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Zehn Gründe für anhaltende Dollar-Abwertung

Bild: Pixabay
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Der US-Dollar, der in einem volatilen Marktumfeld traditionell als Zufluchtswährung dient, notiert derzeit auf Mehrjahrestiefs. Damit gehören die Sorgen um den Greenback jedoch nicht der Vergangenheit an, glauben Michalis Ditsas und Fabrizio Quirighetti von SYZ Asset Management.

01.06.2018, 10:31 Uhr

Redaktion: sif

Der aktuellen Einschätzung von Michalis Ditsas, Anleiheexperte, und Fabrizio Quirighetti, Co-Head of Multi-Asset und Portfoliomanager des Oyster Absolute Return Fonds bei SYZ Asset Management, zufolge dürfte sich der Dollar in der zweiten Jahreshälfte weiter abschwächen, wobei sie für Ende 2018 mit einem EUR/USD-Kurs von 1,30 rechnen. Aus ihrer Sicht gibt es dafür zehn gute Gründe:

1 Geldpolitische Straffung durch die Fed ist bereits eingepreist
Die Straffung der Finanzierungsbedingungen durch die US-Notenbank ist nun weitgehend in den Kursen berücksichtigt. Dagegen hat die Normalisierung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England (BoE) und der Bank of Japan (BoJ) noch nicht oder gerade erst begonnen. So setzten die EZB und die BoJ immer noch auf quantitative Lockerung.

2 Unterschiedliche Konjunkturentwicklung
Die europäische und die japanische Wirtschaft sind in ihrem Konjunkturzyklus weniger weit fortgeschritten als die US-Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund, in dem sowohl die Eurozone als auch Japan Leistungsbilanzüberschüsse von rund 3% ihres BIP aufweisen, deute gemäss den Experten die wirtschaftlichen Fundamentaldaten auf eine Aufwertung des Euro und schliesslich des Yen gegenüber dem Dollar hin, da der Dollar mit dem doppelten Defizit in den USA (Haushalts- und Handelsdefizit) zu kämpfen habe.

3 Trumps Zollpläne
Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Importzölle auf Stahl und Aluminium zu verhängen, trägt ebenfalls zur Abwertung des Greenbacks bei. Tatsächlich scheine diese Massnahme indirekt darauf abzuzielen, den Dollar zu schwächen, glauben Ditsas und Quirighetti. Zugleich dürfte sie die Dynamik der entsprechenden Aufwertung des Euro und des Yen beschleunigen.

4 Absicherungskosten
Die Absicherungskosten werden vielleicht am wenigsten berücksichtigt, sind aber ein wichtiger Faktor. Das USD-Risiko wird seit dem vierten Quartal 2017 verstärkt abgesichert, was Investitionen in US-Treasuries von europäischen oder japanischen Investoren verteuert.

5 Diversifizierung weniger attraktiv
Europäische, japanische und Investoren aus anderen Ländern haben bereitwillig US-Treasuries gekauft, weil die Renditen an den heimischen Staatsanleihenmärkten negativ waren. Zugleich trugen sie zur Diversifizierung des Portfolios bei. Da die Kosten für eine Absicherung bei EUR/USD und JPY/USD steigen, sind die oben genannten Kapitalflüsse und somit der Diversifizierungsvorteil weniger interessant. Die Attraktivität wird noch weiter abnehmen, mahnen die Experten, wenn die Renditen von Bundesanleihen wieder positiv werden.

6 Euro im Aufwind
Die Staatsanleihenkäufe der EZB und der BoJ lagen über dem Nettoemissionsvolumen, während die Treasury-Käufe der Fed das Nettoemissionsvolumen nie übertrafen. Diese Situation zwang europäische und japanische Käufer von Staatsanleihen wie Versicherungs- und Pensionsfonds, ihr Engagement in ausländischen Anleihen, im Wesentlichen US-Treasuries, zu erhöhen. Die Normalisierung der Geldpolitik der EZB könnte daher für Aufwärtsdruck auf die europäischen Renditen sorgen und die Gemeinschaftswährung stützen.

7 US-Aktien verlieren an Attraktivität
Die europäischen und japanischen Aktienmärkte sind nicht so hoch bewertet wie der US-Markt und ihr Aufwärtspotenzial erscheint grösser, wenn man bedenkt, in welcher Phase des Konjunkturzyklus sich diese Regionen derzeit befinden. Diese Dynamik an den Aktienmärkten – und ihre Auswirkungen auf die Anlegernachfrage nach US-Dollar-Aktien – sorgen für zusätzlichen Gegenwind.

8 Steigendes Haushaltsdefizit
Dies sei nicht die einzige America-First-Rhetorik von Trump, die sich auf die Entwicklung des Dollars auswirke, so die Experten. Zudem dürfte die US-Steuerreform zu einem Anstieg des Haushaltsdefizits führen, was in der Vergangenheit tendenziell zu einer Dollarschwäche geführt hat.

9 Nachlassende Unterstützung für den Greenback
Sofern sich das synchronisierte globale Wachstum und die allmähliche Normalisierung der Geldpolitik in Europa und Japan fortsetzen, dürften sich die Finanzströme, die den Dollar in den letzten Jahren gestützt haben, umkehren. Angesichts der negativen Renditen zehnjähriger Bundesanleihen und japanischer Staatsanleihen (JGB) investierten europäische und japanische Anleiheinvestoren in US-Staatsanleihen, um Renditen zu erzielen – diese Dynamik lässt nun nach.

10 China kauft weniger Treasuries
China lässt keine Abwertung des Renminbi zu, da die Regierung in Peking befürchtet, der Währungsmanipulation beschuldigt zu werden. Gleichzeitig kauft die People’s Bank of China nicht so viele US-Treasuries wie sonst.

Ferner sei zu beachten, dass eine Tendenz zur Währungsabwertung selten geradlinig verlaufe und es nach Korrekturphasen oder schnellen Bewegungen, die durch gesamtwirtschaftliche oder geldpolitische Veränderungen verstärkt werden, zu einer kräftigen Erholung kommen könne, mahnen Ditsas und Quirighetti. Trotzdem stützen die hier angesprochenen Faktoren unsere Erwartung einer weiteren Dollar-Abschwächung.

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