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China eilt den USA und Europa voraus

China wird 2021 voraussichtlich stark wachsen. Auch im ESG-Bereich sind alle Augen auf das Land gerichtet, denn es hat sich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. (Bild: Shutterstock.com/Dani Metaz)
China wird 2021 voraussichtlich stark wachsen. Auch im ESG-Bereich sind alle Augen auf das Land gerichtet, denn es hat sich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. (Bild: Shutterstock.com/Dani Metaz)

Chinesen in aller Welt bereiten sich vor, das neue Jahr willkommen zu heissen. Anlageexperten von Vontobel AM prognostizieren dem Land der aufgehenden Sonne für 2021 ein starkes Wachstum, erhöhte Markteffizienz durch die Bereinigung des Anleihesektors und Fortschritte im ESG-Bereich.

11.02.2021, 16:02 Uhr

Redaktion: rem

"Auch wenn sich Dank des Covid-19-Impfstoffs die global synchron verlaufende Erholung dieses Jahr fortsetzen dürfte, wird sich der Abstand zwischen China und den USA einerseits sowie zu Europa andererseits im ersten Quartal dieses Jahres vergrössern", sagt Sven Schubert, Investment Strategist bei Vontobel Asset Management. Grund hierfür sind neue Lockdowns in der westlichen Welt und Verzögerungen bei den Impfkampagnen der Länder. China habe zwar zuletzt erneut regionale Einschränkungen verhängt, um ein lokales Wiederaufflammen der Infektionen zu verhindern, ein neuer landesweiter Lockdown sei aber unwahrscheinlich. Im weiteren Jahresverlauf könnten sich die Unterschiede des wirtschaftlichen Wachstums abschwächen, wenn sich die Impfstoffe als wirksam gegen das Virus erweisen. "Die USA und Europa werden allerdings nur langsam aufholen, während China weiter vorauseilt", meint Schubert.

Der Handels- und Technologiekrieg schwelt weiter

Wie der Investmentstratege weiter ausführt, dürfte nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden eine potenziell aggressive US-Aussenpolitik ein geringerer Risikofaktor für das chinesische Wirtschaftswachstum sein. Selbst wenn die Demokraten in einem seltenen Fall von überparteilichem Einvernehmen mit den Republikanern darin einig seien, dass China eine klare Bedrohung für die technologische, wirtschaftliche und militärische Dominanz der USA darstelle, würden sie andere Konsequenzen daraus ziehen.

Zudem scheine die derzeitige US-Regierung ein besseres Verständnis der volkswirtschaftlichen Kosten eines Handelskriegs zu haben. "Die Abhängigkeit des US-Unternehmenssektors von Asien und insbesondere China im Hinblick auf die Unternehmensgewinne ist erheblich", betont Schubert. Die jüngsten Quartalszahlen von Apple zeigen, dass das höchste Umsatzwachstum des Unternehmens auf China entfiel. Daher sei das Risiko einer weiteren Eskalation des Handelskrieges gering, da dies der US-Wirtschaft enorm schaden könnte.

China und USA streben stärkere wirtschaftliche Abhängigkeiten in ihren Regionen an

Die USA werden China im Hinblick auf die digitale Vorherrschaft weiter mit Argusaugen beobachten. Der Investmentstratege nimmt an, dass gleichgesinnte Länder Standards zu Themen wie der Nutzung von privaten Daten durch digitale Plattformen festlegen, gemeinsame Forschungsprojekte in neuen Technologiebereichen lancieren und die Lieferketten von Gütern effizienter absichern könnten, die für ihre Wirtschaft wesentlich sind. Eine koordinierte Reaktion könnte zu einem intensiveren Informationsaustausch, mehr Investitionen in neue Technologien und eventuell grösserem Wachstum führen.

Mit dem Projekt "Neue Seidenstrasse» und der kürzlich vereinbarten Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) versucht China in der Region Eurasien die Abhängigkeit anderer Länder von der chinesischen Wirtschaft zu erhöhen. RCEP dürfte das Wachstum in der Region anregen und positive Folgen für die asiatischen Märkte haben. Folglich dürfte die Beziehung zwischen den zwei Weltregionen kompetitiver werden. "Die energische Aussenpolitik Chinas etwa im Südchinesischen Meer bleibt jedoch weiterhin ein Risiko", so Schubert. Die US-Regierung unter Joe Biden hat bereits signalisiert, dass sie – im Gegensatz zur Trump-Regierung – ihren asiatischen Verbündeten in Fragen der geopolitischen Sicherheit beistehen wird.

Zahlungsausfälle bei Anleihen ebnen Weg für erhöhte Markteffizienz

Aufgrund der Covid-19-Pandemie ist es seit Anfang November 2020 verstärkt zu Zahlungsausfällen im chinesischen Unternehmenssektor gekommen, was zu einem gewissen Ausverkauf auf Onshore- und Offshore-Märkten geführt hat. Die Gesamtausfälle 2020 könnten daher höher als im Jahr 2019 ausfallen und die Ausfallquote bei Onshore-Unternehmensanleihen von 0,62% im Jahr 2019 auf über 1,0% im Jahr 2020 erhöhen. "Dieser Wert liegt jedoch weiterhin unter dem globalen Durchschnitt. Darüber hinaus ist das Risiko steuerbar und stellt dank der umfangreichen Mittel, die den politischen Entscheidungsträgern in China zur Verfügung stehen, kein systemisches Risiko dar", sagt Cosmo Zhang, Research Analyst bei Vontobel Asset Management.

Die Tatsache, dass die Zahlungsausfälle mittlerweile früher eintreten, sei ein Beleg dafür, dass die chinesische Regierung um eine höhere Markteffizienz und -transparenz zum Wohle der Wirtschaft insgesamt bemüht ist. Vor dem Hintergrund der schnellen Erholung des Landes dank einer erfolgreichen Bewältigung der Covid-19-Pandemie seien diese Zahlungsausfälle daher nicht auf schwächere Fundamentaldaten zurückzuführen, sondern auf die bewusste Entscheidung der chinesischen Regierung, keine Rettungsmassnahmen für vereinzelte Ausfälle von schwachen staatlichen Unternehmen zu ergreifen.

"Indem den Märkten mehr Freiraum gegeben wird, lernen Anleger, Ausfallrisiken korrekt einzupreisen – eine längst überfällige Entwicklung, die zur Schaffung eines gesünderen und effizienteren Kreditmarktes beitragen dürfte", kommentiert Zhang und fügt hinzu: "Für die schwächsten Staatsunternehmen sind dies schlechte Nachrichten, für Anleger und den chinesischen Kreditmarkt ist es jedoch eine Verbesserung. Eine präzisere Einpreisung von Risiken verschafft Anleihekäufern mehr Transparenz in einer relativ undurchsichtigen Wirtschaft. Dies würde die Attraktivität von chinesischen Anleihen erhöhen und zu höheren Mittelzuflüssen führen, was wiederum die Abhängigkeit der chinesischen Kapitalmärkte vom Staat reduzieren würde."

Langfristig ist dies ein positiver Fortschritt für die Entwicklung eines gesunden Kreditmarkts in China, wenn auch mit einigen kurzfristigen Härten. Aus Anlegersicht bot die durch die höhere Ausfallquote verursachte Volatilität während des Ausverkaufs in den vergangenen Wochen attraktive Buy-Dip-Gelegenheiten zum Kauf von Anleihen von starken Emittenten zu günstigen Bewertungen.

ESG: Alle Augen auf China gerichtet

Der ESG-Bereich dürfte 2021 aufgrund von besseren Daten erhebliche Fortschritte machen. China hat sich kürzlich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. "Da sich die Kosten einer Vernachlässigung der Nachhaltigkeit immer deutlicher abzeichnen, werden grundlegende strukturelle Probleme nun wohl endlich angegangen", sagt Sudhir Roc-Sennett, Head of ESG bei Vontobel Quality Growth.

China ist der weltweit grösste Treibhausgasemittent. Schlimmer noch, die Emissionen sind rapide angestiegen. Nach Schätzungen von BP hat die chinesische Wirtschaft im Jahr 2019 9,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre ausgestossen. Im September 2020 kündigte Präsident Xi Jinping überraschend Pläne an, mit der die chinesische Wirtschaft bis 2060 CO2-Neutralität erreichen soll. 9,8 Milliarden Tonnen in weniger als 40 Jahren auf null zu reduzieren, ist ein mehr als ehrgeiziges Ziel. Angesichts der Grösse der Aufgabe und des Zeitrahmens stellt sich allerdings die zentrale Frage: Meint China es ernst oder gibt es nur gute Absichten vor? "Wir sind der Ansicht, dass China es ernst mein, da es im besten Interesse des Landes liegt", sagt Roc-Sennett. Das habe drei Gründe:

  • Erstens soll eine globale Erwärmung um 2 Grad laut Prognosen bis 2050 zu gravierenden Überschwemmungsproblemen in tief liegenden Küstenstädten in ganz Asien führen. Gründe hierfür sind der steigende Meeresspiegel sowie heftigere tropische Wirbelstürme, die Sturmfluten weiter landeinwärts treiben. Dies könnten Auswirkungen für wichtige Städte wie Guangzhou und Shenzhen haben, die beide an das Perlflussdelta angrenzen, sowie für Shanghai und die umliegenden Gebiete. Die jüngsten Aktualisierungen von Klima- und Küstenkartierungsmodellen haben den Blick auf diese Entwicklung verändert. Dies allein hätte für eine Entscheidung ausschlaggebend sein können, aber weitere Vorteile kommen hinzu.
  • Zweitens ist der Klimawandel für China auch eine Frage der nationalen Sicherheit. Das Land verfügt über genug Rohstoffe, um seine Wirtschaft mit Energie zu versorgen. Es könnte zusätzlich auf Kernenergie setzen und Wasserstoff produzieren. Damit würden die Zeiten der Abhängigkeit von Nachbarstaaten, Pipelines und Schiffen der Vergangenheit angehören.
  • Drittens würden durch die Investitionen, die eine nationale Anstrengung dieser Grösse erfordert, Billionen von US-Dollar in die chinesische Wirtschaft fliessen. Dies wäre ein Konjunkturimpuls in einer Phase, in der sich die Wirtschaft an einen schwierigen Exportausblick anpasst. Es würde zudem eine Branche fördern, in der sich Grösse bereits als Wettbewerbsvorteil erwiesen hat, nämlich bei Solaranlagen. Mittelfristig könnte China seinen grossen Binnenmarkt nutzen, um bei verschiedenen erneuerbaren Energien und Speicherinfrastrukturen äusserst wettbewerbsfähig zu werden.

"Dies wird auch enorme Vorteile für den Rest der Welt mit sich bringen. Es erinnert uns an die Kraft des einfachen Sprichwortes, dass es leichter ist zu ändern, was man messen kann. ESG-Daten dürften einheitlicher werden, wenn sich die Auffassungen von Aufsichtsbehörden, Wissenschaftlern, NGOs und der Industrie annähern. Wir glauben, dass 2021 in puncto Datenverfügbarkeit und -konsistenz ein Wendepunkt sein wird. Und das wird zu echten Veränderungen führen", ist Roc-Sennett überzeugt.

Fondmanager Anthony Bailly von Rothschild & Co Asset Management. (Bild pd)

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