Reinhard Müller ist seit 2011 Länderchef Schweiz von Ninety One. (Bild: ZVG)
Ninety One ging während des ersten Lockdowns 2020 an die Börse. Länderchef Reinhard Müller spricht im Interview, wie sich das anfühlte und was der Vermögensverwalter mit südafrikanischen Wurzeln dem Schweizer Markt bietet.
17.08.2021, 11:11 Uhr
Redaktion: maw
Herr Müller, die Börsengänge von Ninety One in Johannesburg und London als unabhängiger Vermögensverwalter erfolgte im März 2020 – zu einer Zeit, als die Märkte stark verunsichert waren wegen der Corona-Pandemie: Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Jahr an der Börse?
Es war ein ereignisreiches und anstrengendes Jahr. Rückblickend bezweifle ich, dass sich irgendjemand bewusst dafür entschieden hätte, zu einer der turbulentesten Zeiten an den Finanzmärkten seit der Subprimekrise an die Börse zu gehen. Wir hatten aber gute Gründe dafür. Und ja, der Aktienkurs hat sich seither sehr gut entwickelt, um die Frage zu beantworten. Aber als langfristig denkendes Unternehmen konzentrieren wir uns nicht zu sehr auf kurzfristige Aktienkursbewegungen.
Wie positioniert sich Ninety One in der aktuellen Situation, die immer noch von der Corona-Krise überschattet wird?
Obwohl das aktuelle Umfeld von grosser Unsicherheit und Veränderungen geprägt ist, kann aktives Management mit fundamentaler Analyse den entscheidenden Renditeunterschied bewirken. Die Pandemie hat die Art und Weise, wie viele von uns arbeiten und einkaufen, umgekrempelt. Wichtige Trends wie etwa die Digitalisierung wurden beschleunigt und weitere Massnahmen gegen den Klimawandel angestossen. Eine unserer Anlagestrategien konzentriert sich deshalb ausschliesslich auf Unternehmen, die sich für eine Dekarbonisierung unserer Umwelt einsetzen.
Derzeit sind Schwellenländeranlagen ein heisses Thema: Was bietet Ninety One in diesem Bereich?
Ninety One wurde in einem Schwellenland gegründet und unsere afrikanischen Wurzeln reichen tief. Unsere umfassende Erfahrung in diesem Bereich wenden wir bei allen unseren Anlagestrategien an, sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen. Schwellenländer sowie die jeweiligen lokalen Unternehmen unterscheiden sich stark voneinander. Als Folge spielen Emerging Markets verschiedene Rollen in einem Portfolio. Wir helfen Anlegern, diese optimal auf ihr Rendite-Risiko-Profil abzustimmen.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Schauen Sie etwa unseren "China Fixed Income Fonds" an. Dieser bietet Anlegern, die ein sehr ausgeprägtes Risiko- und Ertragsprofil suchen, eine Ergänzung ihrer bestehenden Fixed-Income-Allokationen.
Stichwort China: Welche Anlagechancen sehen Sie dort?
China wird eine immer wichtigere Rolle in den Portfolios der Anleger spielen. Der Aufstieg des "Nabels der Welt" hat die Weltwirtschaft bereits tiefgehend verändert und dieser lange Marsch hat eben erst begonnen. Unsere Analysten beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren intensiv mit den Anlagechancen und -risiken, die mit dem Aufstieg Chinas verbunden sind. So waren wir beispielsweise eines der ersten Unternehmen, die eine RQFI-Lizenz erhielten, und verfügen daher über umfangreiche Erfahrung im Management chinesischer Onshore-Aktien. Das zeichnet Ninety One gegenüber den meisten Mitbewerbern aus.
Schwellenländer insgesamt und China im Besonderen – wie passt das mit nachhaltigem Investieren zusammen?
Es ist tatsächlich so, dass in Schwellenländern weniger Daten zu ESG verfügbar sind. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass diese Märkte ein "No Go" für Anleger sind, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Es bestehen zwar grosse Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit, gleichzeitig gibt es aber auch Chancen, etwas Positives zu bewirken. Südafrika zum Beispiel hat eines der kohlenstoffintensivsten Stromnetze der Welt. Als aktiver und engagierter Investor können wir uns dort für einen positiven Wandel einsetzen. Ich denke, das ist viel wirkungsvoller, als Aktien von Unternehmen auszuschliessen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten. Wir bei Ninety One nennen diesen Investitionsansatz "Nachhaltigkeit mit Substanz".
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