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"Der Welthandel ist so wenig kontrollierbar wie ein Weisser Hai"

So wenig, wie man einen Weissen Hai dressieren kann, sei der Welthandel kontrollierbar, meint  Kristina Hooper von Invesco. (Bild: Bradberry/Shutterstock.com).
So wenig, wie man einen Weissen Hai dressieren kann, sei der Welthandel kontrollierbar, meint Kristina Hooper von Invesco. (Bild: Bradberry/Shutterstock.com).

Versuche den Welthandel zu kontrollieren, führen lediglich zu wirtschaftlichem Nationalismus. Kristina Hooper von Invesco kommentiert, weshalb Selbstüberschätzung – speziell der US-Regierung – nicht zu mehr Wachstum führt und daher Zentralbanken umso wichtiger werden.

19.08.2019, 16:38 Uhr
Notenbanken

Redaktion: maw

"Ein Wesenszug, den ich bei Anlegern immer wieder beobachtet habe — und den ich auch bei den aktuellen Handelskonflikten am Werk sehe: die Selbstüberschätzung und, damit verbunden, die Phänomene der 'Kontrollillusion' und des 'Erwünschtheitseffektes'", beschreibt Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist von Invesco das aktuelle Verhalten im Welthandel – insbesondere jenes der Trump-Regierung.

Die Strategin erkennt den sogenannten "Erwünschtheitseffekt" in der aktuellen amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt. Das amerikanische Volk wünsche sich günstigere Handelskonditionen. Dies erkläre auch, warum sich die Trump-Administration in internationale Handelskonflikte – vor allem mit China – gestürzt hat, um bessere Konditionen für die eigenen Exporteure durchzuboxen. "Nur weil etwas wünschenswert ist, ist es aber noch nicht wahrscheinlich", meint Hooper. Wie das Beispiel zeigt, beschreibt dieser Effekt ein Phänomen, in dem Menschen die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses einfach nur deshalb zu hoch einschätzen, weil das Ereignis für sie selbst wünschenswert ist.

Des Weiteren schreibt Hooper der amerikanischen Regierung eine Kontrollillusion zu: "Als grösste Volkswirtschaft der Welt ist die Trump-Regierung ganz offensichtlich überzeugt, die Handelssituation aufgrund der schieren Grösse und des Einflusses der USA kontrollieren zu können.» Die Realität sehe aber ganz anders aus: Tatsächlich könne niemand die Handelssituation kontrollieren. Nach Hooper ist der globale Freihandel ein filigranes, nahezu fragiles Geflecht wechselseitiger Beziehungen zwischen vielen verschiedenen Volkswirtschaften. "Der Welthandel ist genauso wenig kontrollierbar, wie ein Weisser Hai dressierbar ist."

Kettenreaktion von wirtschaftlichem Nationalismus

Die protektionistischen Handlungen eines Landes können eine Kettenreaktion anstossen, die das gesamte Ökosystem des Freihandels durcheinanderbringt. Und genau dies sei derzeit zu beobachten, meint Hooper. Der neue wirtschaftliche Nationalismus der USA habe zu noch mehr wirtschaftlichem Nationalismus geführt. "Beispielsweise befinden sich Südkorea und Japan bereits mitten in einem handfesten Handelskonflikt, der sich weiter verschärft." Im zurückliegenden Monat sind die Verkäufe japanischer Autos in Südkorea dramatisch eingebrochen, da die Südkoreaner japanische Produkte boykottiert haben, nachdem die japanische Regierung Südkorea von ihrer Liste bevorzugter Handelspartner gestrichen hat.

Zentralbanken stützen die Risikoanlagemärkte

Während die Weltwirtschaft an Dynamik verliert, gibt es laut Hooper aber auch eine gute Nachricht: Die Zentralbanken werden aktiv. "Allein in der vergangenen Woche haben gleich mehrere Banken, darunter die indische Zentralbank, die Leitzinsen gesenkt. Obwohl die Nervosität an den Märkten aktuell gross ist, glaube ich daher, dass die Geldpolitik vor dem Hintergrund der rückläufigen globalen Wachstumsdynamik helfen wird, die Risikoanlagemärkte zu stützen", meint die Strategin. Allerdings bleibe das grösste Risiko der Handel — vor allem für die Wirtschaft und weniger für die Märkte, die von der anpassenden Geldpolitik der Zentralbanken profitieren sollten. "So halte ich auch ein Szenario für denkbar, in dem die Wirtschaft an Fahrt verliert, Aktien und andere Risikoanlagen aber relativ gut laufen. Investoren mit einem längerfristigen Anlagehorizont sollten sich in diesem Umfeld nicht verunsichern lassen und mit diversifizierten Anlagen am Markt bleiben."

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