14.04.2023, 09:59 Uhr
«Sind niedrigere Staatsschulden, positive Realzinsen und die Finanzierung der Energiewende miteinander vereinbar?», fragt sich Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer, Multi Asset Strategies – EMEA bei...
Allein die 1200 Unternehmen mit der grössten Marktkapitalisierung schütteten vergangenes Jahr 1560 Milliarden US-Dollar an ihre Aktionäre aus. Das «bereinigte Wachstum» liegt bei fast 14 Prozent. Im laufenden Jahr dürften die Dividenden laut Janus Henderson nochmals wachsen.
Eindrücklicher Rekord: Der brasilianische Rohstoffkonzern Petrobras schüttete 2022 gleich 12,6 Milliarden Dollar mehr Dividende aus als im Vorjahr. Mit 21,7 Milliarden ist Petrobas laut der Übersicht auch der grösste Dividendenzahler der Welt. Rekordausschüttungen in US-Dollar gab es neben Brasilien auch in den USA, Kanada, China, Indien und Taiwan. Zahlreiche andere Länder, darunter die Schweiz, Frankreich, Deutschland, Japan, Australien, verzeichneten Rekorde in ihren Landeswährungen.
Laut dem Janus Henderson Global Dividend Index sind die weltweiten Dividenden im Jahr 2022 um 8,4 Prozent auf einen Rekordwert von 1,56 Billionen US-Dollar gestiegen. Bereinigt um den US-Dollar-Anstieg gegenüber den meisten Währungen sowie um niedrigere Sonderdividenden und andere technische Faktoren war das bereinigte Wachstum mit 13,9 % sogar noch stärker.
Die Dividendenentwicklung im Jahr 2022 wird am deutlichsten, wenn man die sektoralen Trends betrachtet. Die steigenden Energiepreise führten dazu, dass die Öl- und Gasproduzenten ihre Ausschüttungen um zwei Drittel erhöhten, und zwar sowohl durch regelmässige Ausschüttungen als auch durch einmalige Sonderdividenden. Sie trugen fast ein Viertel zum weltweiten Dividendenanstieg 2022 bei. Die Auszahlungen wurden fast überall erhöht, wobei die Unternehmen der Schwellenländer das stärkste Wachstum verzeichneten.
Banken und andere Finanzwerte, insbesondere in den USA, Grossbritannien und Europa, trugen ein weiteres Viertel zum Jahreswachstum bei und knüpften damit an die starke Erholung der Dividenden nach der Pandemie im Jahr 2021 an. Darüber hinaus sorgten hohe Frachtkosten bei Transportunternehmen weltweit für Auftrieb, während die steigende Nachfrage und die höheren Preise für Autos und Luxusgüter dazu führten, dass diese Sektoren die wichtigsten Treiber für das Dividendenwachstum in Europa waren. Dagegen führten niedrigere Rohstoffpreise dazu, dass die Ausschüttungen im Bergbau von ihrem Rekordhoch 2021 zurückgingen.
Trotz einiger klarer Sektorengewinner war das Wachstum dennoch breit gestreut – weltweit erhöhten 88 % der Unternehmen ihre Dividenden oder hielten sie konstant.
«Die Dividenden der grossen Schweizer Firmen stiegen im Schnitt um 6,2 Prozent und damit langsamer als der europäische und der weltweite Durchschnitt», erklärt Fedor Plambeck, Sales Director Schweiz bei Janus Henderson Investors. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass sie während der Pandemie nicht wesentlich gekürzt worden waren. «Dennoch erreichten sie einen Rekordwert von 44,2 Milliarden US-Dollar. Jedes Schweizer Unternehmen in unserem Index erhöhte die Dividende oder hielt sie konstant.»
Geografisch betrachtet stiegen die Dividenden in den Schwellenländern, im asiatisch-pazifischen Raum ohne Japan und in Europa auf bereinigter Basis um etwa ein Fünftel. Das Wachstum in den USA war weniger als halb so hoch wie in den übrigen Ländern. Dies lag vor allem daran, dass die USA weniger von einigen der grossen Sektortrends des Jahres 2022 beeinflusst wurden, aber auch daran, dass die US-Dividenden während der Pandemie sehr stabil waren und sich daher weniger stark erholten. Dennoch lag das US-Wachstum über seinem langfristigen Durchschnitt. Das Gesamtwachstum in Japan wurde durch den schwachen Yen erheblich beeinträchtigt, doch stiegen die Dividenden auf bereinigter Basis um ein Sechstel. In Grossbritannien stiegen die Dividenden um 12,1 %.
Im vierten Quartal verlangsamte sich das weltweite Dividendenwachstum auf 7,8 % auf bereinigter Basis. «Dies war dennoch ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das vierte Quartal 2021 durch Nachholzahlungen aufgrund von Kürzungen während der Pandemie, insbesondere in Europa, begünstigt wurde, was es zu einem schwierigen Vergleichszeitraum macht», heisst es in der Studie. Es gab erste Anzeichen, dass sich der Einfluss höherer Zinssätze auf die Bereitschaft der Unternehmen, ihre Dividenden zu erhöhen, bremsend auswirkt – in den USA zum Beispiel verlangsamte sich das Dividendenwachstum im vierten Quartal auf 5,5 %.
Janus Henderson prognostiziert für das Jahr 2023 ein langsameres Wachstum mit Zahlungen in Höhe von 1,60 Billionen US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 2,3 % auf Gesamtbasis und einem bereinigten Anstieg von 3,4 %. Jane Shoemake, Client Portfolio Manager for Global Equity Income sagte: «Für das kommende Jahr sind die Dividendenaussichten noch ungewiss. Inflation, das Ausmass weiterer Zinserhöhungen und geopolitische Risiken trüben das Bild. Der Cashflow der Unternehmen wird sowohl durch die geringere Nachfrage als auch durch die höheren Kosten für die Kreditbedienung unter Druck geraten, was den Spielraum für Dividendenwachstum einschränkt. Aus sektoraler Sicht ist es unwahrscheinlich, dass die Energiedividenden den starken Anstieg von 2022 wiederholen werden, während die Ausschüttungen im Bergbau von den jeweiligen Rohstoffpreisen abhängen werden. Allerdings dürfte die Wiedereröffnung Chinas das Wirtschaftswachstum ankurbeln, sobald die aktuelle Welle von Corona-Infektionen vorüber ist. Bei den Finanzwerten könnten die Banken dank des höheren Zinsniveaus von höheren Margen profitieren, sodass ein weiteres Dividendenwachstum durchaus möglich ist – vorbehaltlich einer umsichtigen Planung für steigende notleidende Kredite bei nachlassendem Wirtschaftswachstum.
Ausschlaggebend ist, dass Dividenden weit weniger volatil sind als Gewinne, und die globale Dividendendeckung, also das Verhältnis zwischen Gewinnen und Dividenden, derzeit hoch ist. Daher halten wir trotz aller Ungewissheiten ein weiteres Dividendenwachstum im Jahr 2023 für möglich.»
Der Index wurde 2009 lanciert. Seither haben sich die Dividendenzahlungen der 1200 grössten Unternehmen mehr als verdoppelt. Laut Janus Henderson schütten die 1200 grössten Unternehmen der Welt (nach Marktkapitalisierung) 85 % der weltweiten Dividenden aus. Da die nächsten 1800 Unternehmen nur 15 % der Ausschüttungen auf sich vereinen, könnten ihre Auswirkungen auf die Ergebnisse vernachlässigt werden.