Emerging Markets und Alternatives profitieren von Neuanlagen staatlicher Investoren

Invesco veröffentlicht seine zweite jährliche Invesco Global Sovereign Asset Management Studie, die Einblicke in das komplexe Anlageverhalten und die Anlagepräferenzen staatlicher Investoren aus aller Welt gibt.

30.06.2014, 13:27 Uhr

Redaktion: dab

Für die diesjährige Studie wurden mehr als 50 öffentliche Investoren aus aller Welt befragt, die zusammen ein Vermögen von mehr als 5,7 Billionen US-Dollar
verwalten. Das Ergebnis: Trotz einer grundlegenden Präferenz für entwickelte Märkte relativ zum Gesamtportfolio fliessen die Neuanlagen dieser Investoren vor allem in die Emerging Markets – einschliesslich Lateinamerikas, Afrikas und Chinas. Darüber hinaus favorisieren staatliche Investoren weiterhin die sogenannten „Alternatives“ und haben ihr Engagement per Saldo in allen grossen alternativen Anlageklassen wie Immobilien und Private Equity ausgebaut.

Wie die Datenanalyse zeigt, lassen sich diese Verschiebungen auf geographischer Ebene und zwischen den Anlageklassen auf die stärkere Bedeutung der strategischen gegenüber der taktischen Asset Allokation für die Anlagestrategien und -entscheidungen der Staatsinvestoren zurückführen. Ein wichtiger Faktor sind dabei die antizipierten Mittelzuflüsse. Knapp die Hälfte (46%) der Staatsinvestoren rechnet 2014 mit höheren Neuanlagen als 2013, mit klaren Auswirkungen auf die globalen Kapitalströme. So erwarten 45% der staatlichen Investoren in den westlichen Industrieländern im Jahr 2014 höhere Mittelzuflüsse. Genauso viele gehen davon aus, dass sich die Neuanlagen weiter auf dem aktuellen Niveau bewegen werden.

Höhere Neuallokationen in alternative Anlageklassen
Im Hinblick auf die Allokation neuer Anlagegelder bleiben die „Alternatives“ – wie schon 2013 – der klare Gewinner in den Portfolios der Staatsinvestoren. Per Saldo haben 2013 51% bzw. 29% der befragten öffentlichen Investoren ihr Neuengagement in Immobilien und Private Equity relativ zum Gesamtportfolio ausgebaut. Tatsächlich rechnen die Staatsinvestoren 2014 im Vergleich zum Vorjahr mit höheren Neuallokationen in alle grossen alternativen Anlageklassen – Immobilien, Private Equity, Infrastruktur, Hedgefonds und Rohstoffe. Unter den Staatsinvestoren der westlichen Industrieländer beinhaltet dies auch Allokationen in inländische Private Equity-Investments (60% der Befragten rechnen hier 2014 mit einer Steigerung, nach 0% im Jahr 2013), Infrastrukturanlagen (25% rechnen 2014 mit einer Steigerung, nach 0% im Jahr 2013) und globale Immobilien (25% rechnen 2014 mit einer Steigerung, nach 25% im Jahr 2013) – jeweils auf Basis der Nettoangaben.

Die Ergebnisanalyse signalisiert, dass das anhaltende Interesse an alternativen Anlageklassen ein struktureller Trend ist, der auf die strategische Asset Allokation (SAA) zurückzuführen ist und nicht auf kurzfristige taktische Anpassungen zur Steigerung der kurzfristigen Rendite.

Erstens gilt weiterhin, dass viele Staatsinvestoren alternative Anlageklassen relativ zu ihren SAA-Zielen untergewichten. Diese Investoren haben ihre Zielallokationen für alternative Anlageklassen in den letzten fünf Jahren angehoben, diese aber noch nicht erreicht. Zweitens rechnen viele Staatsinvestoren (46%) im Jahr 2014 mit höheren Mittelzuflüssen als im Vorjahr. Ein starker Anstieg des Anlagevermögens spricht für eine strategischere Allokation, da eine bedeutende taktische Allokation zu einer Verletzung interner Richtlinien führen könnte.

Und es gibt noch einen dritten Faktor, der dafür spricht, dass das grössere Interesse an alternativen Anlageklassen eher auf die strategische als auf die taktische Vermögensaufteilung zurückzuführen ist: die Tatsache, dass alternative Anlageklassen im Betrachtungszeitraum unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. So geben die Staatsinvestoren die durchschnittliche Rendite aus Alternatives im Jahr 2013 typischerweise mit 7% an, während der Zielwert bei 8% liegt. Das deutet darauf hin, dass der Ausbau ihrer übergewichteten Position in diesen Anlageklassen Ergebnis einer langfristigen, strategischen Entscheidung und nicht kurzfristiger taktischer Erwägungen ist.

Innerhalb der alternativen Anlageklassen waren vor allem globale
Infrastrukturanlagen gefragt. Per Saldo haben 47% der staatlichen Investoren ihr Neuengagement in globalen Infrastrukturanlagen relativ zu ihrem Gesamtportfolio im Jahr 2013 ausgebaut. Im Jahr 2012 lag ihr Anteil erst bei 22%. Darüber hinaus gehen die Befragten von einem weiteren Ausbau der Allokationen im Jahr 2014 aus. Im Vergleich zum Vorjahr rechnen per Saldo 53% der Staatsinvestoren 2014 mit höheren Allokationen, da die Anfangsrenditen der Immobilien weiter sinken und die globale Nachfrage nach Immobilien, vor allem in den entwickelten Märkten, weiter wächst. Auch die risikoadjustierte Rendite, die globale Infrastrukturanlagen derzeit bieten, scheint ein wichtiger Antriebsfaktor zu sein.

Wachsende Kapitalzuflüsse in die Emerging Markets – aber fundamentale Präferenz für entwickelte Märkte weiter intakt
Wie bereits in der Studie 2013 beobachtet, fliessen immer mehr neue staatliche Anlagegelder in die Schwellenmärkte. In der Nettobetrachtung aller Befragten und relativ zum Gesamtportfolio sind die Neuallokationen in Lateinamerika, Afrika, China, Indien und den aufstrebenden asiatischen Märkten im Jahr 2013 gestiegen. Für 2014 wird mit einem erneuten Anstieg gegenüber 2013 gerechnet.

Ähnlich wie bei den alternativen Anlageklassen scheint dieser Trend vor allem auf strategische Allokationsziele zurückzuführen sein. So signalisieren die Angaben der Befragten, dass sie in den Schwellenmärkten relativ zu ihren SAA-Zielen untergewichtet sind. Das gibt ihnen mehr Spielraum für eine Ausweitung ihres Neuengagements in diesen Regionen. Die langfristige strukturelle Verlagerung in Richtung der Emerging Markets scheint nicht durch die unterdurchschnittliche Performance der Schwellenmärkte im Vergleich zu den entwickelten Aktienmärkten im Jahr 2013 beeinflusst zu sein.

Im Hinblick auf die taktische Asset Allokation (TAA) gibt es einige Ausnahmen: So sind Mittel- und Osteuropa sowie Russland die einzigen aufstrebenden Märkte, in denen die Befragten ihr Engagement im Jahr 2013 in der Nettobetrachtung reduziert haben. Auch 2014 planen die Befragten keine höheren Investments in diesen Regionen, was vor allem an der instabilen politischen Lage vor Ort liegt. Der grosse Trend in der geographischen Vermögensaufteilung ist eine strategische Verschiebung in Richtung Emerging Markets, die sich künftig in entsprechend höheren Allokationen in diese Märkte niederschlagen dürfte. Allerdings erfolgt diese Verlagerung im Kontext einer deutlichen historischen Präferenz für die entwickelten Märkte. Viele staatliche Investoren gehen davon aus, dass sie ihre BIP-gewichtete Untergewichtung der Emerging Markets bis auf weiteres beibehalten. Selbst bereinigt
um die heimischen Anlagen von Staatsinvestoren aus den entwickelten Märkten sind die Portfolios der staatlichen Investoren im Schnitt zu 56% in den entwickelten Märkten angelegt.

Die Staatsinvestoren der westlichen Industrieländer stellen sich dem Trend in die Schwellenländer entgegen und gehen 2014 nur von minimalen Neuanlagen in diesen Märkten aus. Stattdessen wollen diese Investoren in erster Linie in Kontinentaleuropa und ihren Heimatmärkten investieren. In der Nettobetrachtung wollen 42% der Staatsinvestoren aus den westlichen Industrieländern ihre Neuanlagen in Kontinentaleuropa in diesem Jahr ausweiten. 9% aller Befragten rechnen mit höheren Neuallokationen in Grossbritannien.

Wachsender Risikoappetit, längerer Anlagehorizont, abnehmende Präferenz für den Heimatmarkt
Die geographischen Anlagepräferenzen der globalen Staatsinvestoren spiegeln auch ihre aktuelle Risikobereitschaft, ihren Anlagehorizont und ihre Fokussierung auf ihre Heimatmärkte wider.

2012 führten die meisten Staatsinvestoren, die ihre Allokationen in alternative Anlageklassen ausbauten, im Gegenzug ihr Engagement an den Aktien- und globalen Anleihemärkten zurück. In ähnlicher Weise reduzierten diejenigen Anleger, die verstärkt in Emerging Markets investieren, im Gegenzug typischerweise ihr Engagement in den Industrieländern. 2013 dagegen hat sich diese Dynamik verändert: Investoren, die verstärkt in Alternatives investiert haben, haben dafür ihr Engagement an den heimischen Anleihe- oder Geldmärkten reduziert und nicht ihr Engagement an den globalen Anleihe- oder Aktienmärkten. Tatsächlich haben die Befragten im Schnitt sowohl ihr Engagement in ihren Heimatmärkten als auch ihre globale Aktienallokation ausgebaut.

Zudem deutet die diesjährige Studie auf einen Anstieg der Zielrenditen und eine Verlängerung des Anlagehorizonts hin, die im Einklang mit einem Ausbau des Engagements in Risikoanlagen wie Aktien stehen. Darüber hinaus berichten die Investoren, die 2013 verstärkt in Emerging Markets investiert haben, typischerweise über eine Rückführung der Allokation in ihre Heimatmärkte anstelle einer Rückführung ihres Engagements in den entwickelten Märkten insgesamt. So haben 11% der Befragten die Allokation in ihre Heimatmärkte im Jahr 2013 reduziert.

Nick Tolchard, stellvertretender Vorsitzender der Global Sovereign Group
von Invesco und Head of Invesco Middle East, kommentierte: „Die Heimatmarkt-Allokation hat gewöhnlich einen bedeutenden Anteil an den Portfolios der Staatsinvestoren – 2013 lag dieser Anteil im Schnitt bei 42%. Daher ist diese Globalisierung eine bedeutende Veränderung. Wenn die Heimatmarkt-Allokationen weiter zurückgehen, könnten die Staatsinvestoren ihr Engagement in den aufstrebenden und entwickelten Märkten gleichzeitig weiter ausbauen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Staatsinvestoren in dieser Hinsicht im weiteren Jahresverlauf verhalten und wie sich dies weiter auf die globalen Kapitalflüsse auswirkt.“

Nick Tolchards Fazit: „Staatsinvestoren werden voraussichtlich eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung der globalen Wirtschaft spielen. Daher ist es sehr wichtig, die weitere Entwicklung ihres Verhaltens im Auge zu behalten. Durch die Beauftragung dieser jährlichen Studie erhalten wir ein deutlich tieferes Verständnis der entscheidenden Einflussfaktoren hinter den Kapitalanlagen der staatlichen Investoren. Die Ergebnisse der diesjährigen Befragung signalisieren, dass hinter den kurzfristigen Trends langfristige strategische Erwägungen stehen. Ausserdem wird deutlich, dass die Emerging Markets und alternative Anlageklassen trotz der weiterhin starken Fokussierung auf die entwickelten Märkte inzwischen einen festen
Platz in der strategischen Vermögensaufteilung der Staatsinvestoren haben. Diese Informationen leisten einen wertvollen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Beweggründe staatlicher Investoren in allen Teilen der Welt und ermöglichen es der Investmentmanagement-Industrie, die richtigen Lösungen für ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu entwickeln.“


Link zum Download der Studie.

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