16.10.2024, 09:31 Uhr
Fast 60 Prozent der Schweizer Finanzberater befürchten, das Vermögen der Ehepartner oder Kinder ihrer Kunden nach einer Vermögensübertragung nicht halten zu können. Trotzdem erwarten sie laut einer Umfrage von...
«Cash is King – das war selten so zutreffend wie heute», so Alain Richier, Head of Money Markets bei Ostrum Asset Management, einer Gesellschaft von Natixis Investment Managers. «Wer kauft schon lang laufende Anleihen mit niedrigeren Renditen und höherer Volatilität, wenn er auf dem europäischen Geldmarkt 4% bekommt?»
Derzeit bieten die europäischen Geldmärkte Bruttorenditen nahe 4%. Auch angesichts erwarteter Zinssenkungen dürften die EZB-Sätze auf absehbare Zeit noch über 3% liegen. Für die meisten institutionellen Investoren schreit ein solches Niveau förmlich nach einer strukturellen Geldmarktallokation.
Die Alternative sind Obligationenmärkte, die aufgrund von Zinsbewegungen, verhaltenem Wirtschaftswachstum und geopolitischen Risiken im Verlauf von 2024 volatil bleiben könnten. Die Dividendenrendite für europäische Aktien dürfte 2024 rund 3,6% betragen, doch angesichts des Allzeithochs europäischer Märkte bestehen Risiken für das Kapital. Renditen zehnjähriger Bundesanleihen von 2,2% bis 2,3% bieten im Vergleich dazu allem Anschein nach wenig Wertpotenzial.
Es gibt keine Garantie dafür, dass andere Anlageklassen über die nächsten ein oder zwei Jahre besser abschneiden als Cash. Das ist aber noch nicht alles: Als strategische Allokation besteht eine äusserst schwache Korrelation zwischen Cash und anderen Anlageklassen, sodass die Geldmärkte Investoren sofortige Diversifizierungseffekte für ihre Portfolios versprechen.
Dazu Xavier-André Audoli, Head of Insurance Multi-Assets: «Cash ist mittlerweile eine wesentliche Komponente der Vermögensstrukturierung. Wir kennen institutionelle Investoren, die für 2024 an Allokationen in der Grössenordnung von 10% bis 20% denken. Das wäre noch vor zwei Jahren bei negativen Renditen undenkbar gewesen.»
Die Europäische Zentralbank (EZB) hob die Zinsen von Juli 2022 bis Oktober 2023 ganze 10-mal an – von -0,5% auf 4%. Damit ging eine Dekade mit Negativzinsen zu Ende.
Als Nächstes dürften zwar Zinssenkungen ins Haus stehen, wenn die Inflation nachlässt, doch nach Angaben des Makro-Teams von Ostrum AM, dessen makroökonomisches Szenario Prognosen zu Wachstum, Inflation, Währungen und Zinsen einschliesst, werden die Sätze bis ins Jahr 2025 über 3% liegen. «Unseres Erachtens dürften die Geldmärkte bis weit ins Jahr 2025 hinein höhere Renditen abwerfen als die meisten Anleihen», prognostiziert Xavier-André Audoli.
Die Zinsen dürften erst allmählich nachgeben, doch welche Risiken birgt die Inflation für die Kreditqualität? Ostrum AM rechnet mit steigenden Ausfällen (im Hochzinssegment), die allerdings unter ihrem historischen Durchschnitt über 20 Jahren bleiben dürften. Ein Grund dafür ist die verschärfte Regulierung der Geldmärkte, die nach der Finanzkrise eingeführt wurde und für mehr Kreditqualität sorgt. Die EU-Verordnung von 2019 über Geldmarktfonds verlangt von Investmentfirmen, dass diese Emittenten selbst einstufen müssen, statt sich ganz auf Ratingagenturen zu verlassen.
Richier bezeichnet die Fundamentaldaten für Emittenten mit Investment-Grade-Rating als weiterhin solide. Hauptgrund dafür sei, dass solche Unternehmen die Auswirkungen höherer Rohstoff- und Energiekosten besser abmildern könnten, indem sie sie kompensierten oder durchreichten. Dennoch könnte sich die derzeitige Wirtschaftslage auf die Bonität von Unternehmen auswirken. Richier kommentiert: «Aus diesem Grund raten wir beim Engagement in Unternehmensanleihen zur Vorsicht – insbesondere, da die Credit Spreads auf einem Zweijahrestief stehen, und angesichts der geopolitischen Risiken in Europa und im Nahen Osten.»