Steigende Risikoprämien bei Non Investment Grade Anleihen

Peter Ahluwalia, Chief Investment Officer von swisspartners.
Peter Ahluwalia, Chief Investment Officer von swisspartners.

Nach dem überraschenden Brexit-Entscheid Grossbritanniens dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich die Märkte auf die neue Situation eingestellt haben und sich beruhigen. Diese Zeit gilt es nutzen, um neue Anlagechancen zu eruieren und wahrzunehmen. Zurzeit stehen „Sichere Häfen“ im Franken-, Dollar- und Yen-Raum im Vordergrund. Interessante Alternativen sehen die Anlagestrategen des Schweizer Vermögensverwalters swisspartners neben ausgewählten Blue-Chips bei Unternehmensanleihen im Non Investment Grade-Bereich.

01.07.2016, 14:58 Uhr

Redaktion: jog

Schon im Vorfeld der Brexit-Abstimmung spielten Europas Anleihenmärkte verrückt. Risk-off (also raus aus allem, was Risiko bedeutet) und rein in vermeintlich „Sichere Häfen“, lautete die Devise. Erstmals in der Geschichte sank eine 30-jährige Anleihe (Eidgenosse) in den Minusbereich. Aber auch bei den deutschen Bundesanleihen sieht es nicht besser aus. Eine zehnjährige Anleihe liegt ebenfalls erstmals in der Geschichte im Minusbereich. Nach der Brexit-Abstimmung und ihrem unerwarteten Ausgang wird sich dieser Trend massiv verschärfen.

Britische Staatsanleihen müssen ebenfalls neu beurteilt werden. Das Rating Grossbritanniens wurde von den ersten Agenturen bereits gesenkt. Ausserdem werden die Zinsen in England tendenziell schneller steigen als vermutet. Zum einen wegen der gesunkenen Bonität. Zum anderen wird die Inflation ferner durch das schwache Pfund anziehen. Auch in den USA zeigen die Zinsen allmählich nach oben. Die amerikanische Notenbank (FED) Chefin Janet Yellen gab unmissverständlich zu verstehen, dass die Fed zu weiteren Zinserhöhungen bereit sei, sofern die Wirtschaftszahlen solide ausfallen werden. Der gestiegene Ölpreis (40 Prozent in diesem Jahr) ist sicherlich mit ein Grund für höhere Inflationserwartungen und damit eine Rechtfertigung für den möglicherweise baldigen Zinsschritt.

Finger weg von Staatsanleihen der Südeuropäer
Auch südeuropäische Anleihen erscheinen zurzeit wenig attraktiv. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit ihren monatlichen Anleihenskäufen von über 60 Milliarden Euro zwar der Garant, dass die südeuropäischen Schuldnerländer auch künftig ihre Zinsen und Kapitalfälligkeiten zahlen. Die Zukunft der EZB hängt jedoch von der Zukunft der Europäischen Union (EU) ab. Die grössten Verlierer eines EU-Zusammenbruchs wären die Länder, die am Geldtropf von Brüssel hängen (Spanien, Portugal, Griechenland, Italien). Vorerst gilt also weiterhin: Finger weg von Staatsanleihen der Südeuropäer.

Auch wenn die Anleihenskäufe der EZB sich ausschliesslich auf den Investment Grade-Bereich konzentrieren, werden davon auch Non Investment Grade Anleihen profitieren. Der Unterschied zwischen einem BB Rating (Non Investment Grade) und einem BBB Rating (Investment Grade) ist die Prämie für das eingegangene Risiko. Bei einer sinkenden Rendite im BBB-Segment nimmt die Attraktivität des Non Investment Grade-Sektor automatisch zu; die Risikoprämie steigt. Da im Vorfeld der Brexit-Abstimmung alles verkauft wurde, was irgendwie nach Risiko aussah, stieg die Risikoprämie der Non Investment Grade-Anleihen sprunghaft an. Nach dem nun definitiven Abstimmungsergebnis wird sich diese Prämie nochmals erhöhen und interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten. Ein möglicher Kauf ist jedoch auf Unternehmensanleihen zu beschränken. Ausserdem sollte die Risikofähigkeit des Anlegers genügend hoch sein.

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