11.11.2024, 13:12 Uhr
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Zunehmende Handelsspannungen in den letzten Monaten schüchtern zahlreiche Anleger ein, auch in Indien. Sukumar Rajah, Schwellenländer-Experte von Franklin Templeton, gibt eine Einschätzung und schildert Gründe, wieso der indische Aktienmarkt in der Lage ist, die Herausforderungen zu meistern.
Der indische Markt ist gegenüber den Problemen, mit denen die Schwellenländer 2018 allgemein zu kämpfen haben, nicht immun. Dessen ist sich auch Sukumar Rajah, Senior Managing Director und Director of Portfolio Management im Franklin Templeton Emerging Markets Equity Team, bewusst. Zu den inländischen Belastungen zählen neben der erneuten Einführung langfristiger Kapitalertragsteuern (von denen ausländische Anleger betroffen sind) auch Schwierigkeiten bei der Eintreibung der Steuer auf Waren und Dienstleistungen, Sorgen um Zinserhöhungen und eine Abschwächung der Rupie.
Währung steht unter Druck
Die indische Rupie war in diesem Jahr erheblichem Druck ausgesetzt. Der weltweite Hintergrund einer geldpolitischen Straffung, erhöhter Ölpreise und zunehmender Handelsspannungen hatte Kapitalabflüsse von den Schwellenländern ausgelöst und die Stärke des US-Dollars gestützt. Allerdings sollte gemäss Rajah beachtet werden, dass die Abwertung der Rupie im Vergleich zu den Währungen von Ländern mit schwächeren Fundamentaldaten wie etwa Argentinien oder Südafrika relativ gering ausgefallen ist.
Chance für Indien
Eine schwache Rupie macht Importe zwar teurer, indischen Unternehmen ist es jedoch gelungen, ihre höheren Vorleistungskosten an Verbraucher weiterzuleiten. Für exportorientierte Branchen und Unternehmen hingegen ist die Schwäche der Rupie günstig. So dürften etwa Informationstechnologiefirmen von einer schwächeren Rupie profitieren, da sie einen Grossteil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften, meint Rajah. Da das Leistungsbilanzdefizit Indiens ansteigt, könnte eine schwächere Rupie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im Handel fördern und Indien dabei helfen, seine Exporte anzukurbeln, führt er weiter an.
Makroökonomische Faktoren widerstehen den Belastungen
Indien ist eine inlandsorientierte Wirtschaft mit begrenzter Exportabhängigkeit. Nach Rajah dürfte sich der indische Markt angesichts der robusten makroökonomischen Lage und der starken inländischen Liquiditätsbasis in lokalen Aktien gegenüber externen Schocks als belastbarer erweisen.
Indien: Eine inländisch ausgerichtete Wirtschaft
Darüber hinaus gewinnt das "Make in India"-Programm der Regierung, das Indien in einen globalen Fertigungsstandort verwandeln soll, zunehmend an Fahrt. Mehrere Wirtschaftszweige dürften hiervon profitieren, insbesondere der Sektor für Herstellung von Elektronikwaren, zeigt sich Rajah überzeugt.
Stetige positive Aspekte sind das stabile Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), das zunehmende Pro-Kopf-Einkommen, der gestiegene private Konsum, die höheren öffentlichen Investitionen sowie die Verbesserungen bei regelmässig veröffentlichten Indikatoren, etwa Fahrzeugverkäufen und Zementproduktion.
Optimistische Aussichten
Mit Blick auf die Zukunft ist Rajah davon überzeugt, dass das Wirtschaftswachstum Indiens weiterhin den eingeschlagenen Erholungskurs halten wird. Er sieht Anzeichen für eine Erholung des BIP-Wachstums, nachdem zuletzt die störenden Auswirkungen einmaliger Ereignisse (z.B. die Geldentwertung) eine Abschwächung des Trends verursacht hatten. Die häufiger veröffentlichten Indikatoren haben zuletzt eine Belebung der Wachstumsdynamik bestätigt, die durch eine Beschleunigung des Konsumwachstums und eine deutliche Verbesserung der Industrieproduktion angetrieben wird.
Darüber hinaus profitiert Indien von mehreren langfristigen Wachstumstreibern, darunter eine günstige demografische Entwicklung, hohe Investitionen in die Infrastruktur, Konsumwachstum in den Städten und steigende Einkommensniveaus. Viele der Veränderungen, die derzeit im Land stattfinden, werden Rajahs Einschätzungen zufolge als positive Katalysatoren dienen und das künftige Wachstumspotenzial beleben.