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Draghi reduziert Anleihekäufe

Bild: Pixelio, Morgenrot
Bild: Pixelio, Morgenrot

Die Entscheidung der EZB zur Reduktion der umstrittenen Anleihenkäufe scheint für Ökonomen keine Überraschung gewesen zu sein.

27.10.2017, 14:07 Uhr

Autor: elt/sif

Die Europäische Zentralbank hat angekündigt, ihre monatlichen Käufen von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren ab kommendem Januar um 30 Milliarden Euro zu kürzen. Gemäss Daniel Hartmann, Senior Analyst Economic Research bei Bantleon, entsprach die Kürzung auf 30 Milliarden Euro pro Monat dem Konsensus.

Paul Hatfield, Global Chief Investment Officer bei Alcentra (BNY Mellon IM), sagte sogar: "Die Ankündigung entsprach so sehr unseren Erwartungen, dass sie fast enttäuschte." Gemäss Hatfield könnten Anleihen profitieren und den Euro leicht abschwächen. Da es aber nichts Überraschendes gab, geht er auf absehbare Zeit von einer restriktiven Grundhaltung innerhalb einer engen Spanne aus. "Draghi liess sich die Sicherheitsoption offen, die Druckmaschine wieder in Schwung zu bringen, falls es für die Eurozone makroökonomisch abwärts geht, so dass für die nächsten zwölf Monate keine Zinserhöhungen zu erwarten sind", kommentiert Hatfield weiter.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte, so Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, diese "Rekalibrierung" begrüssen: "Der Zinsausblick zeigt jedoch, dass die Zinsen in der Eurozone noch lange tief bleiben werden. Dementsprechend wird auch die SNB noch sehr lange an den Negativzinsen festhalten. Positive Kurzfristzinsen sind hierzulande deshalb kaum vor 2020 zu erwarten."

Klares Ende des Programms nicht in Sicht
Das Programm soll bis mindestens Ende September 2018 laufen – neun Monate länger als bislang geplant. Somit sei die Europäische Zentralbank in der Summe "taubenhafter" als gedacht gewesen, meint Daniel Hartmann von Bantleon. Offen bleibt auch, wie es nach dem Wertpapierkaufprogramm weitergeht. "Die EZB dürfte wohl über den September hinaus Anleihen kaufen und auslaufende Papier reinvestieren", kommentiert Thomas Heller. Draghi stellt sich aber auf die sichere Seite, da das Programm bei einer Verschlechterung des Konjunktur- oder Inflationsausblicks angepasst werden könnte.

Der Senior Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments, Patrick O’Donnell, stellt die Frage in den Raum, ob es überhaupt noch genügend Anleihen für das Kaufprogramm geben werde. "Draghi wird froh darüber sein, den heutigen Tag ohne grösseren Unfall hinter sich gebracht zu haben", schliesst er.

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