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Unbeschädigte Aktienhausse

Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management
Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management

Der Industrieländerhausse haben die jüngsten Turbulenzen keine bleibenden Schäden zugefügt. In den USA, Europa und Japan übertreffen die Unternehmensgewinne weiterhin auf breiter Basis die Erwartungen und es gibt keine Divergenzen zwischen Preistrend und Marktbreite. Die "innere Marktverfassung" ist bemerkenswert stabil geblieben. Historisch haben Aktien nach vergleichbaren Korrekturen immer wieder recht rasch neue Höchststände erreicht.

13.02.2014, 11:24 Uhr

Redaktion: dab

Jüngste Börsenkorrektur wirkte aussergewöhnlich scharf
Die Marktturbulenzen vom Januar waren etwas ungewöhnlich, weil die grossen Aktienbarometer in relativ kurzer Zeit recht hohe Kursverluste verbuchten. Der S&P 500 verlor beispielsweise zwischenzeitlich rund 6% und dies von einem Niveau nahe des Allzeithochs. In nur zwei Handelswochen wurden die Kursgewinne der vergangenen 73 Tage wieder "verspielt". Der Nikkei 225 notierte am tiefsten Punkt sogar 14% unter dem letzten Hoch. Das kann nervenaufreibend sein. Eine tiefere Botschaft verbirgt sich hinter dieser Volatilität jedoch höchstwahrscheinlich nicht.

In intakten Haussen erholt sich die Börse sehr schnell
Erstens sind solche Korrekturen in jeder Hausse völlig normal. So hat der S&P 500 seit 1928 acht vergleichbare Korrekturen von einem 52-Wochenhoch auf ein 70-Tage tief erlebt – und im Schnitt nur zwei Monate später wieder neue Hochs erklommen. Zweitens kündigt sich eine Trendwende in der Regel dadurch an, dass Kurs und Marktbreite anfangen zu divergieren. Solche Divergenzen sind insbesondere in den USA immer noch nicht auszumachen. Dies trifft auch zu, wenn wir längerfristige Trends betrachten. Auf Basis der zwanzigwöchigen Durchschnittswerte ist die aktuelle "heisse" Phase das Hausse sogar relativ jungen Datums – die Hausse könnte also durchaus noch lange Zeit anhalten. Wichtig ist, dass sich bisher keinerlei Divergenzen abzeichnen. Damit war die jüngste Korrektur an den entwickelten Aktienmärkten wahrscheinlich nur von begrenzter, temporärer Natur.

Auch in Japan und Europa kein Warnzeichen
Dies gilt übrigens auch für den Nikkei. Die Marktkorrektur wirkte in Japan zwar intensiver und potenziell beunruhigender als in den USA und Europa. Doch relativ zu den Gewinnen, die in den vorangegangenen zwölf Monaten verbucht wurden, verlief auch Japans Turbulenz absolut im Rahmen der westlichen "Vorgaben". So gab der Nikkei im Januar rund ein Viertel seiner Gewinne wieder temporär ab – genau wie auch der S&P 500. In Europa "opferte" der Stoxx 600 zeitweise sogar bis zu knapp 33% seines Jahreskursgewinns der Korrektur (was im gesamteuropäischen Bild allerdings durch die Outperformance der Europeripherie ausgeglichen wurde). Schlussendlich gab es aber in keiner der erwähnten Regionen stichhaltige Warnzeichen für ein drohendes Ende der Hausse.

Konstruktiver fundamentaler Hintergrund
Zu guter Letzt spricht auch der fundamentale Hintergrund derzeit gegen eine Trendwende. Die Unternehmensgewinne wachsen in den USA mit rund 10% immer noch annähernd doppelt so stark wie erwartet und die positiven Ertragsüberraschungen haben sich in den letzten Wochen auch besser auf die verschiedenen Sektoren verteilt, als es zu Beginn der Berichtssaison für das letzte Quartal noch den Anschein hatte. Zugleich setzten sich in Europa und Japan nach langen eigenen Krisen, Flauten und Katastrophen die teilweise sehr starken Ertragserholungen fort: Japans Topix 500 wies im jüngsten Quartal ein Gewinnwachstum von 35% aus (14% über dem Konsenswert), Europas Stoxx 600 brachte es sogar auf ein Plus von 72% (53% über Konsens). Vor Beginn einer Baisse beginnen Unternehmen und Analysten die Ertragssituation typischerweise zu überschätzen, was in den erwähnten Märkten aber noch nicht der Fall ist – dafür liegen die letzten Krisen wohl noch nicht lange genug zurück in der Vergangenheit. Dazu kommt, dass die US-Konjunktur mit dem Abklingen des Winters zudem wieder besser Tritt fassen dürfte, während die wirtschaftlichen Frühindikatoren in Europa und Japan weiter (und dies teilweise deutlich) nach oben zeigen. Selbst in den Emerging Markets ist die realwirtschaftliche Situation letztlich nicht so dramatisch, wie so manche Finanzschlagzeile dieser Tage vermuten lässt.

US-Aktien: Keine Divergenzen zwischen Kursrichtung und Marktbreite
Die nachfolgenden Charts zeigen die US-Aktienmarktbreite und die Kursentwicklung des S&P 500. Bei steigender Marktbreite nimmt eine wachsende Mehrheit von Aktien an der Hausse teil. In intakten Haussen verlaufen diese Indizes parallel – ohne "Divergenzen": In den Rallyephasen steigen sie gemeinsam, in Korrekturphasen fallen sie gemeinsam. Dies gilt auch für die Baisse, welche sich nur dadurch unterscheidet, dass die Grundrichtung beider Indizes umgekehrt ist. Wenn sich Preistrend und Marktbreite aber in unterschiedliche Richtungen entwickeln, dann kündigt sich in der Regel eine Trendwende an. Die jüngste Korrektur barg in diesem Sinne also nichts Besorgnis erregendes. Es gab keine Indizien für eine Trendwende. Im Gegenteil, die Kurse brachen sogar etwas stärker als die Marktbreite ein – ein weiterer Hinweis auf eine vergängliche Marktturbulenz.

US-Aktien: Aus mittelfristiger Sicht ist die starke Phase der Hausse eher jungen Datums
Wenn wir einen Schritt weitergehen und die mittel- bis langfristigen Trends (zwanzigwöchige Durchschnittswerte) betrachten, so sehen wir, dass sich die aktuelle – stark ausgeprägte – Phase der Hausse immer noch in einem relativ frühen Stadium befinden könnte. Wir sehen auch, dass vergangene Divergenzen nicht zwingend zur Trendwende führen: So sank zwischen Mai und September 2012 die Marktbreite, während die Kurse stiegen – erstmals seit Beginn der Rallye im März 2009 konnte also eine "warnende" Divergenz festgestellt werden. Doch statt einer Baisse folgte im Herbst 2012 eine noch intensivere Rallye als in der Zeit davor. Seit Anfang 2013 steigen Kurs und Markbreite besonders steil an, was charakteristisch für eine breit abgestützte und solide Hausse ist). Auch wenn sich dieses positives Momentum zukünftig abflachen sollte, eine Wende zur Baisse bleibt derzeit unwahrscheinlich.

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