28.10.2024, 12:16 Uhr
Die spektakuläre Performance der Tech-Mega-Caps hat die Faktorrenditen erheblich beeinflusst. Für systematische Investoren bringt dies sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, so das Ergebnis einer...
Der US-Asset-Manager Invesco rechnet 2022 mit einer höheren Volatilität. Die Märkte müssten die Wachstumsverlangsamung und die allmähliche geldpolitische Straffung erst noch verarbeiten. Covid-19 schwäche sich als wirtschaftliches Risiko ab, so wie auch die Inflation wieder zurückgehe. Empfohlen werden Aktien, alternative Investments und Immobilien.
Neue Virusmutationen stellten zwar weiterhin ein Risiko dar, sagt Henning Stein, Global Head of Thought Leadership von Invesco. Trotzdem betrachte man Covid-19 in den Prognosen als weniger besorgniserregend, "da die wirtschaftlichen Auswirkungen weiter abnehmen, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt."
In ihrem Basisszenario rechnen die Invesco-Strategen mit einer Normalisierung des globalen Wachstums, das zwar weiter über seinem langfristigen Trend liegen werde, sich mit dem Auslaufen der fiskalischen Anreize jedoch auf eine nachhaltigere Rate verlangsamen sollte.
Die Inflation werde Mitte 2022 ihren Höhepunkt erreichen und im Anschluss zurückgehen, wenn die Lieferkettenstörungen behoben, die Impfquoten gestiegen und mehr Arbeitnehmende an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind. So werde die Inflation wieder zu ihrem Zielwert zurückkehren. "Das rückläufige Geldmengenwachstum stimmt uns zuversichtlicher. Das Geldmengenwachstum gilt auch als Vorbote der Inflation und signalisiert einen geringeren künftigen Inflationsdruck", bemerkt Stein.
Die US-Notenbank werde an ihrer akkommodierenden Geldpolitik festhalten und die Zinsen erst im zweiten Halbjahr 2022 anheben. Die Zentralbanken anderer Industrieländer könnten jedoch früher aktiv werden.
Für 2022 erwartet Invesco einen allmählichen Übergang weg von fiskal- und geldpolitisch gesteuerten Wachstumsveränderungen und eine Rückkehr zu normaleren Wachstumsraten, wenn sich das Ausgabeverhalten der Unternehmen und privaten Haushalte wieder normalisiert. Die privaten Haushalte dürften ihre "ungewöhnlich hohen Sparreserven" weiter abbauen und Geld ausgeben. Das sollte die Straffung der Fiskalpolitik ausgleichen und eine weitere Freisetzung der aufgestauten Nachfrage ermöglichen.
Mit zunehmender Immunisierung gegenüber dem Coronavirus schreiten die Erholung und Wiedereröffnung der Wirtschaft in den Emerging Markets fort. Gleichzeitig wirkt der US-Dollar relativ neutral. Daher rechnen die Experten des US-Vermögensverwalters in den Schwellenmärkten mit einer Belebung des Wachstums im Vergleich zu den Industrieländern.
Wie sie anmerken, scheint auch die Straffung der Geldpolitik in vielen Schwellenländern bereits relativ weit fortgeschritten zu sein. Daher gehen sie davon aus, dass weitere geld- und fiskalpolitische Schritte der aufstrebenden Länder den länderspezifischen Wachstums- und Inflationsdruck widerspiegeln werden, wenn die US-Notenbank ihre Geldpolitik so normalisiert, wie sie es angedeutet hat.
"Abschwungphasen, in denen die Wirtschaft über Trend wächst, aber an Dynamik verliert, zeichnen sich tendenziell durch eine höhere Volatilität und stärkere Annäherung der Renditen der verschiedenen Anlageklassen aus", erklärt Henning Stein. "Wir rechnen mit einer rückläufigen Vergütung des Wachstumsrisikos und einer Rotation in defensive Sektoren."
In ihrem Basisszenario präferieren die Invesco-Experten Aktien, alternative Anlagen und Rohstoffe. Bei einem insgesamt reduzierten Risiko würden sie Aktien leicht übergewichten, den Schwerpunkt aber auf defensive Sektoren wie IT, Kommunikationsdienstleistungen, Gesundheit, Immobilien und Basiskonsumgüter legen.
Aufgrund schwächerer Wachstumserwartungen und stabiler (oder niedrigerer) langfristiger Anleiherenditen geben sie Qualitätswerten und Large-Caps den Vorzug. Auf regionaler Ebene werden Schwellenmärkte aufgrund ihrer zyklischer Divergenz sowie US-Aktien favorisiert. Die globale Wachstumsverlangsamung spreche für eine Konzentration auf Regionen mit einem geringeren zyklischen Exposure und Operating Leverage, lautet die Begründung.
Im Anleihenbereich argumentiert Invesco, dass das solide Wirtschaftswachstum die Kreditfundamentaldaten stütze und die niedrigen globalen Zinsen an den Kreditmärkten weiterhin für gute markttechnische Unterstützung sorgen würden. "Die Bewertungen sind im historischen Vergleich jedoch hoch – das begrenzt das potenzielle Wertzuwachspotenzial durch eine Spreadverengung und erhöht das potenzielle Verlustrisiko, falls es zu einer Spreadausweitung kommt", erläutert Stein. Durch das insgesamt niedrige Renditeniveau sei zudem das Risiko bei einem allgemeinen Renditeanstieg höher.
Hervorgehoben werden Bank Loans als potenziell attraktive Anlageklasse, die durch starke Kreditfundamentaldaten unterstützt werde und dank ihrer variablen Verzinsung von steigenden Zinsen profitieren könnte. In ihrem Basisszenario setzt Invesco auf eine moderate Übergewichtung der Duration, weil der Asset Manager bis zu mittleren Laufzeiten höhere Zinsen, am langen Ende der Kurve dagegen stabile bis niedrigere Renditen erwartet. Ausserdem werden US-Staatsanleihen übergewichtet.
Im Bereich der alternativen Anlagen drückt der Marktausblick im Private-Equity-Segment eine Präferenz für Wachstums- und Risikokapitalanlagen aus, sie könnten die Outperformance in unterschiedlichen makroökonomischen Szenarien fortsetzen. Auch Direct-Lending-Strategien könnten weiter von starken Kreditfundamentaldaten profitieren und aufgrund ihrer variablen Verzinsung potenziell auch Nutzniesser steigender Zinsen sein.
Real Assets (Sachwerte) wiederum würden positiv auf Inflation reagieren, weil höhere Preise in der Regel zu höheren Einnahmen und einer Aufwertung der physischen Vermögenswerte führen. Nach Ansicht der Anlagestrategen von Invesco ist der Ausblick für Immobilien durch das Potenzial für einen anhaltenden Aufschwung des Welthandels, des Personenverkehrs und der Büroauslastung in Verbindung mit relativ attraktiven Bewertungen und Inflationsschutz insgesamt günstig.