Institutionelle bevorzugen festverzinsliche Anlagen

Die Ergebnisse der European Institutional Asset Management Survey (EIAMS) 2011 weist darauf hin, dass europäische institutionelle Anleger vermehrt auf festverzinsliche Anlagen setzen. Der Trend zur Nutzung externer Asset Managers hält an. In der jährlichen Umfrage werden europäischen Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen befragt.

28.06.2011, 16:54 Uhr

Redaktion: kab

Mit der relativen Erholung an den Anlagemärkten wird auch die Aufstellung der institutionellen Anlageportfolios in Europa deutlicher. Künftig könnten festverzinsliche Anlagen eine grössere Rolle spielen, so ein zentrales Ergebnis des European Institutional Asset Management Survey (EIAMS) 2011. Die in diesem Jahr zum elften Mal durchgeführte Umfrage, deren Fokus auf europäischen Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen liegt, deutet auf eine anhaltende Erhöhung der Anleiheallokationen in den Portfolios der europäischen institutionellen Anleger hin. Dahingegen ist die Aktienallokation 2010 etwas zurückgeführt worden. Immobilien hielten ihren Portfolioanteil gegenüber 2009.

„Insgesamt zeichnet die diesjährige Umfrage ein durchwachsenes Bild des Anlegervertrauens“ sagt Michael Gartmann, Managing Director und Head of Institutional Business Germany bei Invesco Continental Europe, welche die Untersuchung unterstützt. „Anleihen setzen sich weiter durch. Der im Vorjahr beobachtete, massive Abbau der Aktienallokation scheint gestoppt, im vergangenen Jahr wurde hier lediglich ein leichter Rückgang verzeichnet. Und die deutliche Rückführung des Kassebestands signalisiert, dass die Anleger inzwischen attraktivere Anlagechancen ausgemacht haben.”

Cash-Positionen gesunken
Insgesamt sind die festverzinslichen Anlagen von 2009 bis 2010 um 7 Prozentpunkte auf 58 Prozent gestiegen, den höchsten Stand seit 2006. Der Aktienanteil ist von 29 Prozent auf 27 Prozent gesunken, lag damit aber weiter deutlich über dem im Krisenjahr 2008 verzeichneten Wert von 25 Prozent. Der durchschnittliche Portfolioanteil der alternativen Anlageklassen blieb mit rund 12 Prozent stabil, und auch die Immobilienallokation war mit durchschnittlich 7 Prozent weitgehend unverändert. Im Zuge der Rückkehr der Anleger an die Märkte sanken die Cash-Positionen auf 2 Prozent, nach 5 Prozent im Jahr 2009 und 10 Prozent im Jahr 2008.

Den EIAMS-Signalen zufolge dürfte die Popularität der festverzinslichen Anlagen bis auf weiteres intakt bleiben. Im Durchschnitt erhöhte sich die Restlaufzeit der Verbindlichkeiten der europäischen Investoren auf 16,37 Jahre gegenüber 15,69 Jahren im Jahr 2009. Damit kehrte sich der Abwärtstrend der Vorjahre um. Zudem gaben 22 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie ihre Anleiheallokation weiter ausbauen wollen, nur 16 Prozent planen eine Rückführung ihres Engagements in der Anlageklasse. Gartmann zufolge könnte die stärkere Verlagerung zu festverzinslichen Anlagen unter anderem eine verhaltene Einschätzung der globalen Wirtschaftserholung sowie Druck auf den Versicherungssektor durch die Solvency II- Bestimmungen widerspiegeln.

Anleihen der Industrieländer nicht ohne Risiko

Nach einem von der Schuldenkrise in der Euro-Peripherie dominierten Jahr scheinen Unternehmensanleihen der grösste Gewinner des zunehmenden Anlegerinteresses an festverzinslichen Anlagen zu sein – auf Kosten der Staatsanleihen. Insgesamt planen mehr als ein Fünftel der Anleger eine Erhöhung ihrer Allokation in Anleihen, wobei 31 Prozent ihr Engagement in Staatsanleihen zurückführen wollen und 30 Prozent auf Unternehmensanleihen setzen. Die Umfrage signalisiert zudem ein verstärktes Interesse an Schwellenländeranleihen. Zurückgeführt wird dies vor allem auf Inflationssorgen, die niedrige Verzinsung der Staatsanleihen und den zunehmend verbreiteten Eindruck, dass die Staatsanleihen der Industrieländer keine risikolose Anlageklasse mehr darstellen.

Trotz der zunehmenden Dominanz der festverzinslichen Anlagen ist „die Story der Sachwerte noch lange nicht vorüber”, meint Gartmann: 19 Prozent der Anleger wollen ihre Aktienallokation ausbauen, 26 Prozent planen dies für ihre Immobilieninvestments. Nur jeweils 15 Prozent bzw. 7 Prozent planen eine Reduzierung dieser Portfoliokomponenten. Allein die grossen Investoren (mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 5 Mrd. Euro) – in der Stichprobe vor allem durch Versicherungsunternehmen vertreten – haben ihre Aktienanteile reduziert und ihre Anleiheallokation zugleich deutlich erhöht.

Die bereits in der diesjährigen Umfrage sehr niedrigen durchschnittlichen Cash-Positionen könnten im weiteren Jahresverlauf auf ein zu vernachlässigendes Niveau sinken, da 21 Prozent der Befragten angeben, ihre strategischen Cash-Allokationen im Jahr 2011 reduzieren zu wollen. Nur 5 Prozent planen eine Erhöhung.

Private Equity und Hedge Funds geniessen noch kein Vertrauen
Auch die im Vorjahr beobachtete Erholung der alternativen Anlageklassen setzte sich 2010 fort. Auf der Suche nach Rendite haben die institutionellen Investoren ihr Engagement in diesen Marktsegmenten weiter ausgebaut. Die grösste einzelne Anlageklasse unter den alternativen Investments sind weiterhin Immobilien, die etwa zwei Drittel der Gesamtallokation ausmachen. Private Equity und Hedgefonds hingegen scheinen sich noch nicht wieder durchsetzen zu können. Im Vergleich zu 2009 haben sich die Allokationen in Hedgefonds mehr als halbiert und sind auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Dahingegen wollen 15 Prozent bzw. 34 Prozent der Anleger verstärkt in Rohstoffe und ‚sonstige alternative Anlageklassen‘ investieren, verglichen mit 3 Prozent bzw. 9 Prozent, die diese Allokationen zurückführen wollen.

Ein Anlageinstrument, das in der Gunst der Investoren deutlich verloren hat, sind Exchange Traded Funds (ETFs). 2010 setzten 28 Prozent der Umfrageteilnehmer ETFs ein, verglichen mit 34 Prozent im Vorjahr. Als transparentes und kostengünstiges Anlageinstrument zieht die Anlageklasse zwar weiter Scharen von Privatanlegern an. Wie die EIAMS-Umfrage zeigt, scheinen institutionelle Investoren jedoch alternative kostensparende Lösungen wie passive Spezialfonds oder Derivate zu bevorzugen.

Im Zuge des Markteinbruchs vom Herbst 2008 und der zunehmenden Risikoscheu im Versicherungssektor sowie angesichts auslaufender Pensionsfonds, der Schliessung von leistungsorientierten Pensionsplänen in einigen Ländern, Mark-to-Market-Regeln und historisch niedriger Zinsen legen Europas institutionelle Investoren weiter grossen Wert auf die Steuerung ihrer Verbindlichkeiten. LDI-Strategien (Liability Driven Investments) werden von mehr als der Hälfte der EIAMS 2011 Teilnehmer genutzt und sind damit weiter der am stärksten verbreitete Ansatz des Liability Matching, vor allem unter grossen Investoren.

Trend zu externen Vermögensverwaltern
Aus der Tatsache, dass institutionelle Investoren seit Beginn der Krise 64 Prozent ihres Vermögens unverändert extern verwalten lassen, lässt sich schliessen, dass es noch Potenzial für weiteres Outsourcing, insbesondere von Aktienprodukten, gibt.

Erstmals seit 2006 ist die Nutzung externer Anlageberater durch die EIAMS-Teilnehmer im Jahr 2010 unter die 50-Prozent-Marke gefallen, und zwar auf nur noch 49 Prozent von 52 Prozent im Jahr 2009. Am häufigsten werden Berater weiter von mittelgrossen Investoren genutzt, während die Mandatierung externer Berater unter sowohl grossen als auch kleinen Investoren in den letzten drei Jahren stetig zurückgegangen ist. „Die Asset Allokation ist inzwischen der wichtigste Grund für die Nutzung von Beratern, gefolgt von der Managerauswahl und der Risikomanagement-Beratung. Wichtiger geworden sind erneut die Messung der Anlageperformance und die Beratung zu alternativen Investments, was darauf hindeutet, dass der insgesamt verzeichnete Rückgang eine kurzfristige Reaktion auf die Rezession sein könnte”, so Gartmann.

Ungebrochen ist der Trend zur Nutzung externer Manager: 67 Prozent aller Befragten haben die Verwaltung ihrer Vermögen ausgelagert, gegenüber 64 Prozent im Jahr 2009. Allerdings scheint die Wechselbereitschaft der Investoren zugenommen zu haben. So ist die Zahl der Investoren, die sich von externen Managern getrennt haben, zwischen 2009 und 2010 von 40 Prozent auf 53 Prozent gestiegen. „Wie immer ist eine schwache Performance der wichtigste Grund, aber viele Investoren scheinen neue Wege beschreiten zu wollen – und trennen sich von den Managern, die ihnen diese Wege nicht aufzeigen können”, erklärt Gartmann. Seiner Meinung nach deutet dies auf eine grössere Zuversicht der Anleger hin: „Nachdem sie die ersten Stürme der zurückliegenden Finanzkrise durch das Festhalten an Bewährtem durchstanden haben, sind die Investoren nun bereit, ihre Muskeln spielen zu lassen.”

Für die EIAMS 2011 wurden 148 Investoren aus 25 Ländern mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 1'194 Milliarden Euro befragt. Die EIAMS 2011 wurde von der Association Française de la Gestion Financière (AFG) und der NYSE Euronext unterstützt.


Die Studie in Englisch können Sie hier herunterladen (PDF 2.6 MB)

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