Der Roche-Turm steht symbolisch für die Stärke der Pharmaindustrie, eine der Tragsäulen der Schweizer Wirtschaft. (Bild: Shutterstock.com/Oliver Foerstner)
Das globale Wirtschaftswachstum dürfte im neuen Jahr weiter abnehmen, aber immer noch über Potenzial liegen, schätzt die Zürcher Kantonalbank. In Bezug auf niedrige Inflation und Wirtschaftswachstum sei die Schweiz ein Sonderfall. Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
02.12.2021, 06:00 Uhr
Redaktion: hf
Die aktuelle Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums dürfte sich im neuen Jahr fortsetzen. Zu dieser Einschätzung kommen die Ökonomen des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank (ZKB) in ihrem Marktausblick 2022.
Diese Entwicklung bietet aber keinen Grund zur Sorge – sie sei vielmehr die Folge von selbstregulierenden Kräften, die helfen, eine Überhitzung nach der pandemiebedingt ausserordentlich starken Erholung im Frühjahr zu vermeiden.
Verzerrungen lassen nach
Sowohl am Arbeitsmarkt als auch in der Realwirtschaft würden sich im Laufe des nächsten Jahres die Ungleichgewichte von Angebot und Nachfrage abschwächen. Das dränge auch die Inflationsgefahr in den Hintergrund, meint die ZKB.
Langlebige Güter wie Autos und Unterhaltungselektronik, deren Preise besonders in den USA stark gestiegen sind, würden periodisch und nicht laufend konsumiert, so dass das Angebot wieder steigen werde, sobald die Lieferketten repariert und die Produktion in Asien wieder hochgefahren ist.
"Gegen einen strukturell anhaltenden Inflationsanstieg bei den Güterpreisen sprechen gleich mehrere Faktoren: der technologische Fortschritt wie Digitalisierung und Automatisierung, die Entwicklung neuer Werkstoffe, ganz allgemein der haushälterischere Umgang mit knappen Ressourcen und schliesslich die Substituierbarkeit von Gütern, die nicht unterschätzt werden darf", führt die ZKB ins Feld.
Öl und Gas werden wieder billiger
Wenn die Tage im späteren Jahresverlauf wieder wärmer werden und der Basiseffekt beim Rohöl abnimmt, werde der inflationäre Druck der Energiepreise abnehmen. Allerdings, so wendet das CIO-Team der Bank ein, sei in Zukunft aufgrund des unbeständigen Strommixes aus fossilen und erneuerbaren Energien mit stärker schwankenden Energiepreisen zu rechnen.
Den Wirtschftsausblick für das Heimland stellt die ZKB unter den Titel "Sonderfall Schweiz". Tatsächlich ist unser Land bisher relativ glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. Der Konjunktureinbruch war deutlich schwächer als befürchtet und zudem im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern auch geringer
Auch für 2022 erwartet das CIO-Office ein Wirtschaftswachstum, "das weit über dem langjährigen Durchschnitt von 1,6% liegen wird." Und während die Teuerung in der Eurozone bei 4% notiert, beträgt sie in der Schweiz mit 1,3% immer noch im von der Nationalbank anvisierten Zielbereich von 0% bis 2%. Auch da stellt die Schweiz einen Sonderfall dar.
Schweiz kennt kaum Inflation
Den wichtigsten Grund für die erheblich niedrigere Inflation ortet die ZKB im unterschiedliche Mix des Energiekonsums. In Ländern wie Deutschland und den Niederlanden spielt das ungemein teurer gewordene Erdgas eine wesentlich wichtigere Rolle.
Aber auch andere Faktoren, wie der zur Stärke neigende Franken, tragen zur moderaten Inflationsentwicklung bei. Gemäss Prognose des CIO-Office wird die Jahresinflation 2022 ziemlich genau in der Mitte des SNB-Zielbandes zu liegen kommen.
Am Arbeitsmarkt mit dem Zurückfahren der pandemiebedingten Hilfsmassnahmen der zeitlich aufgeschobene Strukturwandel im neuen Jahr wieder einsetzen. Die bis anhin rückläufige Arbeitslosenrate werde deshalb gegen Ende 2022 wieder leicht steigen.
Positiver Sonderfall
Spuren hinterlässt die Pandemie beim Schweizer Branchenmix: "Sie hat den Trend hin zur Spezialisierung beziehungsweise Clusterbildung weiter verstärkt." So würden die Branchen Gesundheit und Pharma nochmals an Bedeutung gewinnen.
Daneben dürften die Bestrebungen, die Schweizer Wirtschaft künftig krisenresistenter zu gestalten, "uns in den nächsten Jahren auf Trab halten". Als Stichwörter hierzu nennt die Bank Nearshoring, Reshoring und Anti-Fragilität.
"Die Schweiz ist derzeit sowohl hinsichtlich Wirtschaftswachstum als auch Inflation ein positiver Sonderfall. Die Gründe sind mannigfaltig: der günstige helvetische Branchenmix, kaum stattgefundene Deindustrialisierung, Konkordanzdemokratie – oder schlicht pures Glück", sagt ZKB-Chefökonom David Marmet.
Frankennachfrage wird abnehmen
Ihren Finanzmarktausblick überschreibt die Zürcher Kantonalbank mit "Geld- und fiskalpolitische Entwöhnungsphase". Der Zum werde zwar strukturell stark bleiben, im Umfeld einer weiteren Konjunkturerholung und tendenziell steigender Zinsen aber weniger gefragt sein.
Die geld- und fiskalpolitische Stimulierung werde ab nächstem Jahr abnehmen, den Investitionszyklus aber weiterhin unterstützen. Die Notenbanken könnten behutsam den Fuss vom Gaspedal nehmen.
"Nichts tun sei aber keine Option, zumal die finanzielle Repression im aktuellen Wirtschaftsumfeld ein Mass erreicht habe, das die Glaubwürdigkeit der Notenbanken untergräbt und das Risiko steigender Ungleichheiten in der Vermögensverteilung erhöht", sagt Manuel Ferreira, Head Investment Strategy & Economic Research. An den Finanzmärkten werde es zu einer Anpassungs- bzw. Entwöhnung von der ultragünstigen Liquidität kommen.
Die Rahmenbedigungen und Aussichten für die Unternehmensgewinne bleiben positiv. Das Wachstum werde jedoch moderater sein als 2021. An den Finanzmärkten würsen die in der Tendenz steigenden Renditen die teuren Obligationen weiter belasten.
Weiterhin gute Voraussetzungen für Aktien
Bei den Aktien limitiere die einsetzende Phase der Entwöhnung zwar eine weitere starke Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Die gute Ausgangslage der Unternehmen, die positiven Dividendenrenditen und die immer noch expansive Geldpolitik würden aber dafür sprechen, "dass die gegenwärtig am Aktienmarkt hoch angesetzten Erwartungen erfüllt werden", ist CIO Christoph Schenk überzeugt.
"Trotz einiger Unwägbarkeiten führt weiterhin kein Weg an Aktien vorbei", so Schenk. Die besten Renditechancen hätten Nordamerika, die Schweiz und die Eurozone.
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