Endet die "Lower for longer"-Phase in den USA?

Robert Michele, Chief Investment Officer und Leiter der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan.
Robert Michele, Chief Investment Officer und Leiter der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan.

Bob Michele von J.P. Morgan ist sich bewusst, dass die Geldpolitik als alleiniges effektives Instrument vorerst ausgedient hat – nun zeichnen sich, laut dem Experten, fiskalische Anreize und strukturelle Reformen ab.

12.01.2017, 13:04 Uhr

Redaktion: jog

Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management steht eine Zeitenwende für die globalen Märkte bevor: "Nachdem wir lange Zeit Verfechter eines Szenarios aus finanzieller Repression, langfristiger Stagnation und auf längere Zeit niedrigerer Zinsen waren, führen wir jetzt das Lager derer an, die mehr Wachstum, steigende Inflation und allgemein höhere Anleiherenditen erwarten", erläutert Robert Michele, Chief Investment Officer und Leiter der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group. "Wir sind uns bewusst, dass die Geldpolitik als alleiniges effektives Instrument vorerst ausgedient hat – nun zeichnen sich fiskalische Anreize und strukturelle Reformen ab." Die Märkte haben laut dem Experten noch nicht vollständig eingepreist, wie die Zentralbanken hierauf reagieren und wie normalisierte Anleihenmärkte aussehen werden – dies gelte es in der Portfolioallokation zu berücksichtigen. "Die neue Regierung unter Trump dürfte allerdings ohne Zweifel mit spannenden ersten 100 Tagen und Initiativen aufwarten", ist sich Michele sicher.

Zum ersten Mal seit Jahren erscheint Wachstum über Trend wahrscheinlich
Auf die Frage, ob sich das Wachstumspotenzial tatsächlich verändert habe, ob nun höhere Zinsen zu erwarten seien und Anleihen in diesem Umfeld noch Investmentchancen bieten, antwortet Michele dreimal mit "ja". "Seit die Republikaner die US-Wahlen für sich entscheiden konnten, führten ein höheres erwartetes Wachstum und eine potenziell höhere Inflation zu einem Anstieg der Anleiherenditen auf zyklische und der Aktienkurse auf neue historische Hochstände. Die Stimmungsänderung deutet auf eine neue Richtung für Unternehmens-Investitionen und Wachstum hin. Unterdessen wurde der Weg für zahlreiche politische Initiativen geebnet, die zeitnah umgesetzt werden dürften. Vor diesem Hintergrund beurteilen wir die Wahrscheinlichkeit eines über dem Trend liegenden Wachstums massiv höher als noch im letzten Quartal", unterstreicht Michele. Neben den bedeutenden fiskalischen Anreizen sowie steuer- und aufsichtsrechtlichen Reformen in den USA begründet der Experte dies mit einem starken Wachstum in zwei Dritteln der globalen Industrieländer und dem Ende des deflationären Effekts niedrigerer Ölpreise. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Wachstums über Trend von 20 auf 65 Prozent. "Unseres Erachtens wurde eine eventuelle Konjunkturabkühlung in den USA um einige Jahre hinausgeschoben. Auf kurze Sicht zeigt sich der Konsum in guter Verfassung und der Zyklus dürfte weiter anhalten", so Michele.

Weitere drei bis vier Zinserhöhungen in den USA für dieses Jahr erwartet
Der jüngste Zinsanstieg in den USA spiegelt laut dem Experten ebenfalls die Erwartungen für ein höheres Wachstum und einen Inflationsanstieg wider und trage ausserdem dazu bei, die Zinspolitik weiter zu normalisieren. "Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen 2017 weitere drei bis vier Mal erhöhen wird und aufgrund dieses fortgesetzten Zinsanstiegs die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zum Jahresende bei 3,0 bis 3,5 Prozent liegen wird." Der US-Dollar verfüge aufgrund der höheren Zinsen und der Repatriierung von Barreserven über ein wenig Spielraum für eine Aufwertung.

Als Risiko für dieses positive Wachstumsszenario benennt der Experte unter anderem die zahlreichen Wahlen in Europa, die im Jahr 2017 auf der Agenda stehen. Auch China bleibe ein Risiko, wobei Michele nicht auf das Wachstum abzielt, das er bis zum Parteikongress im Herbst bei über sechs Prozent gestützt sieht. Er befürchtet vielmehr einen eventuellen Hemmschuh für das globale Wachstum durch parteipolitischen Zwist oder auch den sich in Washington abzeichnenden Protektionismus.

Hochzinsanleihen weiterhin attraktiv
In diesem Umfeld sieht Michele US-Hochzinsanleihen einmal mehr als "beste Investmentidee", denn ein festeres Wachstum und höhere Rohstoffpreise sollten das fundamentale Umfeld stärken: "Wir gehen im weiteren Verlauf des Jahres 2017 von weniger Zahlungsausfällen aus. Das von dem Sektor gebotene Zinsniveau bleibt attraktiv und die Risikoaufschläge dürften einen Grossteil der Zinsanstiege auffangen. Auch die technischen Faktoren bleiben konstruktiv, insbesondere da sich die Anleger von zinssensibleren Anlagen trennen." Auch selektive Schwellenländeranleihen in Lokalwährung böten nach wie vor Chancen, allerdings sollte dieses Investment taktisch erfolgen und das Währungsrisiko über einen Korb von schwächeren lndustrieländerwährungen mit niedrigeren Renditen anstelle des US-Dollars finanziert werden.

Um für dieses herausfordernde Umfeld und die Zinswende gerüstet zu sein, ist es sinnvoll, flexibel positioniert zu sein und unabhängig von einer Benchmark zu investieren. Eine solche flexible Strategie nutzt der JPMorgan Funds – Global Bond Opportunities Fund, den Robert Michele seit fast vier Jahren gemeinsam mit Nicholas Gartside und Iain Stealey managt. Das breit diversifizierte Portfolio investiert über das gesamte Spektrum globaler Anleihen hinweg, wobei die benchmarkunabhängige Strategie dynamisch alle Anleihen­marktsegmente kombiniert und auch aktives Durationsmanagement nutzt. Damit ist es möglich, sich jederzeit auf verändernde Marktbedingungen einzustellen. Der Global Bond Opportunities Fund hat mit dieser Strategie in 2016 5,68 Prozent (per 31. Dezember 2016, Anteilklasse A acc EUR (hedged)) erwirtschaftet.

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