Normalisierung der Volatilität erfordert aktiveres Management

Bild: Pixabay
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Die Volatilität hat sich an den Aktienmärkten zurückgemeldet. Anleger müssen jetzt stets bereit sein für kurzfristige Richtungs- und Tempowechsel, meint Christian Hille, Head Multi Asset von DWS.

19.04.2018, 10:34 Uhr

Redaktion: glc

Während 2017 im Rückspiegel betrachtet ein geradezu perfektes Jahr für den Autopiloten gewesen wäre, müssten Investoren 2018 hellwach sein, rät Christian Hille, Head Multi Asset von DWS: "Mit beiden Händen am Lenker, hochkonzentriert, immer bereit für kurzfristige Richtungs- und Tempowechsel." Die Volatilitäts-Tiefststände von 2017 scheinen in weite Ferne gerückt. Denn am 8. Februar beendete der S&P 500 nach mehr als 400 Tagen seine bisher längste Phase ohne 5-Prozent-Rücksetzer.

Gemäss Hille schwankte der US-Aktien-Index seither bereits 20-mal um mehr als 1,0 Prozent, zweieinhalb Mal so oft wie im gesamten Jahr 2017. Und der Vix, der die implizierte Volatilität des S&P 500 abbildet, ist am 5. Februar sowohl prozentual als auch absolut so stark gestiegen wie nie zuvor an einem einzelnen Tag. 2017 verharrte der Vix ganze 55 Tage unter 10 Punkten. Beachtlich sei, dass der Vix es seit seiner Auflegung im Juni 1990 bis Ende 2016 gerade einmal auf 10 Tage unter 10 Punkten gebracht hat. Definiert man 20 Punkte im Vix als Schwelle, ab der hohe Vola beginnt, dauerte die Hoch-Vola-Phase im Januar und Februar 21 Handelstage. Am 22. März folgte bereits die nächste Phase höherer Schwankungen. 2017 gab es nach dieser Definition keinen einzigen Hoch-Vola-Tag (siehe Grafik). Investoren müssen bis Anfang 2016 zurückblicken, um auf eine längere Phase mit höherer Volatilität zu stossen.



Vorderhand keine grossen Inflations- und Zinssprünge erwartet
Laut Hille sollte das Jahr 2017 den Tiefpunkt der Volatilität markiert haben. "Der laufende Zinszyklus sowie der Anfang der Bilanzverkürzung der grossen Zentralbanken (Eurozone, Japan, USA), den wir spätestens im vierten Quartal dieses Jahres erwarten, sind zu allgegenwärtig, um von den Märkten ignoriert zu werden", schreibt er. Als Risikoszenario für die kommenden ein bis zwei Jahre sieht er vor allem die Rückkehr der Wirkung der Phillipskurve, schlimmstenfalls in nicht-linearer Form.

Die Gefahr eines sprunghaften Anstiegs der Lohnkosten in den USA, wenn die Arbeitslosenzahl eine bestimmte Schwelle unterschreitet, entspricht jedoch nicht dem Kernszenario von DWS. Demgemäss sollten Infaltion und Zinsen in diesem Zyklus keine grosse Aufwärtsbewegung mehr starten. Die Fed könnte ihren Erhöhungszyklus bei einem Stand von etwa 3,0 Prozent bereits beenden. Es wird zwar ein volatileres Jahr erwartet, da sich die Anleger mit den Themen Überhitzung und Zinszyklus auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig wirke jedoch der global synchrone Aufschwung weiter als Sicherungsnetz, was den Börsen noch einen längeren spätzyklischen Herbst bescheren könnte. Mittelfristig dürfte das durchschnittliche Vola-Niveau zwar nur leicht ansteigen. Plötzliche Ausbrüche sind jedoch gemäss Hille nicht ausgeschlossen.

Attraktive Stillhaltergeschäfte
"Angesichts möglicher Vola-Ausbrüche werden wir auch weiterhin keine aggressiven Short-Vola-Strategien fahren", betont der Multi-Asset-Experte. Es gäbe durchaus elegantere Methoden, von der Vola oder von Vola-Veränderungen zu profitieren. Investoren können, meint er. So könne man zum Beispiel Preisinkonsistenzen, die sich aufgrund der Konvexität der Vola-Produkte ergeben, für sich nutzen. Ebenfalls attraktiv sei das Schreiben von Verkaufsoptionen – also das Eingehen von Stillhaltergeschäften. Diese Strategie sei mit dem leichten Anstieg des durchschnittlichen Vola-Niveaus sogar noch interessanter geworden. Eine Anlage in einen Index, der Verkaufsoptionen auf den S&P 500 geschrieben und als Sicherheit einen entsprechenden Barbetrag verzinslich angelegt hätte, hätte sich über einen Zeitraum von 20 Jahren ähnlich gut wie der S&P 500 entwickelt, jedoch mit deutlich niedrigerer Volatilität.

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