Portugal vor der Trendwende

Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.
Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.

Das Gespenst der "Eurokrise" spukt gelegentlich weiter in den Märkten herum, wie die Kursreaktionen auf die neuesten Schlagzeilen aus Portugal zeigten. Wer aber ungeachtet solcher Meldungen das längerfristige Gesamtbild im Auge behält, wird klare Botschaften vernehmen können: Die globale Hausse erfreut sich bester Gesundheit, während der aktuelle Lärm um Portugal wahrscheinlich nur die längst überfällige Wende an der Börse Lissabons signalisieren dürfte. Lesen Sie hier den aktuellen Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.

16.07.2014, 10:05 Uhr

Redaktion: jf

Der MSCI World hat in der vergangenen Woche mit einem Verlust von knapp 1.6% den stärksten wöchentlichen Kurseinbruch seit Mitte April verbucht. Die deutlichsten Verluste wurden im Euroraum registriert, inmitten von Schlagzeilen rund um die (potenziellen) Zahlungsschwierigkeiten einer Grossbank in Portugal. Es mangelte auch nicht an warnenden Kommentaren über die Möglichkeit eines Wiederaufflackerns grösserer Finanzturbulenzen an der Euro-Peripherie.

Marktsignale in Bezug auf das globale Gesamtumfeld
Was signalisieren uns aber Europas Märkte selbst? In diesem Zusammenhang möchten wir an dieser Stelle zunächst folgende Punkte zur übergeordneten Situation festhalten:

  • Auf globaler Ebene haben wir es in den etablierten Wirtschaftsregionen mit einer robusten Aktienhausse zu tun. Auf einige wichtige Faktoren, die diesen Grundzustand untermauern, sind wir in den vergangenen Quartalen bereits näher eingegangen (Marktbreite, steigende "vorauslaufende" Börsensegmente, hohe Ertragskraft der Unternehmen, vernünftig-konservativer Analystenkonsens, Geldpolitik, Konjunkturausblick u.a.). Daran hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert.
  • Euroraum-Aktien nehmen seit Mitte 2011 an der globalen Hausse grundsätzlich voll teil. Seit etwa einem Jahr laufen die EWU-Indizes (EuroStoxx, MSCI EMU, etc.) trendmässig sogar etwas besser als der Weltindex (siehe PDF Seite 2).

Marktsignale aus dem europäischen Wirtschaftsraum
Als nächstes betrachten wir die relative Performance der Problemländer der EU-Peripherie gegenüber der Entwicklung des Aktienbarometers für den gesamten Euroraum (MSCI EMU). Was dabei interessiert sind die mittelfristigen Trends, wie sie auf Basis der 40-wöchigen gleitenden Durchschnittskurse visualisiert werden können. Folgende Beobachtungen sind hierbei interessant:

  • Der mittelfristige Trend hat sich im Sommer 2011 zuerst in Irland stabilisiert. Im Sommer 2012 folgten Griechenland und Spanien. Im Sommer 2013 drehte der relative Trend schliesslich auch in Italien nach oben (siehe PDF Seite 2). Nur in Portugal blieb der relative Trend negativ (aus absoluter Sicht geht es natürlich auch in Lissabon in den letzten Jahren bergauf). Der jüngste Ausverkauf in Portugal bestätigte also lediglich eine bereits etablierte negative Grundhaltung des Marktes. Es handelt sich in diesem Sinne also um "nichts Neues". Vielmehr sieht es nach einem klassischen "Wash-out" aus - d.h. eines letzten Aufbäumens der Negativität, bevor sich die Hausse als dominante Kraft durchsetzt.

  • Abgesehen von der möglichen Präferenz für die Sommermonate fanden diese positiven Wenden in allen Märkten in Zeiten negativer Euro-Schlagzeilen statt. Irlands Börsenindex drehte am Höhepunkt des Getöses rund um die Notwendigkeit eines zweiten Rettungspakets für Griechenland bzw. Austritts/Rauswurfs des Landes aus dem Euro. In Athen und Madrid wurden die Tiefpunkte während des politischen Lärms nach dem unklaren Ergebnis der griechischen Wahlen vom Mai 2012 markiert. Die Märkte waren damals so nervös, dass sich der Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi im Juli 2012 zu seinem berüchtigten Spruch ("whatever it takes") gezwungen sah. Italiens Wende kam inmitten der Schlagzeilen und den Regierungsturbulenzen in Rom rund um ein Gerichtsurteil gegen Silvio Berlusconi.

Portugal vor der endgültigen Wende zum Besseren?
Vor diesem Hintergrund würde es uns überhaupt nicht überraschen, wenn die neuesten Berichte rund um die Espirito Santo-Bankgruppe Portugals nur den notwendigen "Wash-out" vor der endgültigen Wende an der Lissaboner Börse markieren würden. Mit Sicherheit sehen wir in der aktuellen Entwicklung in Portugal aber keine Bedrohung der internationalen Aktienhausse.

Euroraum-Aktien: Portugal war bisher eine Ausnahme
Die nachstehenden Charts (siehe PDF Seite 2) zeigen relative Kursentwicklungen (MSCI-Aktienindizes). Wir zeigen die Eurozone gegenüber dem Welt-index sowie die EU-Peripheriemärkte gegenüber der Eurozone. Wichtig ist der 40-wöchige gleitende Durchschnittskurs, d.h. der mittelfristige Trend. Dieser zeigt für den gesamtem Währungsraum aufwärts, gegenüber einem auf absoluter Basis steigenden Weltindex. Innerhalb der Eurozone zeigen die Trends für Spanien, Irland, Griechenland und Italien seit einiger Zeit nach oben. Die Ausnahme stellt - bisher - Portugal dar. Aus Platzmangel nicht gezeigt werden hier die relativen Trends für die nördlichen Kernländer, welche sich wenig überraschend invers zur Peripherie entwickeln: Die nördlichen Märkte (mit Ausnahmen wie Finnland) haben den Höhepunkt ihrer relativer Stärke im Euroraum hinter sich und neigen inzwischen gegenüber dem Euroraum-Gesamtindex wenn nicht südwärts (Niederlande, Frankreich, Österreich, Belgien), so zumindest seitwärts (z.B. Deutschland).

Lesen Sie hier den vollständigen Kommentar von Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.

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