"Es ist noch immer ein Krieg der Worte"

Bild: Pixabay
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Chinas "wie du mir, so ich dir"-Repressalien haben die Märkte in der vergangenen Woche eindeutig überrascht. Witold Bahrke, Senior-Stratege bei Nordea Asset Management erklärt im Kommentar wie sich dies auf das makroökonomische Gesamtbild auswirkt. Seiner Meinung nach sind die Zeiten des schnell wachsenden Handels vorbei, und er glaubt, dass die Handelspolitik einen eher "hawkishen" Ton annehmen wird.

19.04.2018, 16:01 Uhr

Redaktion: sif

Da chinesische Exporte in die USA viermal grösser sind als die US-Exporte nach China, scheint für China in einem Quid-pro-quo-Prozess am meisten auf dem Spiel zu stehen. Dennoch glaubt Witold Bahrke, Senior-Stratege bei Nordea Asset Management, dass das wahrscheinlichste Ergebnis sein wird, dass beide Parteien einen langwierigen Verhandlungsprozess beginnen werden und nicht einen regelrechten Handelskrieg. Man sollte nicht vergessen, dass bislang wenige konkrete Massnahmen getroffen wurden – es ist noch immer ein Krieg der Worte. Obwohl Präsident Xi in seiner weit verbreiteten Boao-Rede am 10. April wenig Neues sagte, könnte der versöhnlichere Ton Chinas in letzter Zeit nach Meinung Bahrkes ein erstes Anzeichen dafür sein, dass sich dieser Konflikt nicht in einen Handelskrieg verwandeln wird.

Die Handelsunsicherheiten bezüglich Gütern dürfte vor den US-Zwischenwahlen nicht nachlassen. Längerfristig geht es jedoch nicht um die Region des "Rust Belt", sondern um den Schutz des geistigen Eigentums. Der Transfer von geistigem Eigentum aus den USA nach China ist zentral. China ist bestrebt, weltweit führend im Technologie-Sektor, z.B. der künstlichen Intelligenz, zu werden. Tech-Aktien spielen in den aktuellen Bullenmärkten eine führende Rolle. Viele glauben, dass derjenige, der das Technologie-Rennen gewinnt, auch die globale führende Wirtschaft der Welt sein wird.

Auswirkungen auf das makroökonomische Gesamtbild
Die Zeiten des schnell wachsenden Handels sind vorbei, und Bahrke glaubt, dass die Handelspolitik einen eher "hawkishen" Ton annehmen wird. Die Globalisierungsgewinner von gestern werden also in Zukunft nicht mehr am Steuer sitzen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Welthandelsintensität (Handel/BIP) bereits vor einigen Jahren ihren Höhepunkt erreicht hat. Protektionistische Massnahmen waren auf dem Vormarsch, bevor die jüngsten Handelsspannungen eskalierten.

Darüber hinaus begünstigt der technologische Fortschritt (Robotik) das Insourcing der Produktion. Ein wenig handelsfreundliches Umfeld ist also nichts Neues. "So wie der Handel seit vielen Jahren zu einem starken globalen Wachstum beitrug, beeinflusst nun die Abnahme der Welthandelsintensität das niedrige Wachstumsumfeld, in welchem wir uns befinden", meint der Experte.

Die Auswirkungen auf den Markt: Ein Zeichen oder nur Lärm?
Aus Marktperspektive denkt Bahrke, dass der schlimmste Fall eines regelrechten Handelskrieges vermieden wird – aber das bedeutet nicht "business as usual"; der durchschnittliche Protektionismus dürfte eher steigen. "Denn wir haben den Höhepunkt des Freihandels hinter uns gelassen", bekräftigt Bahrke.

Die Unsicherheit, die sich aus dem Krieg der Worte über die Handelspolitik ergibt, ist nicht die Ursache für die enttäuschende Performance der Risikoanlagen, sondern verstärkt die Probleme. Der Hauptgrund für den allgemeinen Risk-Off-Modus ist aus Bahrkes Sicht die Verschärfung der monetären Bedingungen in Kombination mit einem korrekturanfälligen Markt. Die wichtigste Zentralbank der Welt zieht die Zügel allmählich an und die Geldmarktfinanzierung wird teurer, da die Liquidität im US-Dollar knapp wird. Das sei das eigentliche Problem, das die Anleger nachts wachhalten sollte. Man sollte nicht vergessen, dass die jüngste Ausweitung der Libor-OIS-Spreads eine zusätzliche Erhöhung um 1-2% durch die Fed bedeutet. Der monetäre Gegenwind nimmt zu, und der Markt beginnt dies zu registrieren. "Wenn wir also einen regelrechten Handelskrieg mit konkreten Massnahmen sehen, könnte dies der Auslöser sein, der dem bereits verwundeten Börsenbullen das Genick bricht", schliesst der Stratege.

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