US-Staatsanleihen: Bullenmarkt steht nicht vor radikaler Umkehr
Wer US-Staatsanleihen zu Zeiten gekauft und verkauft hat, als sie deutlich von der Zinsspanne abwichen, die die Fed erwartete, hat gut abgeschnitten. (Bild: Shutterstock.com/Fotogrin)
Wer bei der Berechnung der 10-jährigen Rendite von US-Staatsanleihen mit Terminzinssätzen arbeite, könne das kurzfristige Rauschen ausblenden, meint Jim Leaviss von M&G Investments. Er analysiert, warum es wenig gute Gründe gibt, dass ein 40-jähriger Bullenmarkt eine scharfe Kehrtwende vollziehen sollte.
18.01.2021, 05:00 Uhr
Redaktion: rem
"Zum Jahresende habe ich mein liebstes Langzeitmass für die Bewertungen des Anleihenmarktes noch einmal aktualisiert und eins wird klar: Wenn Sie US-Staatsanleihen zu Zeiten gekauft und verkauft haben, als sie deutlich von der Zinsspanne abwichen, die die Fed erwartete, haben Sie gut abgeschnitten", sagt Jim Leaviss, Leiter des Anleiheinvestment-Teams bei M&G Investments. Sein Lieblingschart zeigt die 10-jährige Rendite von US-Staatsanleihen, berechnet jeweils auf zehn Jahre im Voraus. Wer mit Terminzinssätzen arbeite, könne das kurzfristige Rauschen ausblenden.
Beispielsweise müssten wir zwischen 2030 bis 2040 hoffentlich nicht mehr über die Stärke oder Schwäche der globalen Covid-Erholung sprechen, so Leaviss. Dieses Mass basiert auf langfristigen Zinserwartungen, die auf Inflationstrends, potenziellem Wachstum, Mandatsverpflichtungen der Zentralbanken, Globalisierung, Staatsverschuldung und Demografie beruhen. Im Moment liegt der 10-Jahres-Terminkurs in den USA bei 2,09%, verglichen mit der Rendite 10-jähriger Anleihen von 0,92% heute. "Hierbei handelt es sich um einen nominalen Zinssatz und dass die Inflationsziele der Industrieländer im Allgemeinen bei 2% liegen. Das bedeutet, dass der Anleihenmarkt im Jahr 2030 reale (inflationsbereinigte) Renditen von nahezu null erwartet", gibt Leaviss zu bedenken.
Werbung
Die Punkte der Fed bleiben unten
Der andere Teil der Grafik ist der Medianwert der Punkte oder Dots der Federal Reserve und die Spanne der höchsten und niedrigsten Erwartungen der Mitglieder des Federal Open Market Comittee (FOMC), das innerhalb der US-Notenbank z.B. deren Käufe und Verkäufe von Staatsanleihen überwacht. Das FOMC veröffentlicht jedes Quartal den "Dot Plot», der offiziell Policy Path Chart heisst. Dieser zeigt mit je einem Punkt (Dot) die Schätzungen jedes der 16 FOMC-Mitglieder für den kurzfristigen Zinssatz der Fed am Ende der nächsten drei Jahre und auf lange Sicht.
"Mich interessiert der langfristige Zinssatz, weil dieser über das Rauschen und die kurzfristigen wirtschaftlichen Unsicherheiten hinwegschaut", betont Leaviss. Nach der FOMC-Sitzung Mitte Dezember 2020 hat die Fed ihren "Dot Plot» unverändert gelassen. Es wird erwartet, dass die Zinsen für 2021 bei null bis 0,25% bleiben, obwohl es am Markt Einigkeit darüber gibt, dass das US-Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 mit 3,8% über dem Trend liegen wird, und auch trotz eines Anstiegs der Inflationserwartungen. "Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass die Fed im Jahr 2020 das Average Inflation Targeting eingeführt hat. Damit kann sie die Inflation über ihr altes Ziel von 2 Prozent steigen lassen, wenn es in der Vergangenheit niedriger lag", sagt der Anleihe-Experte.
Wie Leaviss weiter ausführt, liegt der langfristige Punktmedian ebenfalls unverändert bei 2,5% – das entspricht einer realen Rendite von etwa plus 0,5%. Der langfristige Realzins wird auch als R* («R-Stern») bezeichnet. Die New Yorker Fed veröffentlicht eine Schätzung von R*, die auf dem Laubach-Williams-Modell basiert. Sein Wert berechnet sich aus dem Bruttoinlandsprodukt, der Inflation und der Fed Funds Rate. Zu Beginn des Jahres wurde R* in diesem Modell auf über 1% geschätzt; nach Covid liegt es nun unter 0,5%, was mit einem langfristigen "Dot» von 2,5% im Median übereinstimmt. "Wir sehen also ein dramatisches Ungleichgewicht zwischen Trendwachstum und R*", stellt Leaviss fest.
10-jährige Rendite von US-Staatsanleihen
Quelle: Bloomberg, Federal Reserve, 16. Dezember 2020.
Alte Marktmodelle funktionieren nicht mehr
Früher hätten sich Anleihemanager mit Modellen wie der Markteffizienz-Hypothese beschäftigt. Man ging davon aus, dass die nominalen Anleiherenditen ungefähr dem nominalen BIP-Wachstum entsprechen sollten. Es sollte ex ante keinen anderen erwarteten Ertrag geben, wenn man 100 US-Dollar in eine US-Staatsanleihe investiert, als wenn man dieselbe Summe in die US-Wirtschaft steckt (Vorbehalte bezüglich der Volatilität ausgenommen). "Wer allerdings in den zurückliegenden 20 Jahren nach diesem Modell mit Anleihen gehandelt hätte, der hätte über diesen Zeitraum die Rallye am Anleihemarkt verpasst", analysiert Leaviss.
Ab März 2020 fiel die 10-Jahres-Terminrendite von US-Treasuries selbst unter den pessimistischsten langfristigen Dot. "Sollte die Covid-Pandemie die Zinssätze zwischen den Jahren 2030 und 2040 denn immer noch belasten", fragt er rhetorisch und gibt die Antwort gleich selbst: "Möglich wäre das, aber unwahrscheinlich. Seit März haben sich die 10-jährigen Renditen von 0,5 auf 0,92% fast verdoppelt. Die Bandbreite der Fed-Erwartungen liegt jedoch immer noch am unteren Ende der Spanne – damit bleiben Anleihen wohl teuer."
Jim Leaviss, Leiter des Anleiheinvestment-Teams bei M&G Investments
Die Marktprognose für die Rendite 10-jähriger Anleihen am Ende des nächsten Jahres liegt bei 1,3% und für 2022 bei 1,5%, mit einer etwa parallelen Verschiebung nach oben bei längeren Laufzeiten. Aber die Anleihemärkte hätten seit Jahrzehnten jedes Jahr höhere Anleiherenditen prognostiziert – und lagen fast jedes Mal falsch. "Ich kann mir vorstellen, dass die Renditen von US-Staatsanleihen weiter steigen werden, aber ihre Hochwassermarke könnte am Ende viel niedriger sein, als pessimistisch denkende Anleihespezialisten vorhersagen. Wenn man erklären will, warum ein 40-jähriger Bullenmarkt für US-Staatsanleihen eine so scharfe Kehrtwende sehen sollte, muss man schon sehr gute Gründe haben", meint Leaviss.
Swiss Life: Neues Geld für «Immobilien Schweiz Alter und Gesundheit ESG»
23.11.2023, 09:41 Uhr
Bei der durchgeführten Öffnung der Anlagegruppe «Immobilien Schweiz Alter und Gesundheit ESG» betrug das Zeichnungsvolumen laut Mitteilung 76,6 Millionen Franken. Die Zahl der Anlegerinnen und Anleger konnte laut...
Vorsorge: ZKB lanciert neue Sustainable Portfolios
20.11.2023, 11:03 Uhr
Die Zürcher Kantonalbank bietet Kundinnen und Kunden laut Mitteilung neu die Möglichkeit, ihre Vorsorgegelder mit dem aktiv gemanagten Sustainable-Ansatz von Swisscanto by Zürcher Kantonalbank anzulegen. Diese...
Der neue Bellevue Obesity Solutions Fonds ist laut Mitteilung «ein komplett neuer Ansatz, um in das Thema Gesundheit zu investieren.» Zu den klassischen Gesundheitsaktien kommen rund 20 Prozent aus den Bereichen...
M&G Investments hat laut Mitteilung zum ersten Mal einen europäischen langfristigen Investmentfonds (ELTIF) aufgelegt, die M&G Corporate Credit Opportunities-Strategie. Sie zielt darauf ab «die besten Chancen bei...
Capital Four verwaltet weiteren High-Yield-Fonds für Nordea
27.10.2023, 17:21 Uhr
Die dänische Vermögensverwaltung Capital Four hat per August das Management des Nordea 1 – International High Yield Bond Fund übernommen. Es ist das dritte Nordea-Produkt, das Capital Four verwaltet.
Swiss Life Asset Managers nutzt den Umbruch in der Schweizer Bankbranche und baut ihr Angebot im Fondsgeschäft aus. Ab dem ersten Quartal 2024 wird die Swiss-Life-Tochter eigene Indexfonds in den Anlagekategorien...
Der Stiftungsrat der neu gegründeten Dufour Investment Foundation hat die Anlagegruppe «MV Swiiterra» lanciert. Diese investiert in sämtliche Fonds des Immobilien-Index SWIIT, unter Einbezug von...
Mikro Kapital startet erste tokenisierte Anleihen für Mikrokredite
23.10.2023, 10:07 Uhr
Die auf Impact Finance und Mikrofinanzierung spezialisierte Luxemburger Mikro Kapital führt ihre ersten tokenisierten Anleihen für Mikrokredite ein. Jeder Token kann auf der digitalen Wertpapierplattform Bitfinex...
Die Zurich Invest AG plant, den Immobilienfonds ZIF Immobilien Direkt Schweiz am 7. November 2023 an die Börse zu bringen. Das entsprechende Kotierungsgesuch wurde von der SIX Swiss Exchange laut Mitteilung unter...