14.04.2023, 09:59 Uhr
«Sind niedrigere Staatsschulden, positive Realzinsen und die Finanzierung der Energiewende miteinander vereinbar?», fragt sich Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer, Multi Asset Strategies – EMEA bei...
Die Bundesbank erwartet in den kommenden Monaten mit einem Konjunktureinbruch in Deutschland und einer anhaltend hohen Inflation. Kleiner Lichtblick: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg im November entgegen den Erwartungen.
Trotz des überraschenden Wirtschaftswachstums im Sommerquartal sei im Winterhalbjahr weiter eine Rezession zu erwarten, schrieb die Notenbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. «Die Inflationsrate könnte auch über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben.» Die Übernahme der Gasabschlagszahlung durch den Staat im Dezember werde die Verbraucher zwar entlasten. «Noch ist aber unklar, inwieweit sie sich in der amtlichen Preismessung und damit in der Inflationsrate niederschlägt.»
Die Jahresinflationsrate war im Oktober in Deutschland auf 10,4 Prozent geklettert. Die Bundesbank sieht inzwischen ein gestiegenes Risiko von Zweitrundeneffekten. Zudem forderten Arbeitnehmervertreter angesichts der Inflation aussergewöhnlich hohe Lohnzuwächse. So verlangt die Gewerkschaft Verdi für den öffentlichen Dienst in Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Es sei zwar nicht damit zu rechnen, dass diese Forderungen zu tatsächlichen Lohnabschlüssen in gleicher Grössenordnung führten, schrieb die Notenbank. «Auch wenn das nicht auf eine von der Lohnseite beschleunigte Inflationsentwicklung hindeutet, hat das Risiko von Zweitrundeneffekten zugenommen.»
Gebremst wird die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland nach Einschätzung der Volkswirte unter anderem von der Unsicherheit über die Energieversorgung und den gestiegenen Energiepreisen. Das belaste die Unternehmen stark. Die Abschwächung der globalen Konjunktur dürfte sich in den Exporten niederschlagen, und die Inflation dämpfe den privaten Konsum. Zudem dürfte sich die Baukonjunktur weiter abkühlen. Das Ausmass der erwarteten Rezession sei allerdings äusserst unsicher.
Europas grösste Volkswirtschaft war im dritten Quartal vorläufigen Zahlen zufolge gegenüber dem Vorquartal überraschend um 0,3 Prozent gewachsen. Details will das Statistische Bundesamt am Freitag bekanntgeben.
Der am gleichen Tag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Service-Sektor zusammen – stieg um 1,3 auf 46,4 Punkte. Das teilte der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 800 Unternehmen mit.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 44,9 Zähler gerechnet. Dennoch verharrte das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer den fünften Monat in Folge unter der Marke von 50, ab der es ein Wachstum signalisiert.
«Die November-Daten ändern nichts an der Einschätzung, dass Deutschland wahrscheinlich auf eine Rezession zusteuert», kommentierte S&P-Ökonom Phil Smith die Entwicklung. «Es gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung schwächer ausfallen könnte als zunächst befürchtet.»
Auch die Geschäftsaussichten haben sich stabilisiert. «Der milde Herbst hat vielleicht die Sorge über einen Gasmangel im Winter zerstreut», sagte Smith.