Rohstoffe leicht untergewichten
Energiekontraktlastige Rohstoffinvestitionen sollten aufgrund der negativen Korrelation zu Aktien in Krisenfällen und ansprechender Langfristrenditen grundsätzlich gemischten Portfolios hinzugefügt werden. Gemäss dem Investment Update von Swisscanto vom Juni 2008 wird empfohlen, Rohstoffe aufgrund der leicht gesunkenen Rollrenditen, leicht unterbewerteter Aktienmärkte und der wachsenden Anhängerschaft der Peak-Oil-Theoretiker gegenüber dem Benchmark leicht unterzugewichten.
Die Versicherungsfunktion von Rohstoffanlagen gegenüber adversen Angebotsschocks funktionierte hervorragend. Während der S&P GSCI Total Return Rohstoffindex seit anfangs Dezember 2007 um über 30% zulegen konnte, verlor der Weltaktienindex rund 4%. Einmal mehr zeigte sich aber auch, dass der Versicherungsschutz von Erdölaktien schlechter als derjenige von Rohstoff-Futures ist: Der amerikanische Öl- und Gassektor konnte "nur" eine Rendite von rund 15% erzielen.
Ist es im gegenwärtigen Umfeld angezeigt, auf den Hochgeschwindigkeitszug auf- oder vom Zug abzuspringen? Allgemein gilt, dass Commodities auf jeden Fall als Anlageklasse in ein gemischtes Portfolio aufgenommen werden sollten. Beim Schutz gegen die Inflations-krankheit, die OPEC und gegen Krisen in allen Erdöl exportierenden Ländern gilt es nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Mindestens 5% Rohstoffanlage sollten es schon sein.
Rohstoffpreisprognosen mit Vorsicht geniessen
Für energiekontraktlastige Rohstoffinvestments ist die aktuell brisante Situation beim Erdöl von zentraler Bedeutung. In der Theorie ist die ganze Bandbreite an Meinungen zur Erdölpreisentwicklung vertreten: Peak-Oil-Theoretiker, die das Erdöl in absehbarer Zeit ausgehen sehen, Bubble-Prognostiker, die dagegen davon überzeugt sind, dass bisher nur 20 bis 40% der vorhandenen Ölmenge eines Erdölfeldes gefördert werden, sowie die (schwachen) Agnostiker, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt brauchbare Prognosen hinsichtlich der zukünftigen Situation auf den Rohölmärkten nicht für möglich halten.
Die Anmassung oder das Vorgaukeln von Wissen ist jedoch gefährlich, insbesondere, wenn daraus extreme Asset-Allocation-Entscheide abgeleitet werden. Während Swisscanto sich sicher ist, dass bei einer extremen Krisensituation (z.B. Revolution in Saudi-Arabien) die Aktienmärkte zusammenbrechen und die Erdölpreise explodieren würden, sind wir hinsichtlich des ausnützbaren Wertes von eigenen und fremden Rohstoffpreisprognosen zurückhaltend und befinden uns deshalb (noch) im Lager der Agnostiker. Wir möchten aber darauf hinweisen, dass die Anhänger der Peak-Oil-These unter den Investoren auf dem Weg zur Mehrheit sind. Sobald diesbezügliche Umfragergebnisse zeigen, dass mehr als 75% Anhänger der Peak-Oil-These geworden sind, würden wir mit hohem Vertrauen ins Lager der (letzten) Bubble-Prognostiker schwenken und ein deutliches Untergewicht implementieren.
Eine Über- und Untergewichtung von Rohstoffen gegenüber dem Benchmark muss immer auch aus der Attraktivität der Opportunitätsanlagen und der Rollsituation abgeleitet werden.