13.06.2024, 10:36 Uhr
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma eröffnet laut Mitteilung den Konkurs über die FlowBank SA. Diese Massnahme wurde notwendig, da die Bank nicht mehr über die Mindestesteigenmittel verfügt, die für den...
Seit Monaten mehren sich an den Kryptomärkten die negativen Nachrichten. Wie ist es zu diesem Krypto-Winter gekommen und wie unterscheidet er sich von früheren Phasen mit grossen Wertverlusten? Esty Dwek von FlowBank ordnet ein.
Kryptowährungen haben in ihrer Geschichte bereits mehrere grosse, anhaltende Wertverluste erlebt. Sogenannte Krypto-Winter können die Folge einer Vielzahl von Faktoren sein. Neben der von verschiedenen Zentralbanken ausgelösten Liquiditätsverknappung haben im aktuellen Fall auch strengere regulatorische Vorschriften und Verbote in Ländern wie China, Indien und der Türkei zu drastischen Kurseinbrüchen geführt. Auch der Hackerangriff auf die Solana-Ethereum-Brücke Wormhole hatte grosse Wertverluste zur Folge.
"Dazu kommt, dass die Miner ihre Coins wegen des Preiszerfalls, der steigenden Energiekosten und des zunehmenden Wettbewerbs liquidieren", erklärt Esty Dwek, CIO von FlowBank. Mehrere börsenkotierte Miner haben im Mai 100% ihrer Produktion verkauft. Dieser Verkaufsdruck habe das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage noch verschärft. Es wird deshalb erwartet, dass viele Anlegerinnen und Anleger auf eine Verbesserung der Situation warten, bis sie zukaufen.
Dwek beobachtet, wie im Markt die Befürchtung umgeht, dass der Lehman Brothers-Moment für Kryptowährungen vor der Tür steht. So wie die Unfähigkeit von Kreditgebern, Nachschussforderungen nachzukommen, ein frühes Warnzeichen der Finanzkrise von 2008 war, gab es im letzten Monat ein ähnliches Phänomen bei Kryptowährungen: Celsius Network, Babel Finance und Three Arrows Capital gerieten alle in grosse Probleme, als die Preise für digitale Vermögenswerte einbrachen und eine Liquiditätskrise auslösten.
"Was heute im Kryptobereich geschieht, ähnelt jedoch sehr stark dem, was man von einem funktionierenden, aber überhitzten traditionellen Finanzmarkt erwarten könnte", erklärt die Expertin. "Für viele Marktteilnehmende sieht der aktuelle Abschwung weniger wie das Ende aller Kryptowährungen, sondern eher wie ein traditionelles Deleveraging aus, das auf überschüssige Liquidität im System, schlechtes Risikomanagement und höhere Kapitalkosten zurückzuführen ist."
Ausserdem hat unter Krypto-Start-ups die Bedeutung von Venture Capital stark zugenommen. Während im letzten Krypto-Winter für viele die Ausgabe von Tokens der primäre Weg zur Kapitalaufnahme war, verfügen Start-ups nun über Reserven an harter Währung. Dadurch reagieren sie weniger empfindlich auf Krypto-Kursverluste, wodurch das gesamte Krypto-Ökosystem auf einer solideren Basis steht.
Bitcoin, die weltweit grösste Kryptowährung, ist in diesem Jahr um mehr als 50% gefallen und liegt mehr als 70% unter dem Höchststand von November 2021. "Ein Vergleich mit den Bärenmärkten von 2013 und 2018 bestätigt, dass der Absturz von Bitcoin dieses Mal viel schneller und brutaler war und ein weiteres Abwärtsrisiko besteht, sollte sich die Geschichte wiederholen", so Dwek. Beide Male verlor Bitcoin über einen Zeitraum von 12-14 Monaten mehr als 80% an Wert und erreichte erst nach rund zwei Jahren wieder ein neues Allzeithoch.
Extrapoliere man die historischen Daten auf den aktuellen Bärenmarkt und gehe ausgehend vom November-Hoch von 69'000 USD von einem erneuten 80%-Kurseinbruch aus, ergebe sich ein möglicher Tiefpunkt bei 13'800 USD. Sollte dies der Fall sein, rechnet Dwek damit, dass sich der Preis rund zwei Jahre später wieder erholen und einen neuen Höchststand erreichen wird.
Die weitere Entwicklung der Krypto-Kurse sei aber höchst unklar, weshalb es sich lohne, ein diversifiziertes Portfolio zu halten und eine langfristige Perspektive beizubehalten. Von den vergangenen Krypto-Wintern ausgehend bleibt Dwek aber optimistisch: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass auf einen Krypto-Winter ein Bullenmarkt folgt."