Wer wird sich für Clinton oder Trump um die Wirtschaft kümmern?

Léon Cornelissen, Chefökonom von Robeco.
Léon Cornelissen, Chefökonom von Robeco.

Keiner der beiden US-Präsidentschaftskandidaten verfügt über volkswirtschaftliche Erfahrung. Hillary Clinton könnte ihren Ehemann Bill Clinton als US-Wirtschaftsberater ernennen. Die Aufmerksamkeit wird sich, gemäss Léon Cornelissen, Chefökonom von Robeco, daher bald auf die Vizepräsidentschaft richten.

22.06.2016, 10:48 Uhr

Redaktion: sif

Zwar müssen beide US-Präsidentschaftskandidaten im Juli noch offiziell von ihrer Partei als solche ernannt werden, jedoch sieht es klar nach einem Rennen zwischen Clinton und Trump aus. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wer sich bei den jeweiligen Kandidaten um die Wirtschaft der USA kümmern wird. "Clinton oder Trump werden als künftige(r) US-Präsident(in) einen Wirtschaftsbeauftragten ernennen müssen, da keiner von beiden über die entsprechende volkswirtschaftliche Erfahrung in diesem vitalen Bereich verfügt", sagt Robeco Chefökonom Léon Cornelissen.

Mrs. und Mr. Clinton?
"Wenn Hillary Clinton erwartungsgemäss die Wahlen gewinnt, dürfte sie ihren Ehemann Bill in dieses hohe Amt berufen", so Cornelissen weiter und hebt hervor: "Die Wirtschaft entwickelte sich gut während seiner zweiten Amtszeit als Präsident (1997-2001). Hillary hat stets für ihn als Wirtschaftsberater geworben, wohl wissend, dass sie den derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung unter Präsident Obama nicht für sich beanspruchen kann."

Cornelissen vermutet ferner, Hillary Clinton könnte ebenfalls einen Wirtschaftsexperten zum Vizepräsidenten ernennen, und es könnte moderate fiskalische Anreize geben. "Hillary Clinton fehlt es jedoch an einer klaren Vision – sowohl für die US-Wirtschaft als auch für deren Rolle in der ganzen Welt." Da Clinton die erste US-Präsidentin in der Geschichte wäre, fehlt es an Vorbildern und somit bleiben die Erwartungen unklar. Zudem legt Clinton als erfahrene Politikerin ihre Karten nicht offen auf den Tisch. "Die Bevölkerung bewundert ihre Beharrlichkeit, jedoch sehen sie viele als zu opportunistisch. In diesem Aspekt ist sie nicht so beliebt wie der zum Anti-Establishment tendierende Trump", fährt Cornelissen weiter.

Aber auch Trump würde als Präsident einen Wirtschaftsspezialisten an seiner Seite benötigen. Cornelissen erachtet Trumps Äusserungen über Handelsprotektionismus unter den gegebenen Umständen von 19 Billionen USD Staatsschulden als bedenklich."Geschäftsmänner sind in der Regel wirtschaftspolitisch nicht sehr stark", argumentiert Cornelissen: "Das Argument, dass er US-Schulden restrukturieren und die US-Kreditbewertung in Zweifel stellen würde, ist zweifelhaft."

Mögliche Vizepräsidenten
Die Wahl der möglichen Vizepräsidenten rückt mehr in den Fokus. Mögliche Kandidaten für Clinton wären Sherrod Brown, Elizabeth Warren oder Tom Perez. Dass sie Bernie Sanders, der sich auch um die Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten bewarb, wählt, ist unwahrscheinlich."Was die Wahl von Elizabeth Warren interessant machen würde, wäre die rein weibliche Kandidatur, die sich klar gegen Trump stellt."

Ein geschickter Zug von Trump könnte es sein, eine Frau für das Amt des Vizepräsidenten zu wählen. Aber welche wäre bereit, es mit ihm zu versuchen? Selbst für erfahrene Politiker könnte es zurzeit ein Karriererisiko sein, auf den Zug von Trump aufzuspringen. Mögliche Kandidaten für ihn sind Bob Corker, Joni Ernest und Chris Christie.

Wechsel im Kongress
"Investoren sollten nicht vergessen, dass es auch im Kongress zu Änderungen kommen wird", mahnt Cornelissen. Neben der US-Präsidentschaftswahl wird auch die Wahl des gesamten Repräsentantenhauses und ein Drittel des Senats neu gewählt. Zur Zeit wird der Senat wie auch das Repräsentantenhaus von den Republikanern dominiert. Die Frage bleibt gemäss Cornelissen somit, ob Trump bei seiner möglichen Wahl, seine Forderungen auch durch den Kongress bringen würde.

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