25.11.2024, 14:10 Uhr
Invesco erwartet für 2025 eine Kombination aus sinkender Inflation, geldpolitischer Lockerung und stärkerem Wachstum. Daraus ergibt sich für Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research «eine vorerst...
Die Angst der Investoren vor dem Schreckensszenario einer Stagflation greift um sich. Wie die monatliche Merrill-Lynch-Fondsmanagerumfrage für Juni zeigt, veranlasst die aktuelle Kombination einer Wachstumsverlangsamung bei gleichzeitigem Rohstoffboom die globalen Vermögensverwalter dazu, ihre Aktienpositionen zurückzufahren und einen Bogen um Anleihen zu machen. John Greenwood, Chefvolkswirt von Invesco, hält diese Ängste jedoch für übertrieben. Er rechnet mit einer ausgedehnten, aber moderaten Wachstumsabschwächung in mehreren bedeutenden Wirtschaftsräumen insbesondere den USA, Großbritannien und Teilen des Euroraums , welche die globale Nachfrage ausreichend dämpfen wird, um zu einer Rückbildung der Rohstoffblase zu führen.
In seinem Wirtschaftsausblick für das dritte Quartal 2008 bezeichnet Greenwood den aktuellen, von der US-Wirtschaft angeführten globalen Abschwung als anders als die meisten anderen Rezessionen, die im Allgemeinen durch offizielle Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation ausgelöst würden. In diesem Fall, so Greenwood, gründet der Abschwung hauptsächlich in der Reaktion des Privatsektors ( ) auf die Überschuldung der privaten Haushalte und des Finanzsektors.
Weil die Bilanzgesundung Zeit in Anspruch nehmen wird und die Krise vor allem die zwei größten und mit dem Rest der Wirtschaft am engsten verflochtenen Sektoren betrifft, rechnet der Chefvolkswirt von Invesco mit einer längeren Phase unterdurchschnittlicher Wachstumsraten. Allerdings geht er davon aus, dass Faktoren wie die rasche Lockerung der US-Geldpolitik und das kräftige Wachstum der Exporte aus Weichwährungsländern wie den USA und Großbritannien in die Schwellenländer das Ausmaß des Abschwungs begrenzen werden.
Greenwood bezeichnet die Rohstoffblase als letzten Wurf der Spekulanten nach den Preisblasen am Häuser-, Kredit- und Aktienmarkt. Sobald die großen Volkswirtschaften ausreichend an Fahrt verlieren, wird auch der Nachfragedruck nachlassen. Mit dem Rückgang der Rohstoffpreise wird dann auch die letzte Phase der aktuellen Serie an spekulativen Übertreibungen enden, so Greenwood. Außerdem würde der mit der Normalisierung an den Geld- und Kreditmärkten einhergehende Abbau der enorm hohen Fremdfinanzierung des Finanzsektors und der privaten Haushalte deflationär wirken. Obwohl die wiederholten Notenbankinterventionen bereits für eine gewisse Entspannung am Geld- und Kreditmarkt gesorgt haben, meint Greenwood, dass die Normalisierung der Marktkonditionen noch mehrere Monate dauern und weitere Liquiditätsspritzen durch die globalen Notenbanken erfordern wird.
Da sich die Anzeichen für ein Übergreifen der Immobilienmarktkrise auf die Gesamtwirtschaft durch die Kreditverknappung und negative Wohlstandseffekte verdichten, erwartet der Chefvolkswirt von Invesco, dass die US-Notenbank die Leitzinsen in den kommenden Monaten eher senken als anheben wird. Zugleich meint er, dass die zuletzt schärfere Wortwahl der Europäischen Zentralbank eine Erhöhung des Euro-Leitzinses noch im Juli wahrscheinlicher gemacht hat. Dabei geht Greenwood davon aus, dass auch der Euroraum dem globalen Trend folgen und das Jahr mit schwächeren Wachstums- und Teuerungsraten abschließen wird.
Angesichts der Tatsache, dass die Industrieländer 70 Prozent des globalen BIP auf sich vereinen, glaubt Greenwood nicht, dass es den Schwellenländern gelingen wird, sich von der globalen Wachstumsabschwächung komplett abzukoppeln. Insbesondere in Asien außerhalb Japans würde der enorme Teuerungsschub zu einer geldpolitischen Verschärfung führen, die die Wachstumsdynamik der Region letztlich dämpfen würde. Allerdings leidet Asien nicht unter der enormen Überschuldung wie sie in den USA und Großbritannien zu beobachten ist, sagt Greenwood. Daher rechnet er in dieser Region auch mit einem kürzeren und weniger heftigen Abschwung als in den großen Industrieländern.