Obamas Wiederwahl unterstützt US-Anleihenmarkt

Nicolas Forest, Head of Rates & Forex Strategy, Dexia Asset Management
Nicolas Forest, Head of Rates & Forex Strategy, Dexia Asset Management

Für die Anleihenmärkte erweist sich die Wiederwahl von Barack Obama als positiv. Obama dürfte die FED mit Sicherheit darin bestärken, so lange wie nötig niedrige Sätze beizubehalten. Mit der Gewährleistung einer geldpolitischen Kontinuität und dem Willen, die Schuldenlast zu senken, geht Dexia Asset Management wie bisher von niedrigen Sätzen (d.h. unter 2%) aus. So sind die 10-Jahres-Sätze der Schatzanweisungen am Tag nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses um 6 Basispunkte gesunken. Ein Risiko bleibt jedoch die sogenannte Fiscal Cliff. Diesbezüglich wäre ein schneller Kompromiss sowohl für die Höhe der Sätze als auch für das Vertrauen der Märkte überaus wünschenswert. Dies schreibt Nicolas Forest, Head of Rates & Forex Strategy, Dexia Asset Management, in seinem neusten Kommentar.

12.11.2012, 15:44 Uhr

Redaktion: sek


Angesichts der gegenwärtig schwächelnden Weltwirtschaft und der europäischen Schuldenkrise haben die Finanzmärkte die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten mit grossem Interesse verfolgt. Zwar mag der Sieg von Barack Obama nicht alle Fragen für das kommende Jahr 2013 beantworten, aber dennoch lassen sich damit mindestens zwei entscheidende Fragen für die nächsten Monate klären.

Die Haushaltsfrage
Dollar-Investoren beschäftigt für 2013 die grosse Frage der berühmten Fiskalklippe („fiscal-cliff“), also dem Auslaufen einer Reihe von Haushaltsprogrammen, die die vorherigen Regierungen während der Rezession ergriffen hatten. Das Arbeitsbeschaffungsgesetz von 2010 und die 2001, 2003 und 2009 verabschiedeten Steuerermässigungen laufen zum Ende des Jahres aus, was eine Verringerung des Defizits, zugleich aber auch eine starke Beeinträchtigung des Wachstums zur Folge haben würde. Sollte es zu keiner Verlängerung der Massnahmen kommen, könnte das amerikanische Defizit auf 4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gegenüber 7 Prozent in diesem Jahr sinken. Dafür warnt das Congressional Budget Office jedoch davor, dass das reale Wachstum 2013 mit -0,5 Prozent negativ ausfallen könnte und die Arbeitslosenquote erneut auf 9 Prozent ansteigen könnte.

Mitt Romney wollte die Fiskalklippe aufschieben: Er war für eine maximale Senkung aller Ausgaben, vor allem im sozialen und medizinischen Bereich und eine gleichzeitige Verringerung der Steuersätze. Barack Obama scheint hingegen den Plänen des Simpson-Bowles-Ausschusses folgen zu wollen. Diese sehen vor, die Steuersenkungen für Spitzenverdiener nicht aufrechtzuerhalten. Da das Repräsentantenhaus trotz Obamas Wahlsieg und der demokratischen Mehrheit im Senat aber weiterhin mehrheitlich von Republikanern beherrscht wird, muss für die Verringerung des Defizits und zur Vermeidung der Fiskalklippe ein Kompromiss gefunden werden. Für die amerikanische Verschuldung ist der Sieg des scheidenden Präsidenten positiv, da deren Verringerung in den nächsten vier Jahren höhere Priorität geniessen dürfte.

Die Frage nach der Geldpolitik
Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) wechselt ihre Geldpolitik nicht aufgrund politischer Mehrheiten. Allerdings ist die ausserordentlich kulante Politik von Ben Bernanke bei den Republikanern auf grosse Kritik gestossen, was vor allem mit dem Inflationsrisiko im Zuge des Geldschöpfungsprozesses zusammen hängt. Während das Mandat von Ben Bernanke im Januar 2014 ausläuft, unterstützt die Wiederwahl von Barack Obama implizit die gegenwärtige Politik, und sie wird die Fed mit Sicherheit darin bestärken, so lange wie nötig niedrige Zinssätze beizubehalten (zum gegenwärtigen Zeitpunkt bis 2015). Ausserdem macht sie eine Fortsetzung der derzeitigen Politik wahrscheinlicher, entweder mit der Erneuerung des Mandates von Ben Bernanke im Jahre 2014 oder aber mit der Ernennung von Janet Yellen. Dieser geldpolitische Status quo ist ein unterstützender Faktor für den US-Staatsanleihenmarkt.

Für Anleihen erweist sich die Wiederwahl von Barack Obama somit als positiv. Geldpolitische Kontinuität gepaart mit dem Willen, die Staatsverschuldung zu senken, lassen längerfristig auf weiterhin niedrige Zinsen (unter 2 Prozent) schliessen. Nach Verkündung des demokratischen Wahlsieges sanken die Zinsen für 10-jährige US-Treasuries um 10 Basispunkte. Nun beginnt eine neue Phase: die der Verhandlungen zur Fiskalklippe in einem gemischten Kongress. Ein schneller Kompromiss wäre sowohl für die Höhe der Zinssätze als auch für das Vertrauen der Märkte überaus wünschenswert. Allerdings besteht das Risiko einer Blockade, die eine gewisse Risikoabneigung zur Folge haben könnte. Obama hat aber noch ein weiteres As im Ärmel, nämlich die Immobilienpolitik. Der Wechsel an der Spitze der FHFA (Federal Housing Finance Agency – des Regulierers des amerikanischen Immobilienmarktes) könnte mit einem massiven Plan für die Hypothekenrefinanzierung zusammentreffen, um dem noch recht zerbrechlichen Wachstum einen Schub zu verleihen. Davon könnte die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr profitieren.

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