Warum gerade Innovationsstrategien die Corona-Krise überdauern könnten
Gregory Hung, Chief Investment Officer von The Singularity Group (TSG)
Gregory Hung von The Singularity Group empfiehlt eine Rückbesinnung zu bewährten Investitionsgrundsätzen und gleichzeitig den Blick nach vorne mit einem progressiven Portfolio, das durch angewandte Technologien auch in Flautenphasen Rückenwind erhält. Das "Was" sei generell mindestens so wichtig wie das "Wann".
05.05.2020, 17:31 Uhr
Redaktion: ras
Exponentielles Wachstum ist “dank” Covid-19 inzwischen nahezu jedem ein Begriff. Während im Januar wohl so mancher Probleme gehabt hätte, das Phänomen zu erklären, gehört es heute zum Allgemeinwissen. Dabei haben Technologien, die die Welt verändert haben, schon seit der "Ersten Industriellen Revolution" exponentielle Adoptionsraten gezeigt. "Darüber hinaus haben sie oft zur Lösung der Krisen ihrer Zeit beigetragen. Beides gilt auch heute, mitten in der 'Vierten Industriellen Revolution' und inmitten der Corona-Krise. Wir glauben, dass fortschrittliche Unternehmen, die sich exponentielle Technologien zunutze machen, ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis stellen und weiterhin Innovationen in eine erfolgreiche Zukunft führen werden", sagt Gregory Hung, Chief Investment Officer (CIO) von The Singularity Group (TSG).
Exponentielle Progressionen und die Widerstandsfähigkeit von Innovation
So sieht TSG beispielsweise Videokonferenzen, Heimbürodienste und Cloud-basierte Lösungen heute als wichtige Instrumente, um Unternehmen betriebsfähig zu halten. Worauf Investoren besonders bei niedrigeren Kursen achten sollten, ist nach wie vor das Preis-Leistungs-Verhältnis. Nach einem teilweise von Angst getriebenen Ausverkauf werden viele Unternehmen zu Recht niedriger bewertet, aber es gibt einige Schätze, die nun mit einem grossen Rabatt verkauft werden. Führende Unternehmen, die exponentielle Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) zum Beispiel zur Krebserkennung und -behandlung einsetzen oder Sensoren für Anwendungen im Robotik-Bereich, stellen sichere Werte dar, auch wenn diese Krise länger andauern sollte.
Ein flüchtiger Blick durch die Geschichte bietet interessante Perspektiven und Einblicke, wie sich innovative Technologien im Kontext ihrer Zeit verhalten haben. In der folgenden Abbildung sehen wir, wie innovative Technologien, die ihre Lebens- und Marktfähigkeit langfristig bewiesen haben, exponentiell gewachsen sind – trotz zweier Kriege, einer Depression und mehrerer Finanzkrisen und Epidemien. "Noch wichtiger ist, dass innovative Technologien in der Krise besonders schnell wachsen", meint Hung.
Technologien beeinflussen Märkte exponentiell – unabhängig von historischen Zäsuren
Unternehmen, die exponentielle Technologien frühzeitig in ihre Geschäftsmodelle implementiert haben, sind historisch gesehen selbst exponentiell gewachsen, wie die folgende Abbildung zeigt.
Technologische Adaption in Unternehmen
Viele innovative Unternehmen könnten laut Hung in zwei Quartalen sogar positiv überraschen. Im Singularity Fund wurden mögliche Gewinner dieser Situation identifiziert:
Die NIDEC Corporation zum Beispiel ist in der Entwicklung, Herstellung und dem Verkauf von hochpräzisen Komponenten und elektrischen Systemen tätig, die für unbemannte, autonome Robotersysteme, wie u.a. Auslieferungsroboter und Desinfektionsroboter, unerlässlich sind. Diese waren in China während der Stilllegungsphase weit verbreitet und dürften auch in den westlichen Industrieländern im Zuge der Massnahmen eingesetzt werden.
NVIDIA Corporation ist führend bei spezialisierten Grafikverarbeitungseinheiten, die für die Bildverarbeitung, Bewegungssteuerung und Positionierung benötigt werden und in ähnlichen Anwendungsbereichen, wie oben erwähnt zum Einsatz kommen. Das Unternehmen profitiert zusätzlich von mittel- bis langfristigen Entwicklungen in den Bereichen KI, Internet der Dinge und virtuelle Realität – Technologien, die für alle unbemannten Systeme zur Unterstützung des Menschen in Zeiten sozialer Distanzierung und darüber hinaus benötigt werden.
Das Pharmaunternehmen Eli Lilly and Company gehört zu den wenigen Unternehmen, die ihre Bemühungen um ein Heilmittel gegen das Virus intensivieren, während die KI- und Big Data-gesteuerte Medikamentenforschung von Unternehmen wie Peptidream Inc. vorangetrieben wird.
Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber
"Volatilität ist so alt wie der Kapitalismus selbst, ebenso wie die Buffett’sche Weisheit, dass Aktien langfristig immer positive Renditen abwerfen", betont der CIO und fährt fort: "Wenn wir auf mehr als 60 Jahre Börsengeschichte zurückblicken, haben wir zehn Bärenmarktepisoden im S&P 500 erlebt, einschliesslich der aktuellen, in der die Aktien um mehr als -20% gegenüber ihrem vorherigen Höchststand gesunken sind. Der durchschnittliche Rückgang während dieser Perioden betrug -35,5%. Wichtiger noch, wenn wir die Anlageperformance ab dem Zeitpunkt betrachten, als der Markt einen Verlust von -20% überstieg, stellen wir fest, dass Anleger, die zu diesem Zeitpunkt in den Markt eintraten, im Durchschnitt in den folgenden 3, 6, 12, 18, 24 und 36 Monaten eine positive Performance erzielten."
Bärenmärkte und Erholungsphasen im S&P 500 Index
"Die andere Angst – nämlich jene, eine eventuelle Markterholung verpasst zu haben – kann ebenso entmutigend sein wie ein weiterer Rückgang der Kurse. Da es unmöglich ist, den exakten Tiefpunkt des Marktes vorherzusagen, ist es unseres Erachtens ein vernünftiger Ansatz, sich in den nächsten Monaten und Quartalen nach einer gut durchdachten Strategie schrittweise und systematisch in den Markt einzukaufen. Dabei sollten Investoren darauf vertrauen, dass auch diese Talfahrt vorbeigehen wird und sich die Märkte langfristig immer wieder erholen – oft eher früher als später", zieht Hung ein Fazit und macht drei wesentliche Schlussfolgerungen:
"Exponentielle Progression: Freund und Feind. Exponentielle Progression erzeugt Angst und bietet gleichzeitig Chancen. Auf den Markt bezogen gilt es nun, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Widerstandsfähigkeit von Innovationen: Exponentielle Technologien, die langfristig in die globalen Märkte eingedrungen sind, haben sich von historischen Zäsuren wie der Grossen Depression, den Weltkriegen und den Finanzkrisen nicht beeindrucken lassen. Sie überdauern meist nicht nur, sondern sind sogar Lösungen in Krisensituationen.
Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Während einer Krise vergessen Investoren allzu leicht, dass Talfahrten weitaus häufiger vorkommen als es die aktuelle Situation subjektiv suggeriert. Statt den Markt prognostizieren zu wollen, sollten Investoren jetzt gestaffelt und mit einer langfristigen Strategie zukaufen."
The Singularity Group
The Singularity Group (TSG) ist ein unabhängiger Research-Spezialist und Anlageberater für Investitionen in weltweite Innovation. Die Investment-Boutique mit Sitz in der Schweiz wird von Mitbegründerin Evelyne Pflugi geführt und greift auf ein umfangreiches Netzwerk an Wissenschaftlern, Professoren und Praktikern zu, die sich zu einem weltweiten Think Tank für Innovationstrends vereinen. Der unternehmerisch geprägte Verwaltungsbeirat, bestehend aus Eric Sarasin, Tobias Reichmuth und David Orban, steht TSG beratend zur Seite.
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