Steigende Aktien sowie tiefere Risikoaufschläge auf der einen und sinkende Renditen bei Staatsanleihen sowie steigender Goldpreis auf der anderen Seite - Thomas Heller, Leiter Research und CIO der SZKB, kommentiert die widersprüchlichen Signale.
08.03.2019, 11:33 Uhr
Redaktion: stf
Wären die langfristigen Zinsen seit Anfang Jahr gestiegen, sähe die Argumentationskette nach Heller etwa so aus: Im Handelskonflikt zwischen China und den USA hat sich in den letzten Wochen eine Entspannung abgezeichnet. Manche rechnen noch im März mit einer Vereinbarung. Das wird die Konjunktur stützen und zu einer Rückkehr zu mehr Wachstum führen. Die befürchtete Rezession ist abgewendet. Dass die Fed ihren restriktiven Kurs verlangsamt und der erste Zinsschritt der EZB womöglich nicht mehr dieses Jahr erfolgen wird, drückt zwar auf die Zinsen, wird aber von obiger Entwicklung überlagert. Deshalb lautete die Devise laut Heller "risk-on": Raus aus den risikoarmen Staatsanleihen, was steigende Zinsen mit sich bringt, und rein in risikobehaftete Anlagen, was sich in einem starken Jahresauftakt an den Aktienmärkten niedergeschlagen hat. Der Rückgang der Risikoaufschläge - etwa bei Unternehmensanleihen - würden diesen Befund bestätigen.
Sinkende Zinsen der Haken an der Geschichte
Die Zinsen sind jedoch nicht gestiegen. Im Gegenteil, erklärt Heller, sie seien in der Schweiz und in Deutschland in den ersten beiden Monaten mehrheitlich gesunken, zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. In den USA tendierten sie seit Anfang Jahr per Saldo seitwärts - trotz der positiven Entwicklung im Handelskonflikt und bei den Aktien, so Heller. Daraus schliesst er: Keine Anzeichen von "risk-on" bei sicheren Staatsanleihen. In dieselbe Richtung weise der Goldpreis, der nach dem Anstieg während des Aktien-Crashs Ende 2018 auch 2019 zunächst weiter zugelegt hat.
"Heile Welt" (steigende Aktien, tiefere Risikoaufschläge) auf der einen, "Gefahr im Verzug" (sinkende Renditen bei Staatsanleihen, steigender Goldpreis) auf der anderen Seite. Das seien widersprüchliche Signale, so Heller. Natürlich liessen sich dafür im Nachhinein Erklärungen finden. Etwa, dass die Aussicht auf eine weniger restriktive Geldpolitik den eingangs geschilderten zinstreibenden Effekt überlagert hat und nicht umgekehrt, und die tieferen Zinsen wiederum eine Triebfeder für den Aktienmarkt sind. Diese Aussicht basiere jedoch auf der vorsichtigeren Konjunktureinschätzung der Notenbanken. Also doch Gefahr im Verzug?
Derzeit sei sehr viel Positives am Aktienmarkt eingepreist, auch ein grosser Teil der noch nicht gesicherten Beilegung des Handelskonflikts. Die Marktstimmung sei sehr gut - ein Kontraindikator, sagt Heller und fährt fort: "Die Bewertungen sind nicht bedrohlich, aber doch leicht erhöht. Die Luft für weitere Kurssteigerungen wird zusehends dünner und das Potenzial für negative Überraschungen sind deutlich gestiegen.Etwas Risiken abzubauen, Gewinne mitzunehmen und eine Verschnaufpause an der Seitenlinie einzulegen, ist sicher nicht falsch."
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