31.10.2024, 11:57 Uhr
Der chinesische Autobauer BYD ist kaum zu bremsen: Die Firma steigerte im dritten Quartal die Umsätze um mehr als 24 Prozent auf umgerechnet 28,26 Milliarden US-Dollar. Damit lag BYD auf Quartalsbasis erstmals vor...
BYD gewinnen die Preisschlacht gegen Elon Musk. Im vierten Quartal 2023 kam das Unternehmen aus Shenzen auf 526 000 verkaufte Modelle, Tesla nur auf rund 485 000.
Zwischen Januar und November 2023 hatte China mehr als 4,4 Millionen Fahrzeuge exportiert und damit Japan als grösste Autoexportnation der Welt abgelöst. In seinem Heimatmarkt war BYD bereits im ersten Quartal des vergangenen Jahres an dem jahrzehntelangen Marktführer Volkswagen vorbeigezogen, was seinerzeit für Schlagzeilen gesorgt hatte.
«BYDs rasantes Wachstum hängt stark mit dem Vormarsch der Elektromobilität in China zusammen, der politisch gewollt ist», erklärt Beatrix Keim, Direktorin am Center Automotive Research (CAR) gegenüber dem Handelsblatt. Allein für 2023 erwartet der chinesische Branchenverband CAAM 7,75 Millionen verkaufte Elektroautos und Plug-in-Hybride, 37 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Bei einer Feier zum fünfmillionsten produzierten Elektrofahrzeug sagte BYD-Präsident Wang Chuanfu in Shenzen kürzlich: «Die Ära der chinesischen Autoindustrie beginnt jetzt.» Tesla und BYD liefern sich in China seit Monaten eine ruinöse Rabattschlacht, die vor allem traditionelle Autohersteller in dem asiatischen Land vor massive Probleme stellt, aber auch die BYD-Aktie immer wieder unter Druck brachte.
Mit Modellen wie dem Qin und dem Song gibt es zwei BYD-Massenmodelle, die in China den Preis des günstigsten Tesla-Modells – des Model 3 – unterbieten. Während Tesla mit nur vier Modellen in seinem Portfolio auskommt, von denen das Model Y mit Abstand am erfolgreichsten ist, zählt BYD rund 20 Baureihen. «BYD hat damit die Chance, in viel mehr Bereichen zu wachsen als Tesla», sagt Expertin Keim.
Die Preisspanne, in der BYD bislang unterwegs ist, reicht von umgerechnet knapp 9000 Euro für den Kleinstwagen Seagull bis hin zu 130 000 Euro für den Supersportwagen U9 von BYDs Edelmarke Yangwang.
Als einer der größten Wettbewerbsvorteile von BYD gilt die Fertigungstiefe des Unternehmens, die sich aus seiner Historie erklärt. Wang hatte BYD Mitte der 1990er-Jahre als Batterieunternehmen gegründet und stellt bis heute viele Teile in seinen Elektroautos selbst her, unter anderem die Akkus, die als teuerstes Bauteil in Elektrofahrzeugen gelten.
Laut einer Analyse der UBS liegt die sogenannte Fertigungstiefe beim Seal, einem der neuesten BYD-Modelle, bei 77 Prozent. Zum Vergleich: Teslas Model 3 kommt in China laut UBS nur auf 43 Prozent Fertigungstiefe, Volkswagen stellt beim ID.3 sogar nur 34 Prozent selbst her.
Zu BYDs grössten Aktionären zählt US-Investorenlegende Warren Buffett mit seiner Firma Berkshire Hathaway. Allerdings hat die Holding ihren Anteil in den vergangenen 18 Monaten mehr als halbiert und hält aktuell nur noch rund acht Prozent an dem Unternehmen.
Bei wichtigen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Marktkapitalisierung liegt Tesla aktuell noch immer vor BYD. Die Analysten von Bernstein gehen aber davon aus, dass sich dieser Abstand über das Jahr 2024 weiter verringern wird – beim Umsatz könnte BYD demnach nahezu gleichziehen mit Tesla.
Auch aufs Gesamtjahr 2023 zählt Tesla mit 1,808 Millionen Einheiten immer noch mehr verkaufte Elektroautos als BYD, die 2023 insgesamt auf 1,574 Millionen reine Stromer kamen. Zählt man Plug-in-Hybride hinzu, hat BYD jedoch mit 3,024 Millionen Einheiten erstmals in der Unternehmensgeschichte die Jahresmarke von drei Millionen verkauften Fahrzeugen geknackt.