Guido Barthels, CIO bei Ethenea Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds
Nichts geht über eine solide Staatsfinanzierung. Austerität ist sinnvoll, aber nicht um jeden Preis, meint Guido Barthels, Portfolio Manager des Ethna Funds.
15.05.2013, 09:00 Uhr
Redaktion: dab
"Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" â dies gilt auch für Staaten. Eine Ansicht, die auch die geistigen Väter der Maastricht-Kriterien vertraten. Aus gutem Grund. Speckpolster für schlechte Zeiten legt man in guten Zeiten an. Wohl dem, der dies beachtet, und wehe dem, der dies versäumt. Oder "vergisst" â beispielsweise angesichts bevorstehender Wahlen ...
Was die Einhaltung der Maastricht-Kriterien angeht, so hat Deutschland, zumindest in Bezug auf die Defizitgrenze von 3%, "seine Hausaufgaben gemacht". Ganz im Gegensatz zu den meisten PIIGS-Staaten, von denen (wer hätte das gedacht) lediglich Italien am besten dasteht, dem es in 2012 sogar gelungen ist, die 3%-Defizitmarke zu erreichen. Das vermeintlich so "solide" Frankreich wird es allerdings wohl noch nicht einmal in 2013 schaffen, unter diese Marke zu rutschen.
Die Staatsschuldenobergrenze von 60% wird derzeit von keinem der grossen Länder eingehalten. Auch hier lässt sich wieder Überraschendes feststellen: Ausgerechnet das als "unsolide" geltende Spanien hat sich am längsten unterhalb dieses Limits halten können.
Doch die starren Grenzen des Maastricht-Vertrages erzeugen auch Probleme. Einhalten kann ein Land sie nur, wenn ausreichend Wachstum vorhanden ist. Austerität, d. h. eine strenge Sparpolitik des Staates, ist sicherlich sinnvoll, aber nicht um jeden Preis. Das Dilemma vieler europäischer Staaten ist offensichtlich: Harte Zeiten kommen auf sie zu, doch die Polster sind nicht da. Es bleibt also ein schwieriger Drahtseilakt der europäischen Politik, gerade so viel "Nichtsparsamkeit" zuzulassen, wie für die Wiedererlangung des Wachstums nötig erscheint. Während noch vor wenigen Wochen Anlass zu verhaltenem Optimismus bestand, ist derzeit wohl eher verhaltener Pessimismus angesagt. Ist doch das Wirtschaftswachstum, das sich gegen Ende des vergangenen Jahres andeutete, sehr viel geringer ausgefallen als erwartet.
Ernüchterung verbreiten auch die Einkaufsmanagerindizes für die grossen Volkswirtschaften wie die USA und die EU und auch jene Indizes, welche die gesamtwirtschaftliche Stimmung wiedergeben. (Und welche wohl auch die Entscheidung der EZB beeinflussten, am 2. Mai 2013 den Leitzins der Eurozone auf ein neues Rekordniveau von 0,5% zu senken.) Auch Deutschland ist betroffen und schwächelt. Was die Wachstumsraten der Eurozone angeht, muss also mit Enttäuschungen gerechnet werden.
So wie die Wirtschaftsleistung sich abgeschwächt hat, so ging auch die Inflationsrate deutlich zurück ein weiterer Grund für die EZB, die Zinsen zu senken. Drohen uns jetzt "japanische Verhältnisse": anämisches Wirtschaftswachstum bei sehr niedrigen Preissteigerungsraten und gleichzeitig extrem expansiver Geldpolitik?
Und was bedeutet dies für Anleger? Auf jeden Fall, sich auf die erhöhte Unsicherheit in den Märkten einzustellen, das Exposure zu insbesondere Aktien noch genauer zu überprüfen. Und dies beizeiten.
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