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EZB: Das sind die grössten «Gefahren»

Warnt vor Schwachstellen im Finanzsystem, EZB-Vizechef Luis de Guindos. (Bild pd)
Warnt vor Schwachstellen im Finanzsystem, EZB-Vizechef Luis de Guindos. (Bild pd)

Die Europäische Zentralbank beschreibt in ihrem halbjährlichen Bericht die grössten Risiken für das Finanzsystem. Ein grosses Thema sind dabei die Gewerbe-Immobilien.

31.05.2023, 09:43 Uhr
Notenbanken

Redaktion: sw

Die jüngsten Turbulenzen werfen die Frage auf, ob das Finanzsystem im Euro-Raum den historischen Zinsanstieg der vergangenen zwölf Monaten ohne schwere Verwerfungen wegstecken kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Aussichten für fragil. «Wenn wir die Geldpolitik straffen, um die hohe Inflation zu bekämpfen, kann dies Schwachstellen im Finanzsystem aufdecken», warnte EZB-Vizechef Luis de Guindos bei der Präsentation des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Notenbank.

Die stark gestiegenen Zinsen treffen einige hochverschuldete Staaten, Unternehmen und Haushalte besonders hart. Betroffen sind vor allem jene hoch verschuldete Länder, die einen hohen kurzfristigen Finanzierungsbedarf haben. Kurzfristig hält die Notenbank die Gefahren für die hochverschuldeten Länder des Euro-Raums für beherrschbar, unter anderem, weil viele ihre Schulden relativ langfristig finanziert haben. Sie verweist aber darauf, dass die Zinsausgaben künftig kontinuierlich steigen werden, wenn auslaufende Anleihen ersetzt werden müssen.

Auch bei Unternehmen und Haushalten sieht die Notenbank Gefahren durch steigende Zinslasten. Viele Konzerne hätten zuletzt von Preiserhöhungen und steigenden Gewinnmargen profitiert. Dies treffe jedoch längst nicht auf alle Firmen zu. Die privaten Haushalte profitieren laut der Notenbank aktuell von den wieder gesunkenen Energiepreisen und dem stabilen Arbeitsmarkt. Vor allem untere Einkommensklassen würden aber unter der hohen Inflation leiden.

Sorgen bereitet der EZB auch mögliche Einbrüche an den globalen Finanzmärkten. Nach kräftigen Verlusten im Jahr 2022 haben sich die Kurse zu Jahresbeginn erholt. Die Bewertungen lagen zeitweise wieder über dem historischen Durchschnitt.

«Die Gefahr ungeordneter Korrekturen an den Finanzmärkten ist angesichts der Straffung der Geldpolitik und der geringen Marktliquidität gestiegen», heisst es beispielsweise.

Ähnliches gelte für die Immobilienmärkte. Die EZB verweist darauf, dass Preiskorrekturen angesichts der historisch hohen Bewertungen in den vergangenen Jahren nötig gewesen seien. Die Zentralbank warnt jedoch vor einem «ungeordneten Preisverfall», vor allem in Ländern, wo Hypotheken mit variablen Zinssätzen vorherrschen. Dazu gehören unter anderem Österreich, Italien und Spanien.

Vor allem der Markt für Gewerbeimmobilien im Euro-Raum verzeichnete zuletzt einen deutlichen Abschwung. Dabei ging sowohl die Nachfrage nach Büro- als auch nach Einzelhandelsimmobilien deutlich zurück. Bisher gibt es laut EZB aber noch wenig Insolvenzen bei Unternehmen, die in diesem Marktsegment engagiert sind. Eine ausgeprägtere Schwäche dort «könnte aber Schwachstellen bei einigen offenen Immobilienfonds aufdecken, die Ausfallrisiken für Kreditgeber erhöhen und den Wert von hinterlegten Sicherheiten für Kredite drücken».

Gleichzeitig widmet sich die Notenbank den Problemen der Banken. Die Institute profitieren generell von den steigenden Zinsen. Es gebe jedoch auch mehrere Risiken für Banken.

So dürfte die Nachfrage nach neuen Krediten wegen der schwächeren Wirtschaftslage geringer ausfallen. Zudem drohen den Banken wegen der Konjunkturflaute auch höhere Kreditausfälle. «Einige Anzeichen für ein steigendes Risiko gibt es bereits in Kreditportfolios, die empfindlicher auf konjunkturelle Abschwünge reagieren, wie zum Beispiel bei Engagements in Gewerbeimmobilien, bei kleinen- und mittelständischen Unternehmen und bei Verbraucherkrediten», schreibt die EZB dazu.

Neben dem Bankensektor könnten weitere Finanzakteure wie Investmentfonds, Versicherer und Pensionsfonds Probleme bekommen. Nach den jüngsten Turbulenzen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse verzeichneten Fonds, die in den europäischen und den US-Finanzsektor investiert hatten, hohe Kapitalabflüsse. Gleiches galt für Fonds, die in risikoreichere Segmente investiert hatten, wie Hochzinsanleihen.

Die EZB verweist darauf, dass es ausserhalb des Bankensektors hohe Kreditrisiken gibt, wenn die Zinsen weiter steigen. Ausserdem habe das Engagement von Nichtbanken an den Immobilienmärkten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Starke Verflechtungen könnten dann auch zu Ansteckungseffekten auf die Banken führen.

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