24.10.2024, 10:28 Uhr
M&G meldet die Auflegung seiner ersten Strategie für nachhaltige Unternehmensanleihen in Zusammenarbeit mit responsAbility bekannt. Der M&G (Lux) responsAbility Sustainable Solutions Bond Fund, der nach Artikel 9...
Finanzmärkte verarbeiten Informationen, bewerten Chancen und Risiken. Daher gehöre es nach Gerhard Wagner auch zu den Aufgaben der Finanzmarktteilnehmer, die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen zu berücksichtigen.
Gerhard Wagner leitet das Team ESG-Solutions des Asset-Managements der Zürcher Kantonalbank. Zu den physischen Risiken des Klimawandels gehören gemäss Wagner die direkten Einflüsse auf die Wertschöpfungskette, wie z.B. die Schäden an Produktionsanlagen in Folge von Extremwetterereignissen. Zu den Transitionsrisiken zählen solche, die durch den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entstehen und zu einer Neubewertung von Anlagen bzw. Unternehmen führen können. Ausgelöst werden Transitionsrisiken beispielswiese durch politische Massnahmen wie die Einführung eines CO2-Handelsystems bzw. einer CO2-Steuer oder durch die Förderung CO2-armer Technologien.
Ein Preis für die CO2-Emission ist nötig
Wagner beruft sich auf eine wissenschaftliche Studie von Rockström und seinen Kollegen, um die Notwendigkeit einer Festsetzung von CO2-Preisen zu verdeutlichen. So zeigt die Studie, dass die CO2-Emissionen alle 10 Jahre halbiert werden müssen, wenn das Klimaziel von Paris (Begrenzung der Erderwärmung auf 2 ºC) erreicht werden soll. Dies würde einer jährlichen Senkung der Emissionen von ca. 7% entsprechen. Ökonomen und Umweltwissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass dies nur mit einem hohen CO2-Preis zu bewerkstelligen ist. Gemäss Rockström und seinen Kollegen sollte dieser 2020 bereits bei rund 50 US-Dollar pro Tonne liegen und bis 2050 schrittweise auf 400 US-Dollar erhöht werden. Die heutigen CO2-Marktpreise (in vielen Ländern gibt es keinen CO2-Preis) sind im Regelfall deutlich niedriger. In der EU beträgt der Preis pro emittierter Tonne CO2 knapp 8 Euro.
Sollte die Politik die CO2-Preise in Zukunft innerhalb kurzer Zeit drastisch erhöhen, ergäben sich für viele Unternehmen hohe Kosten, die sich gegenwärtig nicht im Aktienpreis widerspiegeln. Gemäss Berechnungen des Unternehmens Carbon Delta würde ein plötzlicher weltweiter Anstieg des CO2-Preises auf 50 US-Dollar für die Unternehmen des MSCI World All Countries zu zusätzlichen Kosten von gesamthaft 11% der Marktkapitalisierung führen (wenn der Produktemix gleich bleibt). Ein solcher Kostenschock würde die Finanzmärkte destabilisieren, glaubt Wagner.
Klimarisiken müssen transparent sein
Erst wenn die Klimarisiken ausreichend transparent seien, können sie von den Finanzmärkten richtig eingepreist werden, so Wagner. Neben dem erwähnten Preis für Emissionen sei der CO2-Fussabdruck von Unternehmen und von Anlagefonds ein weiterer Schritt, die Klimarisiken besser zu verstehen. Der CO2-Fussabdruck sei ein Mass für die Treibhausgasemissionen, die direkt und über den Einkauf von Strom und Wärme von Unternehmen verursacht werden. Swisscanto Invest weist den CO2-Fussabdruck von drei nachhaltigen Fonds im Vergleich zum Benchmark aus. Alle Fonds schneiden bezüglich CO2-Emissionen deutlich besser ab als die Benchmark.
Grafik: CO2-Footprint Swisscanto Nachhaltigkeitsfonds im Vergleich (Scope 1+2)
Quelle: Trucost, Zürcher Kantonalbank
Die Firmen in diesen nachhaltigen Fonds sollten somit von steigenden CO2-Preisen weniger betroffen sein als der Durchschnitt der Unternehmen in der Benchmark, wie der Experte betont. Die finanziellen Auswirkungen eines CO2-Preises sind zwar komplex, offensichtlich ist aber, dass die Gewinnentwicklung von Unternehmen vielfach durch CO2-Preise beeinflusst sein wird.