28.11.2024, 11:12 Uhr
«Wo bereits viel Pessimismus eingepreist ist, dort ist das positive Überraschungspotential entsprechend hoch», schreibt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments. Allerdings gelte auch: «Nicht jede...
Die Europäische Zentralbank hat den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte am 5. März um 50 Basispunkte auf 1,50 % gesenkt. Mit dieser Lockerung ihrer Geldpolitik begibt sich die EZB in unbekannte Gewässer.
Jean-Claude Trichet gab zu, dass die EZB-Projektionen einer Erholung im Jahr 2009 viel zu optimistisch gewesen waren und die EZB jetzt nur eine langsame Erholung prognostiziere tatsächlich erwartet man ein negatives BIP-Wachstum zwischen - 3,2% und -2,2% im 2009 und ein Nullwachstum im kommenden Jahr. Auch geht die EZB davon aus, dass die Inflation 2009 und 2010 deutlich unter 2% bleibt. Das lässt Spielraum für weitere Zinssenkungen. All diese Aussagen stehen in starkem Kontrast zu den Statements der EZB vor einem Monat.
Wir haben seit längerem darauf hingewiesen, dass die Inflations-Befürchtungen der EZB unangebracht sind. Die EZB hat sich mit ihrer straffen Geldpolitik in eine unangenehme Lage gebracht, und im Juli 2008 die Zinsen sogar noch erhöht. Sie hat einen Menge Arbeit vor sich, denn das Konsumenten- und Geschäftsvertrauen bleiben schwach, die Arbeitslosigkeit steigt, und dazu kommen ein relativ starker Euro und begründete Sorgen um einige osteuropäische Länder.
Deshalb kam es wenig überraschend, als Jean-Claude Trichet während seiner Fragestunde unter Druck stand, quantitative Erleichterungen zu diskutieren. Er behauptete zwar, dass die EZB bereits neuartige Massnahmen durchführt und der EZB-Rat weitere neuartige Massnahmen untersucht. Trotzdem ist nicht von breit angelegten Ankäufen von Staatsanleihen in der Eurozone auszugehen. Die EZB hat in dieser Hinsicht weniger Bewegungsfreiheit als die Bank of England oder die Fed. Die EZB könnte sich aber unter Zugzwang sehen, wenn die Konjunktur weiter einbricht.