24.10.2024, 09:42 Uhr
Im September zogen sich viele Anleger aus den Geldmarktfonds zurück. Die Rückzüge wurden nur zum Teil in Obligationen und Aktien investiert, sodass der Schweizer Fondsmarkt per Saldo einen Nettomittelrückfluss...
Das Niedrigzinsumfeld erfordert ein Umdenken im Anlagemanagement, erklärt die SFAMA. Altbewährte finanzwirtschaftliche Muster greifen im derzeitigen Kapitalmarktumfeld immer weniger. Alternative Anlagen bieten eine gute Ergänzungsmöglichkeit.
Mit Staatsobligationen ist aktuell eine Rendite von knapp über Null zu erzielen, der Aktienmarkt ist riskant und Edelmetalle machen nicht für das ganze Vermögen Sinn. Das Ertragspotenzial im traditionellen Anleihensegment ist zusammengeschrumpft. Um ihre Investmentziele zu erreichen, müssen Kapitalanleger ihre Portfoliokonstruktionen grundsätzlich überdenken. Zusätzlich zu den traditionellen Asset-Klassen sind auch neue Anlageformen in Betracht zu ziehen. Diese Thematik stand im Mittelpunkt der Medienkonferenz des SFAMA-AIC am 11. November in Zürich.
Hans-Jörg Baumann, Vorsitzender SFAMA-AIC und CEO Swiss Capital Alternative Investments AG, zeigte einleitend auf, wie Private-Markets-Anlagen (z.B. Private Debt, Private Equity, Infrastrukturinvestments, Commodities und Hedge Funds) als Investmentstil im globalen Anlagespektrum von 290 Billionen USD markant an Bedeutung gewannen und attraktive Investitionen für institutionelle Anleger wurden. Das Thema Disintermediation prägt die Finanzmärkte und sorgt für einen strukturellen Umbruch in Finanzanlagen.
Markus Fuchs, Geschäftsführer der SFAMA, ging auf die historische Entwicklung ein mit dem Jahr 2008 als Wendepunkt, wo auch bei den alternativen Anlagen eine grundlegende Veränderung einsetzte. Alle Anlagekategorien unterliegen den Marktkräften, haben Beta-Treiber und sind somit insbesondere von der Zinsentwicklung abhängig wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Deshalb sollten die Investoren einen horizontalen, d.h. ganzheitlichen Portfolioansatz verfolgen. Bezüglich ökonomischer Anlagetreiber wird dabei auf das Portfolio als Ganzes Top Down fokussiert, nicht auf die einzelnen spezifischen Bottom-up-Produkte. Die Fragen nach dem Risiko, welches die Investoren eingehen wollen respektive können, sowie nach der Rendite, die es langfristig zu erzielen gilt, stehen im Zentrum. Investitionsmöglichkeiten in Privatmarktanlagen wie Private Debt, Private Equity und Hedge Funds sind eine wirkungsvolle Ergänzung zum traditionellen Portfolio."
Zinsentwicklung
Jérôme Teïletche, Head of Cross Asset Solutions, Managing Director und Mitglied des Exekutivausschusses Unigestion, erläuterte seine Einschätzung der weiteren Zinsentwicklung. Die Zinsen könnten noch viel länger auf derart niedrigem Niveau verharren, als dies die meisten Leute erwarten. Andererseits kann eine Normalisierung der Geldpolitik ein Zeichen für die Verbesserung der makroökonomischen Situation sein, was zu einer besseren durchschnittlichen Performance führt. Viel hängt davon ab, ob die Zentralbanken-Politik als glaubwürdig beurteilt wird. Angesichts dieser Unsicherheiten sollten die Investoren eine diversifizierte sowie Risiko-kontrollierte Asset-Allokation verfolgen und wachsam bleiben, denn meistens kommt es anders, als man denkt, und Zinsanlagen dominieren aktuell die Risiken in den Anlageportfolios.
Private-Debt-Investitionen stark nachgefragt
Die langjährige Phase von tiefen Zinsen verbunden mit der angestrebten Diversifikation zu den herkömmlichen Investitionen in Staatsanleihen und dem Suchen nach Cash-Flows hat unter den institutionellen Kunden das Interesse an Investitionen in Private-Debt-Anlagen markant gefördert und zu einem verändertem Investitionsverhalten geführt. Der Private-Debt-Markt durchläuft seit einigen Jahren einen signifikanten Strukturwandel zugunsten von institutionellen Anlegern. Die zunehmende Regulierung, der Druck zu höheren Eigenmittelunterlegungspflichten von Banken und der Zwang zur Reduktion der bestehenden Bankbilanzen (too big to fail), verbunden mit konstant gegebener Nachfrage nach Finanzierungen von Industrieunternehmungen, Immobilien und Infrastrukturprojekten führen zu klassischen Disintermediationsmöglichkeiten zugunsten von Cash-Investoren, wie Pensionskassen und Versicherungen, sagte Hans-Jörg Baumann.
Long/Short Strategien dominieren
Volatilität bleibt nicht immer auf den historischen Tiefstständen. Hedge-Funds-Anlagen werden wieder vermehrt gesucht und im Portfoliokontext eingesetzt, wie dies die aktuellen Statistiken auch beweisen. So beträgt derzeit das weltweite Hedge-Funds-Volumen rund 2.8 Billionen CHF. In seinem Überblick fokussierte Laurent Reiss, Head of Advisory und Senior Managing Director von UBP, auf die Strategie Long-/Short Equity. Derzeit kommt sie bei rund 4'000 oder der Hälfte aller Hedge Funds weltweit zur Anwendung. Viele Firmen haben hohe Cash-Positionen, woraus sich günstige Finanzierungsmöglichkeiten ergeben. Wenn die Investoren bereit sind, auch in semi-liquide Fonds anzulegen, winkt zudem eine interessante Prämie. So haben über die letzten 10 Jahre alternative Anlagen mit hoher Liquidität um 8% zugelegt, während diejenigen mit semi-liquider Liquidität gar einen Gewinn von 14% vorweisen konnten. Diese Differenz ist im heutigen Anlageumfeld niedriger Zinsen sehr hoch und attraktiv, sagte Laurent Reiss.