"Orthodoxe" Geldpolitik treibt Erholung in Schwellenländern an

Bild: Mark Schwettmann (pixelio)
Bild: Mark Schwettmann (pixelio)

Wie sich die Geldpolitik in den Emerging Markets entwickelt und welche Perspektiven für Investments sich daraus ergeben, weiss Devan Kaloo, Leiter Global Emerging Markets Aktien bei Aberdeen Asset Management.

01.11.2016, 11:43 Uhr

Redaktion: jaz

Den Schwellenländern ist es dank "orthodoxer" geldpolitischer Massnahmen gelungen, wieder Wachstum zu generieren. Damit stehen sie in scharfem Kontrast zu den entwickelten Ländern, die sich mit äusserst hartnäckigen Problemen konfrontiert sehen. In den Schwellenländern beginnen die altbewährten "orthodoxen" Methoden nun Früchte zu tragen. Man hat die Zinsen angehoben und einen Sparkurs eingeschlagen, um die Inflation in den Griff zu bekommen und die Zentralbanken sind nun wieder in der Lage, die Zinsen zu senken, um das Wachstum anzukurbeln, was die Anleihepreise nach oben getrieben hat. Bei rückläufigen Renditen legen nun auch die Aktien zu und bei den Fondszuflüssen und den führenden Währungen geht es dementsprechend ebenfalls bergauf. Nach Überwindung ihrer Rezession sollten sowohl Brasilien als auch Russland 2017 nach langen Jahren erstmals wieder BIP-Wachstum verzeichnen. Bemerkenswerterweise ist diese Erholung der Schwellenländer nicht auf einen Anstieg der Rohstoffpreise, sondern auf Zinssenkungen zurückzuführen, die dank rückläufiger Inflationsraten wieder möglich wurden. Das unterstreicht die Nachhaltigkeit dieses positiven Trends.

Hinzu kommt, dass die US Federal Reserve zwar in den Startlöchern steht, um einen neuen Zinsanhebungszyklus einzuläuten - was üblicherweise stets ein Quell schmerzlicher Volatilität für die Schwellenländermärkte war - man jedoch weithin erwartet, dass die Anhebungen nur graduell und sehr kontrolliert vorgenommen werden. Mit der am 23. Juni gefallenen Entscheidung der britischen Bevölkerung gegen den Verbleib in der Europäischen Union sind die wirtschaftlichen und politischen Risiken gestiegen und das lässt eine längerfristige Beibehaltung der lockeren Geldpolitik vermuten. In diesem Umfeld haben sich die Voraussetzungen für eine baldige Anhebung der US-Zinsen verschlechtert, Schwellenländeraktien und -währungen hingegen sollten profitieren. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan, die Bank of England und die Peoples Bank of China ihre Zinsen in naher Zukunft anheben werden. In Ländern wie Brasilien, Indien, Indonesien und Mexiko wird es unseres Erachtens aber zu weiteren Zinssenkungen kommen. Damit haben sich die Schwellenländer, die heute besser mit höheren US-Zinsen und einem stärkeren US-Dollar zurechtkommen sollten als früher, da die meisten von ihnen jetzt über flexible Wechselkurse und umfassende Devisenreserven verfügen, deutlich abgekoppelt.

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