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"Ein bisschen recht hat er ja"

Bild: Unsplash
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Der Handelskrieg beherrscht die Medien weltweit. Dabei wird der US-Präsident Donald Trump als Übeltäter betrachtet. Diese Sicht greift gemäss Thomas Heller, Chief Investment Officer der SZKB, zu kurz. Im Vergleich sind China und die EU protektionistischer eingestellt als die USA.

04.10.2018, 14:52 Uhr

Redaktion: ase

Wenn heute vom Handelskonflikt die Rede sei, stünde Donald Trump an dessen Ursprung, meint Thomas Heller, Chief Investment Officer und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB). Trump habe ihn verbal losgetreten und den Worten Taten folgen lassen. Im Verlauf dieses Jahres wurden für verschiedene Länder und Produkte die Einfuhrzölle erhöht. "Die USA haben jeweils vorgelegt, Europa und China sind nachgezogen", erläutert Heller: "Actio und Reactio." Er stellt sich die Frage, ob die USA also die "Bösen" und die EU sowie China die Opfer seien, die sich wehren müssen.

Der Schein trügt
"Mitnichten!", beantwortet der CIO gleich selbst. In der ganzen Diskussion gehe oft unter, dass die EU und China im Vergleich zu den USA protektionistischer seien. Die Welthandelsorganisation (WTO) weist für 2017 für die EU und China einen durchschnittlichen Importzoll von 5,1% bzw. 9,8% aus. Für die USA sind es 3,4%. "Besonders protektionistisch geben sich die EU und China bei Agrargütern. Die Zölle liegen im Durchschnitt bei 10,8% und 15,6% (USA: 5,3%)", erläutert Heller. China kenne darüber hinaus zahlreiche Vorschriften, welche ausländischen Unternehmen den Zugang zum chinesischen Markt erschweren und stehe wegen des mangelnden Schutzes des geistigen Eigentums, des erzwungenen Technologietransfers und weiterer nicht-tarifärer Handelshemmnisse immer wieder in der Kritik, wendet er ein. So sind gegen China per Ende 2017 mehr als 600 von der WTO abgesegnete Anti-Dumping Massnahmen in Kraft (USA: 74).

Der Zweck heiligt die Mittel
Es sei also nicht so, dass vor dem aktuellen Handelskonflikt alles gut war und jetzt - wegen Trump - alles schlecht ist, meint Heller. Trump möchte die protektionistischere Gegenseite zwingen, sich zu bewegen und mit neuen Handelsverträgen für sein Land etwas herausholen. Der Zweck (US-Vorteil) heilige die Mittel (Zölle), wobei Trump dabei auf die Macht des Stärkeren setze. Ansatzweise mit Erfolg. Mexiko, Südkorea und Kanada haben sich mit den USA auf neue Handelsverträge geeinigt. Das Ringen mit den grösseren Gegenparteien EU und China dürfte zäher werden, da zur wirtschaftlichen eine geopolitische Komponente hinzukomme, gibt Heller zu bedenken. Wobei China im Juli und im November dieses Jahres die Zollsätze für über 3'000 Produkte reduziert hat bzw. reduzieren wird. Ob das alle Länder - also auch die USA - einschliesse, sei nicht ganz klar. Sie auszuschliessen würde allerdings gegen WTO-Regeln verstossen.

Eine vollständige Eskalation hilft niemandem
Höhere Zölle werden Trumps Problem mit dem Handelsdefizit nicht lösen, da es in erster Linie das Ergebnis des inländischen Investitions- und Sparverhaltens sei, erläutert Heller. Es bleibt zu hoffen, dass sich beide Seiten früh genug bewegen und es nicht zur vollständigen Eskalation kommt, bei der es wirtschaftlich vor allem Verlierer geben wird, fährt er fort. "Man mag Trumps Stil und Ton nicht mögen und es mag ökonomisch unvernünftig sein. Angesichts der Faktenlage lässt sich sein Verhalten zu einem gewissen Grad aber nachvollziehen. Denn ein bisschen recht hat er ja" sagt der CIO der SZKB abschliessend.

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