Begriffe wie "Asset-Allokation" und "Diversifizierung" vermitteln, dass man auch Rohstoffe in seinem Portfolio haben sollte. In den vergangenen fünf Jahren war dem jedoch oft nicht so. Mit den steigenden Inflationserwartungen wäre es nach Meinung von Florian Ginez und Christopher Gannatti von WisdomTree nun an der Zeit Rohstoffe wieder in Betracht zu ziehen.
09.03.2018, 10:16 Uhr
Redaktion: glc
US-Aktien verzeichneten, bis auf wenige Ausnahmen im Zeitraum von Mitte bis Ende 2015 sowie zu Beginn des Jahres 2016, einen beständigen Aufwärtstrend. Bis zum Februar 2018 zeigte die Kursentwicklung historisch niedrige Schwankungen. Dabei wurde eine durchschnittliche jährliche Rendite von 15,90% über fünf Jahre erzielt. Florian Ginez, Research Analyst und Christopher Gannatti, Associate Director of Research bei WisdomTree schätzen dies als sehr gutes Ergebnis ein. Die Zinssätze zwischen 2012 und 2017 waren überwiegend historisch niedrig oder kamen diesem Niveau sehr nahe. Es gelte zu beachten, dass auch diese Anlageklasse eine positive Entwicklung verzeichnete und folglich Aktienkursschwankungen in einem breiteren Portfolio gedämpft hätte.
Quellen: WisdomTree, Bloomberg. US-Aktien: S&P 500 Index. US Fixed Income: Bloomberg Barclays US Aggregate Index. Breit gefasste Rohstoffe: Thomson Reuters Continuous Commodity Index. Zeitraum vom 31.12.2012 bis zum 15.02.2018.
Breit gefasste Rohstoffe verloren dagegen kumuliert nahezu ein Drittel ihres Wertes, das entspricht einem Verlust von 6,5% pro Jahr. In den letzten fünf Jahren generierten Anleger, die in Rohstoffe investiert haben, also nur Verluste. Im Gegensatz zu den mit Ihren US-Aktienportfolios erzielten herausragenden Renditen.
Beginnender Spotpreis-Anstieg im Laufe des vergangenen Jahres
Unter dem Begriff Spotpreise werden die Preise der eigentlichen Rohstoffe bezeichnet, die börsentäglich ermittelt werden. Vielfach gehen Anleger davon aus, dass sie nur genau diese Renditekomponente vereinnahmen können. Da Rohstoffe überwiegend in US-Dollar notiert sind und sich der Dollarkurs bisher eher schwächer entwickelt hat, könnte es hier zu einer Umkehr des negativen Trends kommen, gefolgt von einem Anstieg der Spotpreise.
Quellen: WisdomTree, Bloomberg. Rohstoffe ausgewählt aus dem Universum des Thomson Reuters Continuous Commodity Index.
Einer der wichtigsten Trends ist in der Grafik an dem zunehmend grösseren grau eingefärbten Teil der Balken ablesbar und stellt den Anstieg der Spotpreise für Energierohstoffe dar. Auf Spotmarkt-Basis ergab sich in der betrachteten Periode lediglich für Agrarrohstoffe eine ungünstige Entwicklung.
Jüngste Stabilisierung der Rollrenditen
Sofern für das Eingehen von Rohstoffpositionen auf Futures-Kontrakte zurückgegriffen wird, ist die Anlage zu bestimmten Zeitpunkten vom auslaufenden auf einen neuen Kontrakt zu "rollen". Bei diesem Schritt entstehen entsprechende Kosten. Wenn die Rohstoffpreise an den Futures-Märkten höher als die aktuellen Spotpreise sind und im Vergleich zu diesen steigen, ergibt sich ein negativer Effekt dieser "Rollrendite" (Contango). Umgekehrt führen im Vergleich zu aktuellen Spotpreisen niedrigere und fallende Rohstoffpreise zu einem positiven Einfluss dieser Renditekomponente (Backwardation).
Quellen: WisdomTree, Bloomberg. Rohstoffe ausgewählt aus dem Universum des Thomson Reuters Continuous Commodity Index.
Die Rollrenditen bewegten sich im vergangenen Jahr noch im negativen Bereich. Jüngst ist es hier jedoch zu einer Stabilisierung gekommen, insbesondere in den grünen (Getreide) und grauen (Energie) Bereichen, die den grössten Beitrag zur Rollrendite leisten. Wenn die Rollrenditen für Energierohstoffe und Getreide sich ausgehend vom Negativbereich tatsächlich wieder dem Nullpunkt nähern, so sollten breit aufgestellte Rohstoffinvestoren eine solche Entwicklung aufmerksam verfolgen, meinen Ginez und Gannatti.
Zwar sei eine "weniger negative" Rollrendite für sich genommen nichts Besonderes. Betrachte man allerdings das Gesamtbild mit einem über die vergangenen zehn Jahre geschätzten kumulierten negativen Einfluss von 50% auf die Rendite des Thomson Reuters Continuous Commodity Index, so erscheine gemäss den Experten ein "weniger negatives" Szenario schon eher wie eine nennenswerte Veränderung.
Verknüpfung der Rohstoffpreisentwicklung mit anderen makroökonomischen Faktoren
Viele Anleger fragen sich, an welchen weiteren Faktoren sie die künftige Entwicklung auf den Rohstoffmärkten ablesen können. Hier biete sich, so die Experten, eine genauere Betrachtung der Einpreisung der Inflationserwartungen durch die Märkte an. Eine entsprechende Messgrösse ist beispielsweise die von der Fed häufig verwendete 5-Year Forward Breakeven Inflation Rate (5-Jahres-Forward-Rate der durch inflationsgeschützte Anleihen implizierten Inflation).
Thomson Reuters Continuous Commodity Index zeigt engen Zusammenhang mit erwarteter Inflation
Quellen: WisdomTree, Bloomberg, mit Daten vom 31.08.1999 bis zum 31.01.2018. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Datum der Auflegung des Continuous Commodity Index: 20.08.1999.
Ginez und Gannatti erwarten, dass die US Federal Reserve Leitzinserhöhungen sowie eine Normalisierung ihrer Bilanz anstrebt. Die Inflationserwartungen sind in jüngster Zeit gestiegen. In der Vergangenheit dienten Rohstoffe als attraktive Anlage zur "Inflationsabsicherung". Während der vergangenen fünf Jahre waren Bedenken hinsichtlich der Inflationsentwicklung natürlich weitestgehend gegenstandslos, da es kaum eine nennenswerte Inflation gab. Mit Blick auf die Zukunft solle man allerdings nicht damit rechnen, dass die Inflation dauerhaft ausbleibe, mahnen die Experten. Folglich könnten bestimmte, derzeit nicht genutzte Komponenten der Asset-Allokation künftig erneut aktiviert werden.
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