenzeitlich stärker ausfallen, als dies aufgrund der Umschichtungen aus risikofreien Anlagen in Aktien ohnehin zu erwarten wäre.

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