Trübere Aussichten für die nordischen Länder

04.09.2008, 12:05 Uhr

Die Wirtschaftsabschwächung hat alle nordischen Länder getroffen. Der Grund: stärkere Inflation und höhere Zinsen. Ein Wirtschaftswachstum wird vor 2010 nicht erwartet. Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die Arbeitslosenrate nach einem mehrjährigen Abwärtstrend in Zukunft steigen wird.

Die Analysten von Nordea haben ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahre nach unten korrigiert. Dies wurde in der Publikation Economic Outlook von Nordea veröffentlicht. Die US-Krise und eine europäische Währung, die so stark wie noch nie ist, haben den europäischen Exportsektor hart getroffen; ein ähnlicher Trend lässt sich in fast allen asiatischen Ländern beobachten. Fest steht ebenfalls, dass eine Abkopplung der US-Wirtschaft von der übrigen Welt nicht möglich ist.

„Die Kreditkrise ist noch nicht überwunden, und die Immobilienmärkte in vielen Ländern leiden unter schwerwiegenden Problemen, was sich auf die Aussichten für den Privatkonsum und das Investitionsklima auswirkt. Es liegt auf der Hand, dass wir einen relativ langen Zeitraum mit einem gedämpften Wachstum erwarten können – auch in den nordischen Ländern“, sagt Nordeas Chefökonom, Helge J. Pedersen.

Die dänische Wirtschaft ist bereits von einer markanten wirtschaftlichen Abschwächung gezeichnet. Dies ist weiterhin der Krise auf dem Immobilienmarkt zuzuschreiben, die zu einem geringeren Anstieg der Verbraucherausgaben und rückläufigen Immobilieninvestitionen geführt hat. Hinzu kommt, dass eine hohe Inflation und auch die Wirtschaftsprognosen für die wichtigsten Handelspartner des Landes, die nur als düster bezeichnet werden können, auf ein geringeres Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren deuten. Wir erwarten daher, dass die zurzeit rekordniedrige Arbeitslosenrate steigen und dies mit zeitlicher Verzögerung den Aufwärtstrend von Löhnen und Gehältern verlangsamen wird. Das Niedrigwachstum wird dazu beitragen, den augenblicklichen starken Inflationsdruck auf die dänische Wirtschaft zu mindern und zu sichern, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Exportbranche nicht ernsthaft in Gefahr gerät. Das Risiko einer überhitzten Wirtschaft verflüchtigt sich langsam. Ganz im Gegenteil besteht jetzt ein Risiko für einen noch deutlicheren Abschwung der dänischen Wirtschaft.

Die Aussichten für die finnische Wirtschaft haben sich weiter verschlechtert. Jetzt geht es nicht nur um trübe Aussichten für den Export: die Binnenwirtschaft ist ebenfalls direkt vom zunehmender Inflation und hohen Zinsen betroffen. Wir meinen, dass das Wirtschaftswachstum in Finnland bereits im zweiten Halbjahr 2008 wesentlich unter dem Durchschnitt liegen wird und eine Erholung nicht vor 2010 zu erwarten ist. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern erscheint die Prognose für Finnland noch recht vernünftig. Alles in allem ist das makroökomische Gleichgewicht intakt, und der Immobilienmarkt hat sich im Vergleich zu den übrigen nordischen Ländern als stabiler erwiesen. Trotzdem zeigen sich die mit einem Wirtschaftswachstum verbundenen Risiken weitaus deutlicher als bisher.

In Norwegen wurden die Zinsen in den vergangenen Jahren markant erhöht. Eine weitere Erhöhung steht bevor, weil sich die Inflation stärker entwickelte als von der Zentralbank erwartet. Die Verbrauchernachfrage wird sich markant abschwächen, und die Investitionen auf dem Festland könnten zurückgehen. Ein geringeres Wachstum der Festlandsexporte wird ebenfalls zur wirtschaftlichen Abschwächung beitragen. Ein stärkeres Wachstum der öffentlichen Nachfrage und der Erdöl-Investitionen wird die Talfahrt jedoch abbremsen. Trotzdem wird die Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahren steigen und den Anstieg der Löhne und Gehälter bremsen. Damit wird die Kerninflation im Laufe von 2009 das abgesteckte Ziel wieder erreichen. Norges Bank, die Zentralbank, könnte dann ihre Schlüsselraten langsam senken. Die Spanne zwischen den norwegischen kurzen Zinsen und denen im europäischen Raum wird sich jedoch auch in Zukunft erweitern, und die NOK bleibt weiterhin stark.

Die schwedische Wirtschaft kam in der ersten Jahreshälfte 2008 zu einem Stillstand und wird im kommenden Jahr nur ein sehr langsames Wachstum erleben, bis im Jahre 2010 von einer Erholung die Rede sein kann. Die Beschäftigung ist in den vergangenen Jahren markant angestiegen; jetzt steigt die Zahl der Arbeitslosen, und der Beschäftigungsanstieg hat sich verlangsamt. Wir erwarten, dass die Beschäftigung in den kommenden Jahren zurückgeht und die Arbeitslosenquote steigt. Die Inflation wurde durch steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise angekurbelt. Aufgrund stabilerer Preise für Öl und andere Waren wird jedoch nicht mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Wir erwarten, dass die Inflation Mitte 2009 die 2-Prozent-Marke erreichen wird. Mit einer rückläufigen Inflation, einem verlangsamten Wachstum und einem weniger angespannten Arbeitsmarkt erwarten wir, dass der Reposatz auf 3,5 % gesenkt wird.

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