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Schwache EM-Währungen

James Syne, Senior Fond Manager bei JO Hambro.
James Syne, Senior Fond Manager bei JO Hambro.

Gemäss JO Hambro Experte James Syne hat der Sell-Off bei EM-Währungen noch nicht seine Talsohle erreicht. Dennoch gäbe es Anzeichen, dass sich die Fundamentaldaten in einigen wichtigen Schwellenländern verbessert haben.

21.10.2015, 11:17 Uhr

Redaktion: jog

Über die Talsohle im Emerging Market Sell-off gibt es gemäss JO Hambro wohl zwei Wahrheiten. Sie wird zwar früher erreicht, als die meisten erwarten, sie liegt aber auch tiefer als angenommen. Hohe Beta EM-Währungen wie der brasilianische Real und der südafrikanische Rand sind seit Jahresbeginn bis Ende September bereits dramatisch gesunken (von 2.65 auf 4.20 bzw. von 11.57 auf 14.00).

Das Momentum in den Märkten, insbesondere bei Risikoanlagen, wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern bis sich die Fundamentaldaten wieder behaupten können. Während einige grosse Rohstoffexporteure (Brasilien, Russland, Indonesien, Südafrika) der Gruppe der High-Beta-EM Währungen in diesem Jahr signifikante Verluste ihrer Wettbewerbsfähgkeit erlebten, gibt es einige Hinweise, dass die Fundamentaldaten in einigen Schwellenländern Aufwind erhalten werden, so der JO Hambro Experte Syme.

In Brasilien betrug das Leistungsbilanzdefizit in den ersten acht Monaten des Jahres 2013 durchschnittlich 7,2 Mrd. Dollar pro Monat, 8,2 Mrd. im Jahr 2014 und in diesem Jahr noch 5,8 Mrd. Dollar. In Südafrika dagegen war der Trend bei den Leistungsbilanzdefiziten im ersten Halbjahr 6,8 Mrd. im Jahr 2013, 6,4 Mrd. im Jahr 2014 und noch 4,2 Mrd. in diesem Jahr.

Risiken bei hoch verschuldeten Unternehmen in Schwellenländern
Die Herausforderung aus Sicht der Investoren ist, den positiveren Währungsausblick auf die Aktien zu übertragen. Das ist keineswegs einfach. Der IWF weist auf die Risiken von hohen Unternehmensverschuldungen in Schwellenländern hin: "Die Verschuldung ist in Sektoren gestiegen, die anfälliger für konjunkturelle und finanzielle Bedingungen sind, am meisten im Bausektor. Ein höherer Leverage wird auch mit steigenden Währungsrisiken in Verbindung gebracht". Einschätzungen von JO Hambro unterstreichen ebenfalls den schnellen Aufbau der Verschuldung der Privatwirtschaft in diesen Ländern.

In der frühen Phase des Wirtschafts/Investitionszyklus in einem Schwellenland begleitet ein stärkerer realer Wechselkurs die steigende Kreditschöpfung, so dass vor allem inländische Finanzwerte sehr attraktiv werden. Dies entspricht gemäss JO Hambro den Aussichten in Indien. Wenn diese Phase allerdings vorbei ist, kann es neben einer Stärkung des realen Wechselkurses auch zu einer wirtschaftlichen Abschwächung, steigenden notleidenden Krediten und einer Kursschwächung von inländischen konjunkturorientierten Aktien kommen. Die Vermutung liegt nahe, dass dies in vielen Schwellenländern der Fall sein wird.

Defensive Werte können aber durchaus auch Chancen bieten, obwohl dies einiges schwieriger ist, wenn Leverage angewendet wurde, um die Eigenkapitalrendite zu steigern. Für zusätzliche Schwierigkeiten sorgen zudem industrielle Wandlungsprozesse, insbesondere im Energiesektor, wo kapitalintensive, zentrale Kohlenstoff-basierte Netzwerke sich immer mehr den Herausforderungen von lokaleren, erneuerbaren Technologien wie zum Beispiel der Solarenergie stellen müssen. Chancen bieten sich in anderen defensiven Märkten wie Telekommunikation, Infrastruktur oder nicht-zyklischen Konsumwerten. Jedoch nur dort, wo die Bewertungen und der Leverage unterstützend sind.

Schwellenländerwährungen waren im Allgemeinen sehr schwach im Jahr 2015 und Voraussetzungen für eine mögliche Verbesserung sind da, aber bei JO Hambro ist man weiterhin skeptisch, was die Aussichten für die Binnennachfrage in vielen Schwellenländern und den dazugehörigen Aktien betrifft.

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